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13 Juni 2006

Auf wen sich Kierkegaard in seinen Tagebüchern bezieht

Hin und wieder erstarrt man in Bewunderung vor den Fleißarbeitern, die sich die Mühe machen, das gesamte Korpus eines Philosophen nicht nur zu lesen, sondern irgendworaufhin auszuwerten. Mir scheint, dass sich Hélène Politis mit der Frage, welche Bezüge auf Philosophen in Kierkegaards Tagebüchern auftauchen, noch eine der interessanteren denkbaren Fragestellungen ausgedacht hat. Ihr Werk heißt Répertoire des références philosophiques dans les Papirer (Papiers) de Søren Kierkegaard (bisschen runterscrollen) und erschien 2005 bei den Publications de la Sorbonne. Damit setzt Politis übrigens eine Reihe einschlägiger eigener Publikationen zum Thema fort.
Das Verzeichnis der Bezugnahmen ist netterweise philosophiegeschichtlich geordnet, fängt bei den Sieben Weisen an und endet mit Eduard Zeller. Manchem Verdacht kann man so nun leichter nachgehen: Spinoza bei Kierkegaard z.B. Die Seiten 15-221 gelten der antiken Philosophie bis Boethius, danach bleiben grad mal weitere 200 Seiten für den Rest der Philosophiegeschichte -- war mir nicht so klar, wieviel Kierkegaard in den Alten geschmökert hat.
Schade, dass die deutsche Kierkegaard-Ausgabe der Papirer noch nicht weiter ist. Politis' Nachweise scheinen sich auf Fragmentnummern zu beziehen, so dass man nicht auf die Seitenzahlen der großen dänischen Ausgabe angewiesen ist. Etwas irritierend, aber da gewöhnt man sich dran, ist der Umstand, dass die Namen klassischer Philosophen auf französisch wiedergegeben werden.

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