Vor einiger Zeit habe ich auf eine neue philosophische Veröffentlichung zur Frage hingewiesen. Dabei ist mir allerdings nicht aufgefallen, dass es ja eine Tradition seit der Antike gibt, die sich mit der Frage befasst bzw. die eben vertritt, dass es besser sei. Als erster Zeuge dafür wird Silen angeführt, der von Midas befragt wurde (das ist der mit den Goldfingern), was er denn dem Menschen am zuträglichsten erachte. Der darauf: Wenn er nicht geboren würde, und danach, wenn er gleich wieder stürbe (so gibt das Hederichs Lexikon wieder).
Darüber und über die Conditio humana "zwischen Aischylos und Nietzsche" mehr in Umberto Curi: Meglio non essere nati. Turin : Bollati Boringhieri, 2008.
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06 August 2008
19 November 2007
Schwule und feministische Anthropologie
laufen entgegengesetzt, entnehme ich Michael Gronebergs Aufsatz 'Bullenmänner' - Zur Biologisierung männlichen Begehrens. Während feministische Theoretikerinnen "no nature" in der Frage, wie das biologische Geschlecht auf das Verhalten wirke, vertreten, ziehen sich Schwule (aus politischen Gründen) auf "no choice" zurück. Dass sie darin ein genetisches Argument haben in Studien von Dean Hamer und Peter Copeland, war mir neu. Groneberg zitiert aber nicht nur zugleich Hamers eigenes vorsichtiges Resumee, dass Männer lediglich stärker als Frauen in ihren sexuellen Präferenzen erblich bedingt seien, er weist auch darauf hin, dass diesen Ergebnissen womöglich eine bestimmte Forschungsstrategie zugrundelag. Wenn Frauen und Männer am Ende des 20. Jahrhunderts die Plätze getauscht haben an den Polen Kultur und Natur, dann haben vielleicht beide etwas davon. -- Nur dass das in der Alltagskultur noch nicht angekommen ist.
Der Aufsatz Gronebergs in: Ders. (Hg.), Der Mann als sexuelles Wesen : zur Normierung männlicher Erotik. Fribourg : Academic Press, 2006, 5-36.
Der Aufsatz Gronebergs in: Ders. (Hg.), Der Mann als sexuelles Wesen : zur Normierung männlicher Erotik. Fribourg : Academic Press, 2006, 5-36.
02 Mai 2006
Was ist der Mensch?
Überschriften dieses Typs lassen hoffentlich erahnen, dass hier keine Antworten geboten werden -- aber Hinweise auf Texte mit Antworten. Oder nicht mit Antworten, sondern mit Versuchen, die Frage genau zu verstehen. Oder ...
Philosophische Anthropologie gibt's, seit es Philosophie gibt, aber als eigenständige Teildisziplin hat man wohl erst so richtig Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Arbeit begonnen. Dann kamen Gehlen und Plessner und haben die Diskussion so sehr dominiert, dass eine Zeitlang niemand nennenswert Lust hatte, sich um's Thema zu kümmern. "Aber jetzt ..." haben sich Hans-Peter Krüger und Gesa Lindemann gedacht und gemeinsam den Sammelband Philosophische Anthropologie im 21. Jahrhundert (Berlin : Akademie, 2006) rausgebracht, der zugleich der 1. Band einer Reihe Philosophische Anthropologie ist (hier: die Plessner-Gesellschaft hat das Inhaltsverzeichnis abgetippt, unter "2. Aktuelle Forschungsliteratur"). Krüger legt in seinem Beitrag den Fokus auf Plessner, weil das tragfähiger als Gehlen und Scheler sei:
Das tue man, "ohne hinter das Niveau an schriftsprachlichen Dezentrierungen des Subjekts (im Sinne von Derrida oder Habermas) zurückzufallen".
Der Band gibt einen guten Überblick über den Stand der Diskussion -- vermute ich, ohne diesen zu kennen. Ach ja: Kontinentaler geht's kaum. Nicht Schrift, nicht Sprache, sondern: der Mensch.
Philosophische Anthropologie gibt's, seit es Philosophie gibt, aber als eigenständige Teildisziplin hat man wohl erst so richtig Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Arbeit begonnen. Dann kamen Gehlen und Plessner und haben die Diskussion so sehr dominiert, dass eine Zeitlang niemand nennenswert Lust hatte, sich um's Thema zu kümmern. "Aber jetzt ..." haben sich Hans-Peter Krüger und Gesa Lindemann gedacht und gemeinsam den Sammelband Philosophische Anthropologie im 21. Jahrhundert (Berlin : Akademie, 2006) rausgebracht, der zugleich der 1. Band einer Reihe Philosophische Anthropologie ist (hier: die Plessner-Gesellschaft hat das Inhaltsverzeichnis abgetippt, unter "2. Aktuelle Forschungsliteratur"). Krüger legt in seinem Beitrag den Fokus auf Plessner, weil das tragfähiger als Gehlen und Scheler sei:
Plessners Philosophische Anthropologie wird inzwischen als der naturphilosophisch-phänomenologische und systematisch mit dem klassischen Pragmatismus (Dewey, Mead) vergleichbare Ausweg aus den Grenzen der sprachanalytischen Dualisierung und der sprachhermeneutischen Denaturalisierung des Menschen als eines spezifikationsbedürftigen Lebewesens rekonstruiert.
