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26 Juni 2008

Neuer akademischer Grad




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Fichtes und Schellings Werke auf CD-ROM?

Gerade hat mich jemand gefragt, ob es die noch auf CD-ROM zu kaufen gäbe. Hier meine Antwort:

die Werke Fichtes gibt es beim Anbieter "Karsten Worm Infosoftware"
http://www.infosoftware.de/page3.html.
Außerdem
http://www.digento.de/titel/101458.html

Schellings "Sämmtliche Werke" gab es mal beim "Total-Verlag", und man scheint die CD-ROM noch bei Digento kaufen zu können.
http://www.digento.de/titel/101066.html
Angesichts des Preises könnte ich mir vorstellen, dass Sie lieber auf etwas anderes ausweichen mögen.

Wozu brauchen Sie die werke? Vielleicht genügt Ihnen schon das inzwischen kostenfreie Angebot des Directmedia Verlags, der seine Volltexte auf www.zeno.org frei zur Verfügung stellt. Scrollen Sie hier:
http://www.zeno.org/Philosophie
zum deutschen Idealismus und klicken mal Schelling und Fichte an. Oder wenn Sie CD-ROMs wollen, kaufen Sie dort noch bis zum 30.6., z.B. "Philosophie von Platon bis Nietzsche", wo Fichte und Schelling zum Teil enthalten sind. Bei der CD-ROM kann man die Volltextsuche dann auch auf die ausgewählten Autoren beschränken, bei zeno.org ja nur auf "Philosophie".

24 Juni 2008

Philosophie in der Zeitung

In der letzten ZEIT ist ein Gespräch mit Stefan Gosepath über Globalisierung und Verantwortung der Besserlebenden.
In der Süddeutschen schreibt regelmäßig Volker Gerhardt als "Der Ethiker". Und in deren Magazin beantwortet "Dr. Dr." Rainer Erlinger regelmäßig "Die Gewissensfrage", eine Art deutsches Ask philosophers, wenn auch nur mit moralischen Fragen beschäftigt. Es ist sicher schön, wenn Philosophen in der Öffentlichkeit als Experten für irgendetwas wahrgenommen werden. Aber gibts da womöglich noch mehr als Moral und Ethik?
Empirische Wissenschaft scheint sich da schwerer zu tun, oder die philosophische Wissenschaftstheorie hat es anscheinend noch nicht zur Akzeptanz gebracht (wobei das sicher auch damit zu tun hat, wie sie sich gibt).

Homöopathie und Philosophie?

Der Niederländer Pieter Michel Constant zeigt, so der Klappentext seines Buches Homoeopathia pura : the philosophical foundation for homeopathy (Delft : Eburon, 2007), dass die "antike Philosophie des Aristoteles, lange vernachlässigt, als Grundlage einer neuen Theorie der Homöopathie dienen kann". "Aristotelische Philosophie hilft, die Effektivität der homöopathischen Behandlung zu zeigen". Der Autor ist homöopathischer Arzt "und auch Philosoph". Für letzteres gibt es allerdings keinen Beleg im Klappentext, aber vielleicht taugt dafür das Buch?
Das, was Constant von Aristoteles dann anführt, ist dessen Seelenlehre. Mir scheint das ein klassisches Autoritätszitat zu sein, d.h. dass ob die Seelenlehre von Aristoteles überhaupt "wahr" ist, ihn nicht interessiert. Daher scheint mir, dass das Buch das Versprechen seines Titels nur ganz unzureichend erfüllt -- und auch das Kapitel "Homeopathy and 'proofs'" zeigt schon durch die Anführungszeichen in der Überschrift, dass hier ein Anhänger nichts sagt, was die Skeptiker als Argument gelten lassen könnten.

23 Juni 2008

Agamben widerlegt!?

meint Thomas Assheuer in der ZEIT von letzter Woche. Leider nicht online (warum nicht?). Assheuer schreibt in etwa, dass die Einführung eines Rechtsweges für die Häftlinge von Guantánamo Agamben widerlege, der das "Lager" als zentrale Metapher der Moderne verstehe. Das Lager sei gerade die Herrschaft von Macht und Willkür, und deren prominentestes Beispiel mit dem Urteil der amerikanischen Richter quasi aufgehoben. Optimistische Einschätzung!

