12 Dezember 2008
Philosophie in Deutschland seit 1945
Norbert Kapferer, verdienter Philosophiehistoriker der jüngeren Geschichte, hat den ersten Band einer Philosophiegeschichte Deutschlands zwischen 1945 und 1995 vorgelegt, erschienen bei Kovac in Hamburg. Kapferer legt besonderes Augenmerk auf die wechselhaften Einflüsse der beiden Deutschlands aufeinander in der Zeit.
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20. Jahrhundert,
Deutschland,
Nachkriegszeit
Philosophie und Science Fiction
Dass man Science-Fiction-Filme und -Bücher im Philosophie-Unterricht einsetzen kann und dass manche philosophisch interessante Gedankenexperimente ausmalen, war hier schon öfter Gegenstand. Nun liegt ein Buch vor von Ryan Nichols und anderen: Philosophy through Science Fiction : a coursebook with readings (New York : Routledge, 2009). Das Buch "offers a fun, challenging, and accessible way in to the issues of philosophy through the genre of science fiction". Jedes Kapitel endet mit einer ordentlichen Leseliste zum jeweiligen Thema; die Themen sind alle klassisch benannt (Inhaltsverzeichnis als pdf hier). Leider gibt's kein Werkregister, dass einem einen schnellen Überblick erlauben würde, ob auch alle Lieblingsstücke dabei sind :-). -- Angelegt ist das ganze wirlich als "Kursbuch", d.h. Textausschnitte sind bereits mit Fragen und Anregungen zum Nachdenken versehen. Zum Teil haben die Textabschnitte Aufsatzlänge, eignen sich also nicht alle zur Lektüre in einer Unterrichtsstunde.
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Didaktik,
Science fiction
10 Dezember 2008
Preisfrage: Macht Liebe sehend?
Das fragt das Hannoversche Forschungsinstiut für Philosophie in der Herbstausgabe seiner Hauszeitschrift Fiph-Journal (hier als pdf, siehe S. 9). Für die Antworten ist das Institut bereit, ein bisschen Geld auszugeben: 5.000,- € für die beste. Einsendeschluss: Erst April nächsten Jahres.
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Preisfrage
09 Dezember 2008
Husserl unterrichtet Allgemeine Pädagogik
In Erlangen gibt es in der UB eine Mitschrift einer Vorlesung Allgemeine Geschichte der Pädagogik, die "Husserl" gehalten hat.
Die Mitschrift hat in der UB Erlangen-Nürnberg die Signatur H62/Ms 2826. Handelt es sich etwa um Edmund Husserl? Der war doch kein Pädagoge?
Kurze Googelei bringt mich auf die Seiten der Husserl-Chronik von Karl Schuhmann, wo auf S. 184 festgehalten ist, dass Edmund Husserl am 29. Oktober 1913 in Göttingen mit einer Vorlesung Allgemeine Geschichte der Pädagogik begonnen hat. Also ist Edmund Husserl der Verfasser der Vorlesung. Tatsächlich ist die Existenz der Mitschrift dem Husserl-Archiv in Leuven bekannt, dort gibt's ein Mikrofiche davon.
Wieso hat Husserl dort über das Thema gelesen?
Hans-Georg Herrlitz schreibt in seinem Aufsatz "Von Herbart zu Nohl -- Göttinger Pädagogik im 19. Jahrhundert" (in: Pädagogik an der Georg August-Universität zu Göttingen. Eine Vorlesungsreihe. Hg. von Dietrich Hoffmann. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1987. - S. 83-107, hier S. 88), dass Husserl in Göttingen viermal "eine Allgemeine Geschichte der Pädagogik vorgetragen" habe, und zwar in den WS 1903/04, 1909/10, 1913/14 und 1915/16. Husserl habe dies übernehmen müssen als Teil seiner Göttinger Aufgaben; er war, zitiert Herrlitz Plessner, "gegen den Willen der Göttinger Fakultät" in Göttingen aufgenommen worden und musste da dann anscheinend auch Kärrnerarbeit verrichten.
Eine interessante Frage ist, von wem die Mitschrift stammt. Das könnte der Krakel unter dem Namen "Husserl" anzeigen -- aber leider nicht sehr leserlich. Vorschläge? Oder wie kriegt man das raus?
Die Mitschrift hat in der UB Erlangen-Nürnberg die Signatur H62/Ms 2826. Handelt es sich etwa um Edmund Husserl? Der war doch kein Pädagoge?
