Dies ist ehrenhafte aber ziemlich trocken betriebene Philosophie. Lesen Sie gern Sätze wie den folgenden?
"Die einzig für den Menschen zugängliche Wirklichkeit ist nur möglich dank einer anderen, die es nicht ist. Indem sie das Sein besondert, stattet die Form das besonderte Sein mti einem transzendierenden Zeichen aus. Für den Menschen schafft sie, indem sie ihn von einer Totalität trennt, die ihm verweigert ist, ein Zeichen des Seins, das zugleich ein Ruf zum Sein ist."
So zitiert Schulz Jeanne Hersch. Ich frage mich: Wer verweigert dem Menschen die Totalität? Er sich selbst?
Etwas mehr Vergnügen macht das Telephone Book (Lincoln, London : University of Nebraska Press; und andere) von Avital Ronell, das eher mit den Bedingungen des Sprechens als denen des Denkens zu tun hat. Tolles Buch! Es gefällt mir a) als gestaltetes Buch, b) von der Schreiblogik. So heißt es im Vorwort:
"The Telephone Book is going to resist you. Dealing with a logic and topos of the switchboard, it engages the destabilization of the addressee. Your mission, should you choose to accept it, is to learn how to read with your ears. In addition to listening for the telephone, you are being asked to tune your ears to noise frequencies, to anticoding, to the inflated reserves of random indeterminateness -- in a word, you are expected to stay open to the static and interference that will occupy these lines."C), nicht zu vergessen, hat Ronell ihren Kafka gelesen, von dem einige der schönsten frühen Beschreibungen des Telefonierens stammen. Insbesondere dem Phänomen der Zwischengeräusche, die man auch noch hört neben den Stimmen, die man zu hören wünscht, hat Kafka viel Aufmerksamkeit gewidmet. Dass im Zeitalter des Handys und der elektronisch gespeicherten Telefon"bücher" Ronells Telephone Book anders aussehen müsste, gibt ihm zugleich eine archäologische Aura...
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