21 Juni 2008

Die Moral der BRD

Gernot Böhme hat ein Buch zur Ethik leiblicher Existenz geschrieben, bei stw 2008 erschienen. Das ist für sich vermutlich nicht bemerkenswert, wäre da nicht das Kapitel "Zur Geschichte der Moral in der BRD", S. 22-38. Das zeichnet die Entwicklung der öffentlichen Auseinandersetzung mit Ethik und Moralvorstellungen nach. Viel Raum nimmt natürlich 1968 ein, aber Böhme blickt auch darüber hinaus auf die Entwicklung des Ethik-Unterrichts und vorher auf die Nachwirkungen der Nazizeit. Mich würde auch noch der Vergleich mit der DDR interessieren, aber das ist für so ein Unterkapitel wohl etwas viel verlangt...

18 Juni 2008

Europäische Theologie und Intelligent Design

Ein Grund, warum die Intelligent Design-Theorien hierzulande so fremd wirken, ist, dass die akademische Theologie so großen Abstand zu ihnen hat. Das heißt, gerade diejenigen, die man bei der Polarität Wissenschaftler / ID-Anhänger auf der ID-Seite sehen könnte, die amtlichen Experten für Gottesfragen, wollen nichts damit zu tun haben. Ein gutes Beispiel ist der neue Sammelband, den Rudolf Langthaler herausgegeben hat: Evolutionstheorie -- Schöfpfungsglaube (Würzburg : Königshausen und Neumann, 2008). Darin schreiben Philosophen und Theologen, das Buch geht auf eine Tagung in Wien 2005 zurück. Bezeichnend finde ich die Einleitung des Aufsatzes (S. 81-100) von Erich Zenger, dem katholischen Alttestamentler, über die Relevanz "biblischer Schöpfungstheologien" (man beachte den Plural).
Zengers erste Sätze:
Die Bibel ist das große Buch über Gott und seine Beziehung zur Erde als Lebenshaus der Lebewesen, insbesondere seines Volkes Israel und aller Menschen. Sie ist kein naturwissenschaftliches Buch mit Gott als Autor, der uns in der Bibel ein naturwissenschaftliches Wissen vermitteln will, das wir mit naturwissenschaftlichen Methoden niemals erreichen könnten. Deshalb sind alle fundamentalistischen Versuche, naturwissenschaftliche Erkenntnisse oder Theorien mit dem Hinweis auf Aussagen der Bibel zu betreiten, ebenso verfehlt wie die Behauptungen mancher Naturwissenschaftler, ihre Ergebnisse hätten die biblische Schöpfungstheologie definitiv falsifiziert.

Also: der Theologe sieht bei den ID-Anhängern ein Missverständnis der Funktion (und der Autorschaft) des biblischen Textes am Werk, und zwar dasselbe Missverständnis, dem übereifrige Wissenschaftler unterliegen, wenn sie die Bibel zu widerlegen trachten. Diese Haltung scheint mir typisch für die bei uns gewachsene Theologie, und wer mit ihr vertraut ist, dem müssen die ID-Ideen einfach fremd erscheinen. Im Streit stehen also nicht Naturwissenschaft und Religion gegeneinander, sondern eine wissenschaftliche Theologie und etwas anderes, das man vielleicht besser Theolalie nennen könnte...

Leichtes Spiel

Man hat immer leichtes Spiel mit der Argumentation eines andern, wenn man Sätze aus dem Zusammenhang reißt:
Der Moment, da eine Sache benannt wird, da sich die Vorstellung und der Begriff ihrer bemächtigen, ist eben jener Moment, da sie beginnt, ihre Energie einzubüßen -- auf die Gefahr hin, zu einer Wahrheit zu werden oder sich als Ideologie aufzuzwingen. Dasselbe lässt sich auch vom Unbewussten und seiner Entdeckung durch Freud sagen. Der Begriff tritt in Erscheinung, wenn etwas zu verschwinden beginnt. (...) Globalisierung: Vielleicht spricht man deshalb so viel von ihr -- als einer Evidenz oder einer unbestreitbaren Realität --, weil sie den Gipfelpunkt ihrer Bewegung schon überschritten hat und wir bereits unter dem Einfluss von etwas anderem stehen.
So verflüchtigt sich das Reale im Begriff.
Jean Baudrillard: Warum ist nicht alles schon verschwunden? (Berlin : Matthes und Seitz, 2008, S. 8-9)

Aber auch im Zusammenhang kann ich dem nichts abgewinnen. Unbestreitbar war das Unbewusste schon vorher da, bevor Freud es erkannt hat. Aber danach ist es ja nicht weg. (Keine Kausalität zwischen Erkennen und Erkanntem) Und wenn ich Baudrillard so verstehe, dass die Erzeugung von Begriffen dazu dient, das Begriffene erkenntnismäßig einzuordnen, so dass es in der Einordnung verschwindet, wenn er also über unseren Umgang mit Begriffen redet statt über deren Inhalt, dann scheint mir das Behauptete schlicht falsch zu sein. Oder meint er etwas ganz anderes? Liest hier ein Baudrillard-Kenner mit?