Kurze Googelei bringt mich auf die Seiten der Husserl-Chronik von Karl Schuhmann, wo auf S. 184 festgehalten ist, dass Edmund Husserl am 29. Oktober 1913 in Göttingen mit einer Vorlesung Allgemeine Geschichte der Pädagogik begonnen hat. Also ist Edmund Husserl der Verfasser der Vorlesung. Tatsächlich ist die Existenz der Mitschrift dem Husserl-Archiv in Leuven bekannt, dort gibt's ein Mikrofiche davon.
Wieso hat Husserl dort über das Thema gelesen?
Hans-Georg Herrlitz schreibt in seinem Aufsatz "Von Herbart zu Nohl -- Göttinger Pädagogik im 19. Jahrhundert" (in: Pädagogik an der Georg August-Universität zu Göttingen. Eine Vorlesungsreihe. Hg. von Dietrich Hoffmann. - Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1987. - S. 83-107, hier S. 88), dass Husserl in Göttingen viermal "eine Allgemeine Geschichte der Pädagogik vorgetragen" habe, und zwar in den WS 1903/04, 1909/10, 1913/14 und 1915/16. Husserl habe dies übernehmen müssen als Teil seiner Göttinger Aufgaben; er war, zitiert Herrlitz Plessner, "gegen den Willen der Göttinger Fakultät" in Göttingen aufgenommen worden und musste da dann anscheinend auch Kärrnerarbeit verrichten.
Eine interessante Frage ist, von wem die Mitschrift stammt. Das könnte der Krakel unter dem Namen "Husserl" anzeigen -- aber leider nicht sehr leserlich. Vorschläge? Oder wie kriegt man das raus?
02 Dezember 2008
Hume und Rousseau
Auf meiner inneren geistigen Landkarte waren Rousseau und Hume bisher zwei getrennte Kontinente. Hume hat dort einen guten Platz, der sich meiner Lektüre des Treatise und der Enquiries verdankt, und auch dem Satz von Karl Hepfer, dass man sein Philosophie-Examen bestehen würde, wenn man den Treatise und die Kritik der reinen Vernunft gelesen habe. Er ist der Endpunkt der empiristischen Trias Locke-Berkeley-Hume. Dass Hume auch über die Geschichte geschrieben hat und als guter Stilist gilt, wurde glaubich mal im Proseminar erwähnt.
Rousseau kommt hingegen nur als vager Schemen eines Aufklärungsschriftstellers mit seltsamer Autobiographie ("Bekenntnisse"), weltfremder Pädagogik des Zurück zur Natur (Emile) -- bekanntermaßen hat Rousseau seine eigenen Kinder ins Waisenhaus gegeben statt sie zu erziehen -- und schließlich als Erfinder des Gesellschaftsvertrags daher. Oder als Antagonist von Hobbes, der ja meinte, dass der Mensch im Urzustand seinen Mitmenschen anfallen würde. Überschneidungen gab es also auf dieser geistigen Karte nicht.
Dass die beiden sich tatsächlich kennengelernt haben, dass Hume Rousseau sogar dabei half, in England eine Bleibe zu finden, dass schließlich daraus ein grotesker Streit wurde und dass Rousseau wohl unter Verfolgungswahn leidet -- das habe ich gerade auf höchst ergötzliche Weise im neuen Buch von David Edmonds und John Eidinow, Rousseaus Hund (DVA 2008), gelesen. Edmonds und Eidinow hatten schon über Wittgenstein, Popper und den Feuerhaken geschrieben, haben also etwas Übung in der populären Darstellung von Philosophen. In diesem neuen Buch über die beiden sehr gegensätzlichen Aufklärungsphilosophen gelingt ihnen ein schönes Sittenbild, das Einblick gewährt in die Welt der literarischen Salons in Paris und London der 1760er Jahre. Gut gefällt mir auch die Einbindung von Bildmaterial in den Text. (Die Übersetzung von Sonja Hinck ist ebenfalls gelungen.)
Hin und wieder habe ich den Eindruck, dass die beiden Autoren es vorziehen, Fundstücke mitzuteilen, statt diese auch zu bewerten, so dass vor allem im späteren Teil des Buches einige Male der Eindruck entsteht, die Erzählung gefalle sich in der Aneinanderreihung von Einzelheiten. Das ist aber zum Glück nicht oft der Fall. Für mich war das Buch jedenfalls ein Gewinn, da es doch die eingangs erwähnte geistige Karte ein bisschen umgeschrieben hat...
