Holger A. Leuz hat seine Dissertation zum Thema dankenswerterweise elektronisch veröffentlicht: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/
volltextserver/volltexte/2008/8117/. Sie heißt "identität und Kolokalisation : zur metaphysischen Problematik der Individuation konkreter Objekte", und er behandelt darin auch die Gedankenexperimente vom Schiff des Theseus und der Katze Tibbles; auch Max Blacks Kritik an Leibniz' Gesetz.
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06 Juni 2008
27 April 2008
Was ist ein Achilles?
Thomas M. Lennon und Robert J. Stainton haben bei Springer (2008) ein Buch herausgegeben: The Achilles of rational psychology. Was ist dieser Achilles? Da der erste Aufsatz darin fragt, ob Plato das Achilles-Argument erfunden habe, weiß man schon mal, dass es sich um ein Argument handelt. Dummerweise gibt Wikipedia nichts her, weder auf deutsch noch auf englisch.
Hier ist die Einführung von Lennon und Stainton als pdf. Da steht immerhin drin, dass ein Achilles-Argument von einer Beobachtung der Einheit des Denkens oder Bewusstseins zur These führt, dass auch der Geist (oder die Seele) "einfach" sein müsse. Und das daraus in einem zweiten Schritt Philosophen auch die Unsterblichkeit der Seele haben ableiten wollen.
Wieso heißt sowas "Achilles"?
Am Philosophie-Department der Uni von Western Ontario gab es ein Achilles-Project, dessen Frucht das Buch ist. Es hat auch eine Webseite, aber nicht diese hier, sondern diese hier. Dort wird auf Kant verwiesen; auf diese Stelle der KrV (A, 221):
Heißt das Argument also "Achilles", weil Kant es als erster so genannt hat? Aber was bewog ihn dazu? Kant verwendet den Ausdruck "Achilles" im Sinne des "der Achilles von etwas" öfter, wie die Suche in seinen Werken zeigt. Pierer's Universal-Lexikon von 1857 kennt den Ausdruck "Achilles" als den Namen eines "Trugschlusses", allerdings eines bestimmten: eben der Zenoschen Bewegungsparadoxie. Hat Kant also die spezifische Bedeutung zu der allgemeinen "Trugschluss" verbreitert?
Hier ist die Einführung von Lennon und Stainton als pdf. Da steht immerhin drin, dass ein Achilles-Argument von einer Beobachtung der Einheit des Denkens oder Bewusstseins zur These führt, dass auch der Geist (oder die Seele) "einfach" sein müsse. Und das daraus in einem zweiten Schritt Philosophen auch die Unsterblichkeit der Seele haben ableiten wollen.
Wieso heißt sowas "Achilles"?
Am Philosophie-Department der Uni von Western Ontario gab es ein Achilles-Project, dessen Frucht das Buch ist. Es hat auch eine Webseite, aber nicht diese hier, sondern diese hier. Dort wird auf Kant verwiesen; auf diese Stelle der KrV (A, 221):
Dies ist der Achilles aller dialektischen Schlüsse der reinen Seelenlehre, nicht etwa blos ein sophistisches Spiel, welches ein Dogmatiker erkünstelt, um seinen Behauptungen einen flüchtigen Schein zu geben, sondern ein Schluß, der sogar die schärfste Prüfung und die größte Bedenklichkeit des Nachforschens auszuhalten scheint. Hier ist er.
Heißt das Argument also "Achilles", weil Kant es als erster so genannt hat? Aber was bewog ihn dazu? Kant verwendet den Ausdruck "Achilles" im Sinne des "der Achilles von etwas" öfter, wie die Suche in seinen Werken zeigt. Pierer's Universal-Lexikon von 1857 kennt den Ausdruck "Achilles" als den Namen eines "Trugschlusses", allerdings eines bestimmten: eben der Zenoschen Bewegungsparadoxie. Hat Kant also die spezifische Bedeutung zu der allgemeinen "Trugschluss" verbreitert?