17 Juni 2008

Entscheiden bei Nichtwissen

Heute habe ich hier bei Ludmila Carone eine interessante Diskussion über Fahrradhelme gelesen. Carone bringt ein paar Studien bei darüber, ob es sicherer ist, einen Fahrradhelm zu tragen, als nicht. Alle Studien bis auf eine bejahen das, und an der einen, die meint, es sei nicht sicherer, erheben sich starke methodische Zweifel. Interessanterweise gibt es aber in den Kommentaren den einen oder anderen Vertreter eines Fahrens ohne Helm, und diese versuchen mit allerhand argumentatorischen Winkelzügen der eigentlich überzeugenden Argumentation zu entkommen. Dabei kann man, auch wenn man Zweifel an den Studien hätte, trotzdem nur zu dem Ergebnis kommen, dass man einen Helm tragen sollte. Denn wenn eine Studie sagt: Trag einen Helm, das ist sicherer, und die andere sagt: du brauchst keinen Helm zu tragen, das ist genauso sicher, und man außerdem keine Ahnung hat, wer recht hat, sollte man die Lösung wählen, die einen nicht schlechter stellt, egal welche Meinung recht hat, aber besser, wenn eine bestimmte von beiden richtig ist.
Diese Überlegung ging mir zum ersten Mal auf anhand des sogenannten Ziegenproblems oder Monty Hall-Problems, dem ich in den 90ern zuerst begegnet bin. Bekanntermaßen geht das so: Man ist Teilnehmer einer Quizshow. Am Ende werden die Preise vergeben. Der Moderator führt einen vor 3 geschlossene Türen und gibt folgende Informationen: "Hinter einer der drei Türen ist ein Preis, hinter den anderen beiden stehen Ziegen. Suchen sie sich eine Tür aus!"
Man sucht sich eine aus. Dann öffnet der Moderator eine der beiden anderen Türen und zeigt einem die Ziege dahinter. Er sagt: "Jetzt, wo Sie gesehen haben, dass hier eine Ziege ist: möchten Sie vielleicht Ihre Wahl noch einmal überdenken und die Tür wechseln?"
Frage: Sollte man die andere Tür wählen? Mathematisch korrekte Antwort: Ja, man sollte; das erhöht die Wahrscheinlichkeit, den Preis zu erwischen, von 1/3 auf 2/3. Aber schon bei Vorstellung des Problems und der Lösung in einer amerikanischen Zeitungskolumne 1990 hagelte es Zuschriften auch von mathematischen Experten, die darauf beharrten, dass sich die Chancen nicht 'veränderten' und das daher die Wahrscheinlichkeit, den Gewinn zu bekommen beim Türwcheseln, bei 1/2 liegen müsse. Daher solle man nicht wechseln.
Klarerweise ist die Folgerung "daher solle man nicht wechseln" falsch: hätten die Recht, wäre es egal, ob man wechselt. Also haben wir einen Lösungsweg, der Wechseln empfiehlt, und einen, der sagt, dass es egal ist. Also kommen wir zu folgender Metastrategie: Wenn ich keine Ahnung habe, muss ich mich für das Wechseln entscheiden, weil ich dadurch meine Chancen nicht verschlechtern kann, möglicherweise aber verbessern.
Mit den Fahrradhelmen scheint es mir genauso zu sein.
Übrigens ist das keine Strategie für mich: ich halte Fahrradhelme ohnehin für sicherer. Es ist eine Argumentationsstrategie für bzw. gegen die Leute, die den Schritt von "ist egal" zu "also sollte ich bei meiner Praxis bleiben" machen.

16 Juni 2008

Von wem ist hier die Rede?

"X's work rises with the strength that reason provides and the confidence in the best qualities of human beings. If it was a flame of hope when it first appeared, today it is an established reality. ... X's work has transcended time and space and can therefore be considered a classic one. ... X's work has stirred consciousness and raised doubts, suggested ways forward and answered questions, recovered rational tradition and given it a new expression, a suitable framwork, for our culture and century. Y's work is a source of refreshing water, although not always peaceful.
His teachings are always with us."


Amen to that, Brother Enrique. Von wem schreibt Enrique Suárez-Iniguez in seinem Preface eines Bandes, der The power of argumentation heißt (Amsterdam : Rodopi, 2007)?

