Bibliothekarisches Thema: Sacherschließung. Vor mir liegt das Buch von Francesco Vitale: Spettografie : Jacques Derrida ; singolarità e scrittura. - Genova : il melangolo, 2008. Sieht man in's Inhaltsverzeichnis, stellt man fest, dass der Begriff "Singularität" für das Buch wirklich wichtig ist, und da keimt der Verdacht, dass es sich um einen Derridaismus handelt. Hat die SWD ein entsprechendes Schlagwort? Ja, und zwar das folgende: "Singularität (HZ: Philosophie)
". Denn, das versteht sich von selbst, der philosophische Gebrauch ist sicher verschieden von dem wohldefinierten der Astrophysik oder Mathematik. Leider enthält die SWD keine Definition, wie denn der philosophische Gebrauch ist. Die Quellenangabe dort weist auf das Historische Wörterbuch der Philosophie, und dort gibt es in der Tat einen Eintrag "singulär, Singularität". Da wird als erstes festgestellt, dass der Begriff deckungs- und bedeutungsgleich verwendet werde bis in die Gegenwart mit "Individualität". Was lehren die RSWK über Bedeutungsgleichheit? Dass man nicht ein neues Schlagwort ansetzen soll, wenn's schon ein passendes gibt. Also beruht das Schlagwort entweder auf einem Irrtum, oder die Ansetzer haben an die übrigen Verwendungen gedacht.
Dummerweise gibt das HWPhil, wie es seine Aufgabe ist, keine Definition, sondern zeichnet die Verwendung des Wortes durch die Philosophiegeschichte nach (allerdings nur den Strang, wo Singularität und Individualität unterschieden werden). Bis in die Neuzeit zwar, wobei aber die Neuzeit hier mit Cusanus anfängt und endet.
Zusammengefasst: Dem Schlagwortsatz kann man nicht entnehmen, was das Schlagwort bedeutet, und der Quelle für die Ansetzung kann man es auch nicht entnehmen. Was tun?
Hab die im BVB damit verknüpften Titel mir angesehen, sind ganz wenige. Hilft aber auch nicht weiter, da jeweils unterschiedlich. Hab dann trotzdem damit verschlagwortet.
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