Heute ging das Urheberrecht durch: der Bundestag genehmigte in zweiter und dritter Lesung den "Zweiten Korb", der "das Urheberrecht fit macht für das Informationszeitalter", wie es vollmundig von Verantwortlichen zu hören war. Das ist, leider, großer Quatsch. Das Gegenteil ist passiert. Wissenschaft wird für deren Leser teurer werden und besonders teuer dann, wenn die "Neuen Medien", sprich: Internet, genutzt wird. Wissenschaftler selbst müssen sich beeilen mit ihrem Widerspruch, wenn sie nicht im nächsten Jahr das Recht auf Online-Verbreitung an ihren vor 1995 gedruckten Veröffentlichungen an die Verlage verlieren wollen (hier ein Musterbrief). Aus gut unterrichteten politischen Kreisen -- mein MdB hat mich angerufen aufgrund einer Protestmail! -- war zu hören, dass die Politiker fanden, die Wissenschafts- und Bibliotheksseite habe sich mit wenig überzeugender Lobbyarbeit selbst ins Knie geschossen. Der Vertreter des Urheberrechtsbündnisses (Rainer Kuhlen) mag ihnen auf die Nerven gefallen sein, und dass die Einigung zwischen DBV und Börsenverein von den großen Bibliotheken in D nicht mitgetragen wurde, habe auch nicht gerade einen guten Eindruck gemacht.
Nun, die Politik wird hoffentlich die Folgen des Gesetzes nach einer gewissen Zeit bewerten und sich fragen, ob das wirklich das ist, was sie gewollt hat. Beispielsweise wird als Verbesserung gefeiert, dass jetzt die "elektronische Kopie" zu wissenschaftlichem Zweck erlaubt ist (vorher war sie nicht im Gesetz behandelt). Allerdings ist sie nur dann erlaubt, wenn kein Verlag "offensichtlich" die gewünschte Quelle selbst digital anbietet. Das bedeutet z.B. für den Lieferdienst Subito, welcher Aufsätze auf Wunsch auch als pdf per Email verschickt hat, dass er bei jedem Kopierauftrag prüfen müsste, ob nicht ein Verlag den Aufsatz bereits selbst digital anbietet. Das ist nicht zu leisten, daher wird Subito seine Emaillieferung erst einmal einstellen. Oh ja, im Gesetz ist auch davon die Rede, dass das Verlagsangebot einen "angemessenen" Preis haben müsste. Aber es fehlt eine Festlegung darauf, was denn ein angemessener Preis ist. Also gebe ich mal ein Beispiel: Für einen einzelnen Aufsatz von 26 Seiten zahlt man bei ingenta connect etwas über 35 $. Per Subito-Email-Lieferung hätte ein Wissenschaftler einer deutschen Universität dafür 5 € zahlen müssen.
Nun ja, die Lieferung per Fax und Post bleibt erlaubt. Bei der nächsten Änderung des Urheberrechts wird man dann wohl zur Lieferung per Kurier zurückkehren, danach zu Rauchzeichen...
05 Juli 2007
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen