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14 August 2006

Der Sinn des Lebens

Dass jeder sich den Sinn seines Lebens selber geben müsse, das würde ich darauf sagen. Will Durant, Historiker und Philosoph, näherte sich der Frage 1930 ein wenig anders: mit einer Umfrage unter den Geistesgrößen seiner Zeit. Durant fasste diese zusammen und machte ein Buch daraus, das 1932 erschien und -- glaubt man dem Klappentext der Neuausgabe -- bald vergessen war. Jetzt ist es neu aufgelegt, präsentiert mit dem obligatorischen Zweidrittelhimmel als Umschlagbild vorne und dem Sonnenauf- oder untergang hinten, in einem Verlag namens promethean press (offenbar gibt es mindestens zwei Verlage, die so heißen). Neben ausführlichen Briefen der verschiedensten Leute liest man auch die knappen Antworten der Skeptiker; so habe G. B. Shaw nur geantwortet:
How the devil do I know?
Has the question itself any meaning?
Der Klappentext teilt noch etwas mehr zur Entstehung mit. Will Durant war gerade im Garten beim Laubrechen, als ein gutgekleideter junger Mann auf ihn zutrat und ihm mit ruhiger Stimme sagte, wenn Durant ihm nicht sofort einen guten Grund nennen würde, warum er es nicht tun sollte, würde er sich jetzt umbringen. Durant habe ihm eine Reihe von Gründen genannt, und der Mann habe auf dem Absatz kehrt gemacht und ward nicht mehr gesehen. Na, so eine Geschichte würde mich auch beschäftigen!

Antworten, die für andere gültig sind, müssen auf deren Kontext Rücksicht nehmen können. Wenn der Fragende z.B. gerade seine ganze Familie durch einen Autounfall verloren hätte, wäre die Antwort, der Sinn des Lebens sei zu lieben und geliebt zu werden, riskant, weil sie den Fragenden direkt an seinen Verlust erinnert. Welchen Sinn des Lebens braucht man?

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