Mir liegt natürlich der Philosophie-Wortschatz am Herzen. Und oft fällt mir auf, dass ich Schwierigkeiten habe, eine Verschlagwortung zu verstehen, weil ich die intendierte Bedeutung des Schlagworts nicht nachsehen kann. Das geht mir nun wieder so mit dem Buch von Carsten Seck, Theorien und Tatsachen, das die Verschlagwortung "Moritz Schlick" (klar) und "Wissenschaftsphilosophie" mitbringt. Ich hätte das Buch mit ""Wissenschaftstheorie" verschlagwortet, aber das liegt einfach daran, dass der Ausdruck "Wissenschaftsphilosophie" nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Was bedeutet er?
Als Quelle gibt die SWD "Speck unter Wissenschaftsforschung" an, und als Verweisungsform gibt es noch "Epistemologie
Beim Nachsehen geht mir nun auf, dass der Speck für die Philosophie an 4. Stelle in der Liste der Nachschlagewerke steht -- nach "Ritter", "Kröner" und "Enz Wiss". Und "Speck" ist das "Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe" von 1980, 3 Bände, UTB. Das atmet auch den Geist der 70er. Ich habe gerade nachgesehen und gelernt, dass die "Wissenschaftsforschung" sich in 5 Teilgebiete untergliedern lässt, nämlich in W.-philosophie, W-Psychologie, W-Organisation und Planung, W-Geschichte und W-Soziologie. Nach Ossowska und Ossowski. Da das gleiche Lexikon auch einen Eintrag "Wissenschaftstheorie" enthält, habe ich dort nachgesehen und gelernt, dass bei Speck die Wissenschaftstheorie, auch wenn jüngst, also 1980, die Forschung sogar empirische Impulse aufnimmt (gemeint ist Kuhns Theorie wissenschaftlicher Revolutionen), auf eine "logische Analyse der Wissenschaft im apragmatischen Sinne" zielt. Hhm. Der Eintrag "Wissenschaftsforschung" gibt übrigens auch keine Definition, man kann also nur raten aus der Abgrenzung zu den anderen 4 Disziplinen, was die Wissenschaftsphilosophie sein soll.
Der SWD-Eintrag zur "Wissenschaftstheorie" gibt als Quelle "M" an, also den Meyer von 1971. Auch nicht gerade die allerneueste Quelle,habe ich nicht geprüft. Der aktuelle Online-Meyer liefert in der Tat eine Definition, wie sie ungefähr meinem Verständnis entspricht -- und auf deren Grundlage ich das Buch von Seck mit "Wissenschaftstheorie" verschlagworten würde. Und den Begriff "Wissenschaftsphilosophie" würde ich überhaupt in die Tonne treten.
Was sagt eigentlich der Ritter dazu? Das Handwörterbuch, ist klar, war vermutlich mit dem Band W noch nicht erschienen, als das Schlagwort angesetzt wurde. Aber das kanonische erste Nachschlagewerk zur Philosophie hat einen Artikel "Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsphilosophie", also: die denken, dass mit den Begriffen dasselbe gemeint ist. (Enz Wiss als das umfangreichste deutsche Begriffswörterbuch der Philosophie hat keinen Eintrag zur Wissenschaftsphilosophie.)
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