John Abercrombie (1780-1844) war ein "schottischer Arzt und Philosoph": sagt die
deutsche Wikipedia, ein tiefergehender Eintrag fehlt bislang. In der englischen -- man ersetze einfach das "de" in der Browserzeile durch "en" -- erfährt man
ein bisschen mehr, wenn auch nicht sehr schmeichelhaftes, über die philosophische Tätigkeit:
He also found time for philosophical speculations, and in 1830 he published his Inquiries concerning the Intellectual Powers of Man and the Investigation of Truth, which was followed in 1833 by a sequel, The Philosophy of the Moral Feelings. Both works showed little originality of thought; they achieved wide popularity at the time of their publication, but have long been superseded.
Das erstgenannte, die
Inquiries, liegt mir gerade vor, in der 5. Auflage von 1835: wirklich ein Bestseller. Auf dem Titelblatt wird Abercrombie nicht nur "M.D. F.R.S.E." genannt --was ist das bloß? --, sondern auch "fellow of the Royal College of physicians of Edinburgh, &c. and first physician to his majesty in Scotland": ein erfolgreicher Arzt. Die Inquiries finde ich deswegen bemerkenswert, weil das Inhaltsverzeichnis bestätigt, was der Verfasser im Vorwort verspricht: das hier die philosophische Untersuchung des Geistes zielt auf "useful purpose" und "application". Während also die erkenntnistheoretischen und sonstigen philosophischen Theorien im Rahmen des vom Empirismus gewöhnten sein dürften und mit vielleicht "little originality" vorgetragen werden, scheint mir die Ausweitung auf Abercrombies Erfahrung als Mediziner und die Kombination mit damals bekannten medizinischen Theorien und Fakten über Bewusstsein, spektralen Illusionen, Delirium, Erinnerung, Traum, Schlafwandelei, und geistiger Behinderung alles andere als unoriginell. Außerdem ergänzt Abercrombie seine Reflexionen zu Ursache und Wirkung für seine Mitmediziner um Regeln zur Forschung!
Alles in allem taugt das Buch, denke ich, durch seine (originelle) Kombination von Spekulation und Empirie sehr gut als Überblick über den Kenntnisstand zum Thema 'Bewusstsein' in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.