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22 Januar 2009

Neues Dilthey-Jahrbuch

Bei Frommann-Holzboog ist das Dilthey International Yearbook for Philosophy and the Human Sciences angekündigt; der erste Band soll Juni 2009 erscheinen:

Das Jahrbuch versteht sich als Plattform der internationalen Dilthey-Forschung. Darüber hinaus soll es aber auch jenen Wissenschaftlern als Publikationsorgan dienen, die sich der methodischen Erneuerung der Kultur-, der Philosophie- und der Begriffsgeschichte verpflichtet haben. Es wird Forscher verschiedener Traditionen und Kulturen unter einem Dach versammeln. Die Beiträge werden auf Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Portugiesisch und Italienisch veröffentlicht. Ihnen vorangestellt werden Abstracts in der Originalsprache und in englischer Übersetzung. (Quelle: Verlag)

19 Januar 2009

Fundamental, mein lieber Watson

Was ist fundamental? Für eine Antwort bis zum 1.3. will Dialectica immerhin 500 Pfund lockermachen. Mehr dazu auf der Homepage der Zeitschrift: http://www.wiley.com/bw/journal.asp?ref=0012-2017&site=1

15 Januar 2009

The world's most notorius atheist ?

Anthony Flew habe ich hier schon mal erwähnt. Ich käme nicht auf die Idee, ihn als den berühmtesten Atheisten anzusehen, da fallen mir eher Dawkins oder Dennett ein. Aber wer will darüber schon streiten. Ich käme auch nicht auf die Idee, ihn als "stellar philosophical mind" oder "one of the leading analytical philosophers" (Lobesworte aus Rezensionen) zu bezeichnen, aber was solls. Vor kurzem hat er There is a god vorgelegt, Untertitel: "How the world's most notorious atheist changed his mind" (New York : HarperCollins, 2007). Liegt gerade vor mir, und ich wundere mich schon, dass das Buch sich nicht mit einem Klappentext von Michael Behe unwohl fühlt. Das Buch enthält bekannte Argumente (vgl. die Darstellung hier), die keinen anderen Atheisten von der Existenz eines Gottes überzeugen werden, aber natürlich den Theisten gefallen, und zwei Anhänge anderer Autoren. Der erste ist von einem Roy Abraham Varghese, der mir noch nie aufgefallen ist.Aber er bringt ein Argument, das mir neu ist, das geht so: Atheisten und Theisten seien sich einig, wenn überhaupt etwas existierte, dann müsse es etwas vorher gegeben haben, dass immer existierte. Wie kam das zur Existenz? Antwort: Es war schon immer da, d.h. es ist ohne Anfang. Nun müsse man sich entscheiden, ob das Gott sei, der dann eben das Universum geschaffen habe (das dann einen Anfang hätte) oder das Universum (das dann keinen Anfang hätte). Diese Alternative sei aber asymmetrisch. Denn wenn die atheistische Lösung "Das Universum gab es schon immer" wahr sei, sei es unerklärlich, wie dieser ewige Zustand der Existenz zustandegekommen sei. Wenn es hingegen einen Gott gäbe, möchte es zwar für uns Menschen unerklärlich sein, wie es zu der Existenz Gottes gekommen sei, aber natürlich nicht für Gott. Oder kurz: Eine ewige Existenz des Universums ist unerklärlich, eine ewige Existenz Gottes ist es nicht. Also ist die letztere Theorie vorzuziehen.
Hier scheint mir das Motiv für den aggressiven, argumentativen Theismus ganz offenkundig: es ist ein Kampf gegen die Angst und das Geworfensein. Kierkegaard behalf sich mit dem Glauben, aber die modernen Theisten wollen lieber wissen. Also behelfen sie sich mit dem Postulat, dass Gott eben weiß, dann weiß wenigstens einer.
Aber Wissen ist gegen den Glauben, und ohne Glaube bin ich nichts, sagte Gott, und verschwand in einer Logikwolke. (Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis)

13 Januar 2009

Kann eine Klassifikation falsch sein?

Zu meinen Aufgaben in der Sacherschließung gehört, dass ich RVK-Notationen vergebe, für jedes Buch. Da wir in Erlangen die Notation kaum zur Ordnung der Aufstellung nutzen -- Magazinbibliothek --, hat für mich die Notation reinen Sacherschließungscharakter. Daher habe ich z.B. kein Problem damit, einem Titel mehrere Notationen zu verpassen. Und daher habe ich auch kein Problem damit, eine bereits vorhandene Notation zu ändern, wenn ich meine, dass eine andere besser passt. Weil das nicht zur Folge hat, dass wir auch die Signatur ändern müssten.
Nun habe ich im Referendariat gelernt, dass man als Fachreferent die Sacherschließung der andern am besten in Ruhe lässt, und zwar a) weil man dann Zeit spart, und b) weil die andern sich bestimmt was dabei gedacht haben. Allerdings habe ich auch gelernt, dass es hin und wieder vorkommt, dass da schlicht was falsch ist. Das kann banale Gründe haben. Hin und wieder treffe ich auf Schlagworte, die ich nur mit einem Computerfehler (vielleicht der Update-Routine der DNB oder einer Datenübernahme in den Bayerischen Verbund) erklären kann, weil sie dermaßen offensichtlich neben der vorliegenden Publikation liegen. Erinnerlich ist mir ein allgemeiner Aufsatzband zur politischen Philosophie, der durch einige geographische und historische Schlagworte erschlossen wurde. Die entferne ich ohne Gewissensbisse. Bei Schlagwortketten füge ich ansonsten lieber eine weitere hinzu, statt etwas zu löschen. Aber wie ist es mit der klassifikatorischen Erschließung?
Konkret habe ich hier ein Buch über Jan Patočka, das mit der Notation CI 7800 versehen wurde. Die Notation bedeutet: Philosophie seit 1900, regional: "Andere Länder". Das ist die "Sonstiges"-Klassifikation. Da Patočka Tscheche ist, hätte ich ihn in CI 7400 getan, das ist "Russland, ehem. Sowjetunion und slaw. Sprachraum". Durch die Diskrepanz ging mir auf, dass ich gar nicht weiß, ob tschechisch eine slawische Sprache ist. Aber wenn es eine ist, dann ist doch wohl die Notation CI 7800 definitiv falsch?
Wikipedia meint: Tschechisch ist eine westslawische Sprache. Hab also die Notation geändert.

07 Januar 2009

Kann ein Telefon den Geist erweitern?

David Chalmers bekennt im Vorwort zu Andy Clarks Supersizing the mind (Oxford : OUP, 2008), er habe ein Iphone gekauft und benutze es regelmäßig; es habe bereits einige zentrale Funktionen seines Gehirns übernommen! "My iPhone is not my tool, or at least it is not wholly my tool. Parts of it have become parts of me." (S. X). Darin vertritt Chalmers die These des Erweiterten Geistes (extended mind): "When parts of the environment are coupled to the brain in the right way, they become parts of the mind". Clarks Buch stellt dar, was das bedeutet, und argumentiert für diese Betrachtungsweise des Geistes. Gegenargumente sollte man wohl erst formulieren, wenn man Clarks Argumente gelesen hat...