Rousseau kommt hingegen nur als vager Schemen eines Aufklärungsschriftstellers mit seltsamer Autobiographie ("Bekenntnisse"), weltfremder Pädagogik des Zurück zur Natur (Emile) -- bekanntermaßen hat Rousseau seine eigenen Kinder ins Waisenhaus gegeben statt sie zu erziehen -- und schließlich als Erfinder des Gesellschaftsvertrags daher. Oder als Antagonist von Hobbes, der ja meinte, dass der Mensch im Urzustand seinen Mitmenschen anfallen würde. Überschneidungen gab es also auf dieser geistigen Karte nicht.
Dass die beiden sich tatsächlich kennengelernt haben, dass Hume Rousseau sogar dabei half, in England eine Bleibe zu finden, dass schließlich daraus ein grotesker Streit wurde und dass Rousseau wohl unter Verfolgungswahn leidet -- das habe ich gerade auf höchst ergötzliche Weise im neuen Buch von David Edmonds und John Eidinow, Rousseaus Hund (DVA 2008), gelesen. Edmonds und Eidinow hatten schon über Wittgenstein, Popper und den Feuerhaken geschrieben, haben also etwas Übung in der populären Darstellung von Philosophen. In diesem neuen Buch über die beiden sehr gegensätzlichen Aufklärungsphilosophen gelingt ihnen ein schönes Sittenbild, das Einblick gewährt in die Welt der literarischen Salons in Paris und London der 1760er Jahre. Gut gefällt mir auch die Einbindung von Bildmaterial in den Text. (Die Übersetzung von Sonja Hinck ist ebenfalls gelungen.)
Hin und wieder habe ich den Eindruck, dass die beiden Autoren es vorziehen, Fundstücke mitzuteilen, statt diese auch zu bewerten, so dass vor allem im späteren Teil des Buches einige Male der Eindruck entsteht, die Erzählung gefalle sich in der Aneinanderreihung von Einzelheiten. Das ist aber zum Glück nicht oft der Fall. Für mich war das Buch jedenfalls ein Gewinn, da es doch die eingangs erwähnte geistige Karte ein bisschen umgeschrieben hat...
Anmerkungen zur SWD (1)
Ja, ich habe schon ein paar Bemerkungen zur SWD gemacht, ich weiß.
Mir liegt natürlich der Philosophie-Wortschatz am Herzen. Und oft fällt mir auf, dass ich Schwierigkeiten habe, eine Verschlagwortung zu verstehen, weil ich die intendierte Bedeutung des Schlagworts nicht nachsehen kann. Das geht mir nun wieder so mit dem Buch von Carsten Seck, Theorien und Tatsachen, das die Verschlagwortung "Moritz Schlick" (klar) und "Wissenschaftsphilosophie" mitbringt. Ich hätte das Buch mit ""Wissenschaftstheorie" verschlagwortet, aber das liegt einfach daran, dass der Ausdruck "Wissenschaftsphilosophie" nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Was bedeutet er?
Als Quelle gibt die SWD "Speck unter Wissenschaftsforschung" an, und als Verweisungsform gibt es noch "Epistemologie". "Wissenschaftstheorie" ist ein verwandter Begriff.
Beim Nachsehen geht mir nun auf, dass der Speck für die Philosophie an 4. Stelle in der Liste der Nachschlagewerke steht -- nach "Ritter", "Kröner" und "Enz Wiss". Und "Speck" ist das "Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe" von 1980, 3 Bände, UTB. Das atmet auch den Geist der 70er. Ich habe gerade nachgesehen und gelernt, dass die "Wissenschaftsforschung" sich in 5 Teilgebiete untergliedern lässt, nämlich in W.-philosophie, W-Psychologie, W-Organisation und Planung, W-Geschichte und W-Soziologie. Nach Ossowska und Ossowski. Da das gleiche Lexikon auch einen Eintrag "Wissenschaftstheorie" enthält, habe ich dort nachgesehen und gelernt, dass bei Speck die Wissenschaftstheorie, auch wenn jüngst, also 1980, die Forschung sogar empirische Impulse aufnimmt (gemeint ist Kuhns Theorie wissenschaftlicher Revolutionen), auf eine "logische Analyse der Wissenschaft im apragmatischen Sinne" zielt. Hhm. Der Eintrag "Wissenschaftsforschung" gibt übrigens auch keine Definition, man kann also nur raten aus der Abgrenzung zu den anderen 4 Disziplinen, was die Wissenschaftsphilosophie sein soll.