Qualia und Religionsphilosophie

Yujin Nagasawa hat ein Buch geschrieben, in der er der Ähnlichkeit nachgeht zwischen zwei Argumenten aus der Philosophy of mind und zwei religionsphilosophischen über die Existenz Gottes. Das Buch heißt God and phenomenal consciousness (Oxford : UP 2008). Die Philosophy of mind-Argumente sind Thomas Nagels Fledermaus und Frank Jacksons Mary. Nagasawa meint, Nagels Fledermaus-Argument, verstanden als ein Argument gegen den Physikalismus, laufe darauf hinaus, dass man, um "alle" physikalischen Fakten wissen zu können, wissen können müsste, wie es ist, eine Fledermaus zu sein, was aber nur Fledermäuse wissen könnten. Das vergleicht Nagasawa mit dem Argument aus der Allmacht Gottes: das Gott nicht Dinge tun könne, die widersprüchlich seien, also z.B. einen verheirateten Junggesellen erschaffen, oder einen eckigen Kreis malen. Nagasawa meint, dass man derlei Dinge sinnvollerweise aus der Definition von Allmacht ausschließe, und ganz analog Fledermaustypisches Wissen sinnvollerweise aus der Definition von Alles wissen im Sinne des Physikalismus auszuschließen habe.
Kommt mir zwar auf die Schnelle nicht überzeugend vor, aber Nagasawa hat ja noch mehr Ideen.

Der Ursprung der gegenwärtigen Philosophie

Tja, welcher Philosoph kann wohl zu Recht so genannt werden? Wittgenstein? Heidegger? Man muss ohnehin, wie es mehrere Philosophien gibt, mit mehreren Ursprüngen rechnen. Ich bin schnell mit Frege bei der Hand, was die Analytische Philosophie angeht, der ja bekanntlich Einfluss auf Russell, Carnap und Wittgenstein hatte. Alfredo Marini nennt sein Buch (2. erw. Aufl. Mailand, 2008) Alle origini della filosofia contemporanea : Wilhelm Dilthey und wirft sich damit voll auf die hermeneutische Schiene (die in Italien mittlerweile stärker präsent ist als in Deutschland).

15 Juni 2008

Deutschland-Österreich

Fußball ist Leben, pflegte unser Sportlehrer zu sagen, und schrieb diesen Satz Hennes Weisweiler zu. Ist Leben aber auch Fußball?
http://www.neue-akropolis.de/index.php?option=com_content&task=view&id=413&Itemid=119

11 Juni 2008

Antonio Millán-Puelles

"... es una de las cabezas preclaras de la filosofía espanola y mundial del último siglo". Oder zu deutsch, der besagte ist einer der klarsten Köpfe der spanischen Philosophie und der Welt im letzten Jahrhundert!
Lese ich so eine Feststellung, denke ich immer gleich: wieso habe ich noch nie von dem gehört? Aber abgesehen davon, dass ja nicht behauptet wird, er sei wichtig oder berühmt, ist dies die typische Vergrößerung des intellektuellen eigenen Landkreises auf der Weltkarte der Philosophie.

Hier eine Horizonterweiterung. Und hier aus der spanischen Wikipedia.

06 Juni 2008

Wie ist es, ein Philosoph zu sein?

Louis Pinto beantwortet eine etwas engere Frage, nämlich: Wie ist es, ein französischer Philosoph der Gegenwart zu sein?
Louis Pinto: La vocation et le métier de philosophe : pour une sociologie de la philosophie dans la france contemporaine. - Paris : seuil, 2007.

Konkrete Objekte

Holger A. Leuz hat seine Dissertation zum Thema dankenswerterweise elektronisch veröffentlicht: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/
volltextserver/volltexte/2008/8117/
. Sie heißt "identität und Kolokalisation : zur metaphysischen Problematik der Individuation konkreter Objekte", und er behandelt darin auch die Gedankenexperimente vom Schiff des Theseus und der Katze Tibbles; auch Max Blacks Kritik an Leibniz' Gesetz.

04 Juni 2008

Was Philosophen sind

Es gibt zwei Typen, meint Albino A. Lanciani Les perdants (Genf : Metis Presses, 2007). Die einen seien kritisch und gegenwartsbezogen. Die anderen seien Saprophyten.

03 Juni 2008

Offenkundig falsch

Manchmal treffe ich auf selbstverständlich vorgetragene Sätze, die so offensichtlich falsch sind, dass ich mich immer frage, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann. Susanne May leitet ihr Vorwort zu Philosophisch leben -- Leben der Philosophen (hg. von Hermann Schlüter und maria Schwartz, Berlin : Lit, 2007) ein mit einem Pseudozitat:
"Nur wenn man sich bewusst ist, dass man etwas noch nicht kann, kann man es lernen. Die Einsicht des Nichtwissens ist also notwendige Voraussetzung dafür, etwas lernen zu können".