Das tue man, "ohne hinter das Niveau an schriftsprachlichen Dezentrierungen des Subjekts (im Sinne von Derrida oder Habermas) zurückzufallen".
Der Band gibt einen guten Überblick über den Stand der Diskussion -- vermute ich, ohne diesen zu kennen. Ach ja: Kontinentaler geht's kaum. Nicht Schrift, nicht Sprache, sondern: der Mensch.
26 April 2006
Ist das Böse eine Krankheit der Menschheit?
Es lässt sich als eine beschreiben: es verbreitet sich wie ein Virus, und wenn der Virus zu aggressiv wird, wird er seinen Wirt auslöschen. So in Kurzform "the first comprehensive psychology of Human Evil", das neue Buch von Steven James Bartlett: The pathology of man : a study of human evil, Springfield : Thomas, 2005.
The human species is shown to be autopathological in many ways, as well as pathological in its effects upon global biodiversity. [...] Finally, the work initiates a reflexive examination of how mankind's aggression, destructiveness, and cruelty to members of its own species are fostered and maintained by human patterns of thought and by a conceptual vocabulary that together ecourage a certain interpretation of the world that itself is pathological. (Klappentext)
Tags:
Böses,
Ethik,
Philosophische Anthropologie
17 November 2005
Mensch und Raum
Das Thema sieht man meist im Zusammenhang mit der Veränderung des Raums in der Moderne behandelt. Die Entwicklung der Städte, die Beschleunigung des Lebens usw. Eine Ausnahme ist da die Dissertation von Nana Hartig, Mensch im Garten : Gartenerfahrungen als Spiegel mythischen Denkens. Wer das Buch in einer Buchhandlung sieht, möge sich nicht vom bunten Umschlag abschrecken lassen: das ist kein Ratgeber.
Allerdings ist es auch keine philosophische Studie, sondern eine, die unter der Schirmherrschaft des Ethnologen Werner Mezger entstanden ist. Entsprechend gibt es empirische Anteile: Interviews mit Gartenbesitzern. Aber "Denken" ist schließlich auch etwas, das von irgendjemandem vollzogen wird, so dass es nicht auf Anhieb der verkehrte Ansatz sein kann, wenn man sich diesen Denkenden zuwendet...
Allerdings ist es auch keine philosophische Studie, sondern eine, die unter der Schirmherrschaft des Ethnologen Werner Mezger entstanden ist. Entsprechend gibt es empirische Anteile: Interviews mit Gartenbesitzern. Aber "Denken" ist schließlich auch etwas, das von irgendjemandem vollzogen wird, so dass es nicht auf Anhieb der verkehrte Ansatz sein kann, wenn man sich diesen Denkenden zuwendet...
01 September 2005
Langweilen Sie sich?
Dann beschäftigen Sie sich doch mit dem Diskurs der Langeweile. In Elizabeth S. Goodsteins Diss, grad erschienen (Experience without qualities : boredom and modernity, Stanford/CA : Stanford UP 2005), wird dieser rekonstruiert. Allerhand neues und spannendes bietet der kulturgeschichtliche Blick. Der Untertitel des Buches verdankt sich der Entdeckung, dass die Langeweile im 19. Jahrhundert ein neues Gesicht bekommen hat: nämlich als Epidemie, als ansteckende Krankheit. Das liegt am sich wandelnden Selbstverständnis der Menschen wie an den veränderten soziokulturellen Bedingungen. Der Versuch, das Wesen der Langeweile ohne den Hintergrund des Gelangweilten zu bestimmen, muss darum misslingen.
Goodstein widmet sich der Langeweile in der Literatur (bei den Romantikern, Flaubert, Musil) wie in der philosophischen Anthropologie (Simmel, Heidegger). Ein wunderbar belesenes und gut lesbares Buch.
Die Inspiration zu diesem empfing Goodstein, teilt sie im Vorwort mit, in einem Café in Tübingen: nicht weils in der Provinz so langweilig wäre, sondern weil dort das erste von vielen guten Gesprächen stattfand. Da steht also gleich zu Anfang auch das Rezept gegen die Langeweile: ein Café, eine inspirierende Stadt, und ein gutes Gespräch...
PS: Was Google zum Stichwort Langeweile empfiehlt Flirts (1. Treffer) und Zufall (2. Treffer). Diese Beobachtung hat bestimmt eine Moral. Welche?
Goodstein widmet sich der Langeweile in der Literatur (bei den Romantikern, Flaubert, Musil) wie in der philosophischen Anthropologie (Simmel, Heidegger). Ein wunderbar belesenes und gut lesbares Buch.
Die Inspiration zu diesem empfing Goodstein, teilt sie im Vorwort mit, in einem Café in Tübingen: nicht weils in der Provinz so langweilig wäre, sondern weil dort das erste von vielen guten Gesprächen stattfand. Da steht also gleich zu Anfang auch das Rezept gegen die Langeweile: ein Café, eine inspirierende Stadt, und ein gutes Gespräch...
PS: Was Google zum Stichwort Langeweile empfiehlt Flirts (1. Treffer) und Zufall (2. Treffer). Diese Beobachtung hat bestimmt eine Moral. Welche?
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