Der SWD-Eintrag zur "Wissenschaftstheorie" gibt als Quelle "M" an, also den Meyer von 1971. Auch nicht gerade die allerneueste Quelle,habe ich nicht geprüft. Der aktuelle Online-Meyer liefert in der Tat eine Definition, wie sie ungefähr meinem Verständnis entspricht -- und auf deren Grundlage ich das Buch von Seck mit "Wissenschaftstheorie" verschlagworten würde. Und den Begriff "Wissenschaftsphilosophie" würde ich überhaupt in die Tonne treten.
Was sagt eigentlich der Ritter dazu? Das Handwörterbuch, ist klar, war vermutlich mit dem Band W noch nicht erschienen, als das Schlagwort angesetzt wurde. Aber das kanonische erste Nachschlagewerk zur Philosophie hat einen Artikel "Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsphilosophie", also: die denken, dass mit den Begriffen dasselbe gemeint ist. (Enz Wiss als das umfangreichste deutsche Begriffswörterbuch der Philosophie hat keinen Eintrag zur Wissenschaftsphilosophie.)
Mir liegt natürlich der Philosophie-Wortschatz am Herzen. Und oft fällt mir auf, dass ich Schwierigkeiten habe, eine Verschlagwortung zu verstehen, weil ich die intendierte Bedeutung des Schlagworts nicht nachsehen kann. Das geht mir nun wieder so mit dem Buch von Carsten Seck, Theorien und Tatsachen, das die Verschlagwortung "Moritz Schlick" (klar) und "Wissenschaftsphilosophie" mitbringt. Ich hätte das Buch mit ""Wissenschaftstheorie" verschlagwortet, aber das liegt einfach daran, dass der Ausdruck "Wissenschaftsphilosophie" nicht zu meinem aktiven Wortschatz gehört. Was bedeutet er?
Als Quelle gibt die SWD "Speck unter Wissenschaftsforschung" an, und als Verweisungsform gibt es noch "Epistemologie
Beim Nachsehen geht mir nun auf, dass der Speck für die Philosophie an 4. Stelle in der Liste der Nachschlagewerke steht -- nach "Ritter", "Kröner" und "Enz Wiss". Und "Speck" ist das "Handbuch wissenschaftstheoretischer Begriffe" von 1980, 3 Bände, UTB. Das atmet auch den Geist der 70er. Ich habe gerade nachgesehen und gelernt, dass die "Wissenschaftsforschung" sich in 5 Teilgebiete untergliedern lässt, nämlich in W.-philosophie, W-Psychologie, W-Organisation und Planung, W-Geschichte und W-Soziologie. Nach Ossowska und Ossowski. Da das gleiche Lexikon auch einen Eintrag "Wissenschaftstheorie" enthält, habe ich dort nachgesehen und gelernt, dass bei Speck die Wissenschaftstheorie, auch wenn jüngst, also 1980, die Forschung sogar empirische Impulse aufnimmt (gemeint ist Kuhns Theorie wissenschaftlicher Revolutionen), auf eine "logische Analyse der Wissenschaft im apragmatischen Sinne" zielt. Hhm. Der Eintrag "Wissenschaftsforschung" gibt übrigens auch keine Definition, man kann also nur raten aus der Abgrenzung zu den anderen 4 Disziplinen, was die Wissenschaftsphilosophie sein soll.
Der SWD-Eintrag zur "Wissenschaftstheorie" gibt als Quelle "M" an, also den Meyer von 1971. Auch nicht gerade die allerneueste Quelle,habe ich nicht geprüft. Der aktuelle Online-Meyer liefert in der Tat eine Definition, wie sie ungefähr meinem Verständnis entspricht -- und auf deren Grundlage ich das Buch von Seck mit "Wissenschaftstheorie" verschlagworten würde. Und den Begriff "Wissenschaftsphilosophie" würde ich überhaupt in die Tonne treten.
Was sagt eigentlich der Ritter dazu? Das Handwörterbuch, ist klar, war vermutlich mit dem Band W noch nicht erschienen, als das Schlagwort angesetzt wurde. Aber das kanonische erste Nachschlagewerk zur Philosophie hat einen Artikel "Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsphilosophie", also: die denken, dass mit den Begriffen dasselbe gemeint ist. (Enz Wiss als das umfangreichste deutsche Begriffswörterbuch der Philosophie hat keinen Eintrag zur Wissenschaftsphilosophie.)
