Ich meine, Philippa Foot hätte das Experiment aufgebracht. In Spiegel online (und wohl auch in der Druckausgabe) berichtet Jörg Blech über empirische Forschung, die zu klären sucht, wie die meisten Menschen in diesem Fall entscheiden würden. Gefragt wurde aber auch nach einer Alternative:
Und was, wenn ein dicker Mann auf einer Brücke direkt über dem Bahndamm stünde? Sein schwerer Körper würde den heranrasenden Zug aufhalten, die fünf Gleisarbeiter wären gerettet. Wäre es richtig, den Mann zu schubsen?
Blech teilt auch das Ergebnis mit: die meisten Leute würden die Weiche umstellen, aber nur 15% würden den dicken Mann schubsen, obwohl doch unterm Strich die gleiche Bilanz stünde. 300.000 Leute aus unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Kontexten haben ihre Antwort abgegeben; da scheint schon so etwas wie eine interkulturelle, genetische (?) Konstante hervorzuleuchten. Blechs ausführlicher Artikel verdankt sich dem Buch von Marc Hauser, Moral minds, 2006 erschienen, das auch schon der Südeutschen einen Artikel wert war.
Ja, das "trolley problem" stammt von Philippa Foot und wurde eingeführt in : "Abortion and the Doctrine of the Double Effect", in: Oxfrod Review 5/1967. Ausführlich diskutiert und erweitert wurde es dann von Judith Jarvis Johnson, die etwa den dicken Mann einführt. Der maßgebliche Artikel dazu: "Killing, letting die and the trolley problem", in: The Monist 59/1976, 204-217.
AntwortenLöschenDanke. Hätte ich meine Bibliographie mal aktualisiert... Die Initialen von Judith Jarvis sind nicht ganz so einheitlich, sie heißt "Thomson". Und wir denken natürlich mit Vergnügen an die auch Ihnen bekannte Parodie.
AntwortenLöschenAch herrje, der falsche Nachname "Johnson" hat sich bei mir irgendwie fossiliert...
AntwortenLöschenIch kann mir "Thompson" nicht merken, verflixt, dabei hab ich sogar die Seitenzahlen nachgesehen...
Rein rechtlich gesehen übrigens ist die Lage eindeutig:
AntwortenLöschenStellt man die Weiche um bzw. schubst man den Mann, hat man "Schicksal gespielt" - und genau diese Rolle steht einem als Bundesbürger nicht zu.
Es wird einem nicht zugestanden, zu entscheiden wer stirbt, egal ob damit von der Anzahl her mehr Leute überleben würden.
Wäre das zweite Gleis, auf das man den Wagen umlenkt leer, dann ist das Umlenken des Wagens die korrekte Handlungsweise.
Korrekt ebenfalls wäre es, wenn man den Mann fragen würde, ob er sich bereit erklärt für das Wohl Vieler den Tod in Kauf zu nehmen.
Aber selbst entscheiden darf man (laut Gesetz) nicht.
Interessant: Steht ein Mann auf dem Gleis, und man lenkt um, wird man mit Haftstrafe belegt, steht keiner da und man lenkt nicht um, folgt ebenfalls die Haftstrafe (unterlassene Hilfeleistung).
Damit entspricht die rechtliche Regelung aber genau meinen moralischen Intuitionen.
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