Diese These schreibt sie Sokrates zu. Träfe sie zu, könnten wir z.B. schlecht bei Tieren von Lernen reden. Wir könnten nicht mehr sagen, dass Kleinkinder sprechen lernen. Und die These geht auch völlig an meiner eigenen Erfahrung vorbei. Ein Teil des Lernens hat mit dem Besserwerden bei dem zu tun, was man ohnehin macht: Lernen durch Üben. Dieses Üben funktioniert, erstaunlicherweise, ohne dass ich mir bewusst bin, was ich da noch nicht kann. (Das Üben zeigt ja erst, dass ich vorher etwas noch nicht konnte.)
Natürlich gibt es auch die Volkshochschul-Fälle: Ah, ich kann noch kein Spanisch. Na dann nehm ich doch mal einen Kurs.

02 Juni 2008

Schmitz' Ratgeber

Hermann Schmitz hat mit Der Weg der europäischen Philosophie (Freiburg : Alber, 2007) eine zweibändige Gewissenserforschung (Untertitel) vorgelegt: was immer das sein mag. Der erste Band heißt: "Antike Philosophie", der zweite "Nachantike Philosophie". Wie weit reicht die wohl? Tja: bis Merleau-Ponty. Ist das nur ein Benennungsproblem, oder ein Konzept à la lirum larum löffelstiel?

Über den Autor schreibt der Klappentext: "Seine Publikationen sollen dazu dienen, den Menschen ihr wirkliches Leben begreiflich zu machen, indem nach Abräumung geschichtlich geprägter Verkünstelungen der Besinnung ein begrifflich gestützter Zugang zur unwillkürlichen Lebenserfahrung geöffnet wird". Ehrlich, für mich ist "Abräumung" auch eine begriffliche Verkünstelung. Aber davon abgesehen: "unwillkürliche Lebenserfahrung" klingt ja irgendwie elementar. Die hab ich also schon, nur keinen begrifflichen Zugang? Und ohne den kann ich mein "wirkliches Leben" nicht begreifen? Philosophie, die sich als in dieser Weise als Heilmittel präsentiert, ist mir unsympathisch, vermutlich, weil sie mit der Feststellung beginnt, dass ich defekt bin, der Philosoph aber nicht, den ich gerade lesen soll.

01 Juni 2008

Philosophie in Hexametern

Anton Kolb ist emeritierter Prof aus Graz, und er hat nun seine Ansichten in einem kleinen Buch zusammengefasst, Wider die Materialisten, Deterministen und Konstruktivisten (Wien : Lit, 2008). Das Besondere daran ist der Vortrag in Hexametern. Im Klappentext begründet Kolb:
Hexameter, wissenschaftliche Sprache in Maßen und Versen bedeuten Musik, Harmonie, Therapie, wie Design und Ästhetik. Merkverse, bleibende Beispiele, Blitzlichter sollen sie sein.

Während das ganze weitgehend souverän formuliert ist, gibt es kleine Beugungen des Versmaßes. Insgesamt sieht man die Wirkung der sprachlichen Regel aber vor allem im großen Maß an Dekorum. Gegen die Materialisten, Deterministen, Konstruktivisten, Irrealisten, Naturalisten etc. schreibt er z.B.:
"Es ist eine Schande, die Willensfreiheit zur Gänze zu leugen. /
Es ist eine Schande, das Sein uns'res Geistes, der Seele zu leugnen. /
Es ist eine Schande, dies alles als Wissenschaft zu bezeichnen.
Nicht Wissen und Wissenschaft sind es, obwohl sie es ständig behaupten."
Natürlich schließt sich hier noch ein bisschen mehr Argumentation an, aber sie ist unter dem Feuer des ausgegossenen Zorns verborgen. Und da ich mit "Es ist eine Schande" als Argument nichts anfangen kann, und auch Wortspiele wie "Als geistlos ist selbst zu bezeichnen, wess' Geist nicht real existiert" nicht lustig finde, bin ich wohl der falsche Adressat für diese Kuriosität.
Trotzdem gefällt mir allein schon, dass überhaupt jemand sich hinsetzt und Philosophie in Hexametern schreibt!

Bibliothekarisches Problem:
Wie das verschlagworten? Ich probier's mal mit dem Formschlagwort "Belletristische Darstellung".