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28 November 2008

Das American Biographical Institute und sein Angebot

Bisher kannte ich das nur aus dem Foucaultschen Pendel von Eco. Da arbeitet der Erzähler bekanntlich in einem Verlag, der schöne Bücher macht, und muss zwischendurch feststellen, dass der Verleger eifrig ein weiteres Geschäftsfeld beackert. Dort werden nämlich eitle Möchtegernautoren dazu gebracht, für die Veröffentlichung ihrer Bücher zu bezahlen, dann wird ihre Eitelkeit gestreichelt mit einem Eintrag im Verlagseigenen "Berühmte Autoren", das die wirklich bekannten Autoren in ein paar Zeilen abhandelt, aber die zahlenden Goldesel des Verlags spaltenlang bauchpinselt.
Solche Bauchpinselei gibt es wirklich. Das sogenannte "American Biographical Institute" schreibt:

"
Dear Dr. XY:
you have been nominated to appear in Great Minds of the 21st Century, a major reference directory including just 1,000 of the world's top thinkers and intellctuals. For 41 years the American Biographical Institute has researched and compiled over 200 separate publications devoted to provide accurate and factual information on compelling, interesting and accomplished men and women throughout the world. Many reference institutions,businesses, governments, universities and libraries consider Great Minds fo the 21st Century the finest volume dedicated to intelligence and its achievements forged.
To compile a volume of this significance, the Institute relies on established research techniques. The ABI is constantly engaged with research centers thoughout the world as well as its own global network of research advisors sitting on an international board. ..."


Wo liegt das Geschäft? Ah, hier:
"Inclusion in a volume as prestigious s Great Minds of the 21st Century is quite an accolade,and to celebrate the occasion we offer several mementoes, including keepsake copies of the colume at pre-publication rates to those included only. A Medal of unequaled quality and molded only for Great Minds of the 21st Century honorees is of special significance, as is the Proclamation Plaque designed to indicate your unique selection for this volume. ... I urge you to complete the questionnaire enclosed and return it to us by December 13, 2008, as entries in this book are limited ... I congratulate you on your nomination for this monumental reference work, whis has never seen a likeness. I look forward to receiving your biography.

Sincerely, J. M. Evans

PS To assist in our research, you will find a nomination form on the reverse of this letter. You may recommend colleagues, family, friends or any individual you feel deserves inclusion in one of our biographical directories."


Da werden wohl nur Leute antworten, deren Eitelkeit höher ist als ihre Intelligenz, insbesondere, wenn sie einen Blick auf die Preise geworfen haben. Die Vorausgabe zum Vorpublikationsrabatt kostet knapp 400 US-Dollar, die Medaille knapp 600 US-Dollar und die "Proclamation Plaque" zum an die Wand-Hängen knapp 300 Dollar. Alles drei zusammen kann man übrigens für knapp 1100 Dollar bekommen.
"Please Note: All award orders must be pre-paid as thea are individually crafted."
Als Bibliothekar interessiert mich, ob diese Aussage mit den "many institutes ... consider" stimmt, ob das Werk oder seine Vorausgaben wirklich so eine weite Verbreitung hat. Da es sich ja schon um die 4. Ausgabe handelt für das 21. Jahrhundert, müsste sich ja eine der ersten drei nachweisen lassen. Oh, tatsächlich. Worldcat zeigt immerhin 14 Bibliotheken in den USA für eine der drei Vorausgaben. Das sind ja echt viele. Und in Deutschland auch in jedem Verbund ein Exemplar.

Wikipedia hat auch ein paar Infos zum Institut. U.a. eine kleine Liste mit Namen von Leuten, deren Biographien sich da finden. Siehe auch die englische Ausgabe und den Artikel zum Who-is-who-scam.

[Update 22.1.09]
Jetzt fand sich auch ein Brief des International Biographical Centre (IBC) aus Cambridge, England. Die geben ein Buch "2000 outstanding intellectuals of the 21st century 2009/2010" heraus, so dass man vermuten darf, es würden sich jedes Jahr oder alle 2 Jahre 2000 Leute finden, die eitel genug sind, dafür zu blechen. Immerhin:
"Inclusion is based on merit alone and there is no obligation to purchase a copy of [the book]." Trotzdem wird man noch dazu eingeladen "to take your place within its pages". "Entry into the biographical reference books is by invitation only and cannot be 'bought'." IBC, informiert die Einladung, ist ein Imprint von "Melrose books"; der Verlag sei gerade dabei, "one of Britain's leading independent publishers of an eclectic range of titles ..." zu werden. Heißt das, sie sind ein führender Verlag, oder heißt das, sie sind führend darin, ihre Titel zu veröffentlichen?

Man kann hier das Buch kaufen für 255 $ (die Preise werden auch in Pfund angegeben, aber mich interessiert, was teurer ist, IBC oder die andern), das "Diplom" für 255 $ und eine Medaille für ebenfalls 255 $ (Versandkosten jeweils 16 $). Oder zwei von drei Dingen für 495 $ oder alles drei für 695 $. Und wieder die Möglichkeit, Kollegen und Freunde vorzuschlagen.

Fazit: Das American biographical institute ist deutlich teurer. Oder: Es ist teuer, ein "Great mind" als ein "Outstanding intellectual" zu sein.

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