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Logik,
Metaphysik
01 April 2008
Siedenbergs kosmologisches Axiom
Das ist eine dieser Kuriositäten. Ein Markus Siedenberg, der sich laut Klappentext "seit 20 Jahren systematisch mit philosophischen Fragen" beschäftigt, legt im "Europäischen Universitätsverlag", der sich auf seiner Webseite auch "Bochumer Universitätsverlag" nennt, ein Schriftchen von 52 Seiten vor, indem er die "schwierigste Frage der Philosophie" löst. Die Frage lautet "Warum existiert nicht Nichts?".
Als Antwort schlägt Siedenberg ein "neues kosmologisches Axiom" vor. Darum heißt das Buch auch "Siedenbergs kosmologisches Axiom"! Eigenlob im Klappentext: "Bei dieser originellen und verblüffenden Lösung der bisher ungelösten Jahrtausende alten Frage wird unser liebgewordenes, modernes "Weltbild" einer Kritik unterzogen, wie es sie so umfassend noch nicht gegeben hat."
Jawoll!
Was ist denn nun dieses Axiom? Tja, Siedenberg stellt sich zwei "Grenzen" des Kosmos vor, nämlich die "Materietotalität", in der man sich den Raum total ausgefüllt denken müsse, und die Abwesenheit jeglicher Materie (was er nicht so genau formuliert). Dann schreibt er: "Der untere kosmologische Grenzwert kann nicht erreicht werden, da nicht evident ist, wie Materie bzw. Strahlung vollständig verschwinden soll." (S. 13)
Weiter braucht man gar nicht zu lesen. Denn daraus folgt offensichtlich, dass nach Siedenbergs Auffassung die schwierigste Frage eigentlich lautet: "Warum ist immer noch etwas und nicht vielmehr nichts/Nichts?" Und die Antwort: Weil nicht evident ist, wie alles verschwinden soll.
Tja, auf der Impressums-Seite des Buches vermerkt der Verlag, dass die Serie "Denk-Schriften" des Verlags "non peer-reviewed papers" veröffentlicht. Kann man vielleicht auch übersetzen in die Feststellung, dass Autoren hier einfach dafür bezahlen, ihre Gedanken in die Öffentlichkeit zu tragen. Immerhin hat das Buch schon einen enthusiastischen Rezensenten bei Amazon gefunden, der fast wörtlich die Position des Autors zusammenfasst.
Als Antwort schlägt Siedenberg ein "neues kosmologisches Axiom" vor. Darum heißt das Buch auch "Siedenbergs kosmologisches Axiom"! Eigenlob im Klappentext: "Bei dieser originellen und verblüffenden Lösung der bisher ungelösten Jahrtausende alten Frage wird unser liebgewordenes, modernes "Weltbild" einer Kritik unterzogen, wie es sie so umfassend noch nicht gegeben hat."
Jawoll!
Was ist denn nun dieses Axiom? Tja, Siedenberg stellt sich zwei "Grenzen" des Kosmos vor, nämlich die "Materietotalität", in der man sich den Raum total ausgefüllt denken müsse, und die Abwesenheit jeglicher Materie (was er nicht so genau formuliert). Dann schreibt er: "Der untere kosmologische Grenzwert kann nicht erreicht werden, da nicht evident ist, wie Materie bzw. Strahlung vollständig verschwinden soll." (S. 13)
Weiter braucht man gar nicht zu lesen. Denn daraus folgt offensichtlich, dass nach Siedenbergs Auffassung die schwierigste Frage eigentlich lautet: "Warum ist immer noch etwas und nicht vielmehr nichts/Nichts?" Und die Antwort: Weil nicht evident ist, wie alles verschwinden soll.
Tja, auf der Impressums-Seite des Buches vermerkt der Verlag, dass die Serie "Denk-Schriften" des Verlags "non peer-reviewed papers" veröffentlicht. Kann man vielleicht auch übersetzen in die Feststellung, dass Autoren hier einfach dafür bezahlen, ihre Gedanken in die Öffentlichkeit zu tragen. Immerhin hat das Buch schon einen enthusiastischen Rezensenten bei Amazon gefunden, der fast wörtlich die Position des Autors zusammenfasst.
