Manche Philosophen sind toter als andere. Das hat nicht nur mit ihrem Werk zu tun, sondern auch mit ihren Bildern. Sokrates und Aristoteles z.B. haben es auch zu prominenten Büsten gebracht, die vielen vertraut sind, zu schweigen von Raphaels Philosophie-Bild, dem man kaum entgehen kann in der philosophischen Publizistik, so viele Titelbilder und Schutzumschläge sind daraus gemacht worden. Manchmal frage ich mich, ob Nietzsches Schnurrbart nicht größer ist als seine Philosophie; und manches Gemälde eines Fürsten der Aufklärung kann ich nicht ansehen, ohne Descartes (Schnurrbart, Frisur) darin zu erkennen.
Jeremy Bentham hat schon zu Lebzeiten dafür Sorge getragen, dass sich die Nachwelt ein bestimmtes Bild von ihm macht. Und weil die Sache selbst besser als ihr Abbild ist, hat Bentham beides vermischt: in seinem Konzept eines "Auto-Icon": eine Statue, zu fertigen aus dem Material seines Körpers, nach Sektion und wissenschaftlicher Untersuchung mumifiziert. Ich entnehme dies dem Ausstellungskatalog The old radical : Representations of Jeremy Bentham, hg. von Catherine Fuller. Die Ausstellung war 1998 im University College in London, wo auch das Bentham Project beheimatet ist. Das Auto-Icon wurde, nach Benthams testamentarisch ausgesprochenem Willen, aus seinem Körper gemacht: eine sitzende Statue, angekleidet, mit Stab. Es ist hier (gif) zu sehen, die näheren Umstände erläutern die Webseite und ein Aufsatz. Wie dieses Auto-Icon das Glück der Menschheit stärker befördert als sein Fehlen, hat Bentham, Erfinder des Utilitarismus, sicher auch ausführlich begründet ...
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30 März 2006
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