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Blabla,
Metaphysik
06 Februar 2008
Zufall
Wie sich der Zufall mit dem Satz vom zureichenden Grunde verträgt -- weiß vielleicht Fabian Geier: Die Irrelevanz des Wirklichen. Oder: Zufall als Individuationsproblem. Freiburg : Alber, 2007.
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Metaphysik,
Zufall
17 Oktober 2005
Metaphysik ans Telefon!
Die neue Nummer der Allgemeinen Zeitschrift für Philosophie widmet sich dem nachmetaphysischen Denken. Für Andreas Speer führt der Weg ins Mittelalter, wenn er die epistemischen, anthropologischen und historischen Bedingungen des Denkens analysiert. "Im Mittelpunkt steht der Begriff der Konvergenz". Wer wissen will, was da konvergiert, muss wohl den ganzen Aufsatz lesen. Reinhard Schulz, PD aus Oldenburg, fragt sich anhand einer Henrich-Habermas-Kontroverse, "Wozu noch Metaphysik?" Auch er widmet sich den anthropologischen Bedingungen des Denkens: auf letzte Fragen nur vorläufige Antworten finden zu können. Den Begriff der Vorläufigkeit in diesem Zusammenhang auf seinen Sinn zu überprüfen, wäre vielleicht auch ein lohnendes Unterfangen.
Dies ist ehrenhafte aber ziemlich trocken betriebene Philosophie. Lesen Sie gern Sätze wie den folgenden?
So zitiert Schulz Jeanne Hersch. Ich frage mich: Wer verweigert dem Menschen die Totalität? Er sich selbst?
Etwas mehr Vergnügen macht das Telephone Book (Lincoln, London : University of Nebraska Press; und andere) von Avital Ronell, das eher mit den Bedingungen des Sprechens als denen des Denkens zu tun hat. Tolles Buch! Es gefällt mir a) als gestaltetes Buch, b) von der Schreiblogik. So heißt es im Vorwort:
Dies ist ehrenhafte aber ziemlich trocken betriebene Philosophie. Lesen Sie gern Sätze wie den folgenden?
"Die einzig für den Menschen zugängliche Wirklichkeit ist nur möglich dank einer anderen, die es nicht ist. Indem sie das Sein besondert, stattet die Form das besonderte Sein mti einem transzendierenden Zeichen aus. Für den Menschen schafft sie, indem sie ihn von einer Totalität trennt, die ihm verweigert ist, ein Zeichen des Seins, das zugleich ein Ruf zum Sein ist."
So zitiert Schulz Jeanne Hersch. Ich frage mich: Wer verweigert dem Menschen die Totalität? Er sich selbst?
Etwas mehr Vergnügen macht das Telephone Book (Lincoln, London : University of Nebraska Press; und andere) von Avital Ronell, das eher mit den Bedingungen des Sprechens als denen des Denkens zu tun hat. Tolles Buch! Es gefällt mir a) als gestaltetes Buch, b) von der Schreiblogik. So heißt es im Vorwort:
"The Telephone Book is going to resist you. Dealing with a logic and topos of the switchboard, it engages the destabilization of the addressee. Your mission, should you choose to accept it, is to learn how to read with your ears. In addition to listening for the telephone, you are being asked to tune your ears to noise frequencies, to anticoding, to the inflated reserves of random indeterminateness -- in a word, you are expected to stay open to the static and interference that will occupy these lines."C), nicht zu vergessen, hat Ronell ihren Kafka gelesen, von dem einige der schönsten frühen Beschreibungen des Telefonierens stammen. Insbesondere dem Phänomen der Zwischengeräusche, die man auch noch hört neben den Stimmen, die man zu hören wünscht, hat Kafka viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dass im Zeitalter des Handys und der elektronisch gespeicherten Telefon"bücher" Ronells Telephone Book anders aussehen müsste, gibt ihm zugleich eine archäologische Aura...
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Kafka,
Medientheorie,
Metaphysik,
Ronell
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