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Wissenschaftstheorie
01 Dezember 2008
Leibniz' Diss De casibus ... (Teil 2)
Neulich hatte ich mich der Frage gewidmet, wie man denn wohl herausfindet, ob es eine deutsche Übersetzung von Leibniz' juristischer Dissertation gibt. Die Leibniz-Datenbank kennt keine, und die Bibliographie der Werke von Leibniz (von Emile Ravier) auch nicht. Auch ein bisschen Herumsuchen, ob in einer der Anthologien von Leibniz' Werken (z.B. bei Meiner: Leibniz, Frühe Schriften zum Naturrecht) wohl etwas enthält, schlägt fehl. Mein Fazit: Es gibt wohl keine deutsche Übersetzung.
Dafür enthält die eben genannte Anthologie immerhin eine übersetzte Wiedergabe des Geschehens rund um die Dissertation, wie Leibniz es notiert:
Leibniz wechselt von Leipzig nach Altdorf und reicht dort wenig später eine andere juristische Dissertation ein:
Hubertus Busche (aus dessen Einleitung zu den Frühen Schriften auch diese Übersetzung stammt) erläutert dazu , die "scharfsinnige Analyse und Lösungsstrategie" von De Casibus gelte "Rechtsfällen, deren Konstellation einen unafhebbaren sachlogischen Widerspruch" enthalte, "und sie bringt Leibniz bei den Rechtsgelehrte auch anderer Universitäten so viel Ruhm, dass ihm gleich nach der feierlichen Promotion am 22. Februar 1667 eine Professur in Altdorf angeboten" wurde.
Gibt's Forschungsliteratur zu De Casibus... ?
Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn eine genaue Recherche müsste die Schrift kennen, um beurteilen zu können, ob allgemein gehaltene Titel etwas darüber enthalten können. So gibt es eben eine ganze Reihe von Werken der Forschung, die sich mit Leibniz' Position zum Naturrecht auseinandersetzen, aber ob es in De Casibus... auch um das Naturrecht geht, weiß ich nicht. Daher kann ich jetzt hier nur ein paar Titel auflisten, die ich so gefunden habe.
Dafür enthält die eben genannte Anthologie immerhin eine übersetzte Wiedergabe des Geschehens rund um die Dissertation, wie Leibniz es notiert:
"Ich erkannte, dass ich bei früher Erlangung des Doktorgrades als einer der ersten ein Mitglied der Fakultät werden und mein sicheres Glück machen würde. Doch gerade damals entstand ein heftiger Streit, weil einige allein zum Doktor gemacht werden wollten, und hierfür die Jüngeren auszuschließen und auf einen späteren Promotionstermin zu verdrängen suchten. Sie fanden die Gunst bei der Mehrheit aus der Fakultät. Als ich das Kunststück meiner Nebenbuhler bemerkte, änderte ich meine Pläne und beschloss, meinen Aufenthaltsort zu wechseln, und die mathematischen Disziplinen zu studieren. Ich meinte, dass es eines jungen Mannes unwürdig sei, wie angenagelt an einem bestimmten Ort klebenzubleiben."
Leibniz wechselt von Leipzig nach Altdorf und reicht dort wenig später eine andere juristische Dissertation ein:
"Als ich öffentlich disputierte, führte ich die Erörterung mit einer solchen Leichtigkeit und legte meine Gedanken mit einer solchen Geistesklarheit dar, dass nicht nur die Zuhörer über die neuartige und insbesondere bei einem Rechtsgelehrte ungewohnte Akribie sich wunderten, sondern auch die, die eigentlich opponieren sollten, öffentlich bekannten, sie seien hervorragend zufriedengestellt worden."
Hubertus Busche (aus dessen Einleitung zu den Frühen Schriften auch diese Übersetzung stammt) erläutert dazu , die "scharfsinnige Analyse und Lösungsstrategie" von De Casibus gelte "Rechtsfällen, deren Konstellation einen unafhebbaren sachlogischen Widerspruch" enthalte, "und sie bringt Leibniz bei den Rechtsgelehrte auch anderer Universitäten so viel Ruhm, dass ihm gleich nach der feierlichen Promotion am 22. Februar 1667 eine Professur in Altdorf angeboten" wurde.
Gibt's Forschungsliteratur zu De Casibus... ?
Die Antwort ist nicht ganz einfach, denn eine genaue Recherche müsste die Schrift kennen, um beurteilen zu können, ob allgemein gehaltene Titel etwas darüber enthalten können. So gibt es eben eine ganze Reihe von Werken der Forschung, die sich mit Leibniz' Position zum Naturrecht auseinandersetzen, aber ob es in De Casibus... auch um das Naturrecht geht, weiß ich nicht. Daher kann ich jetzt hier nur ein paar Titel auflisten, die ich so gefunden habe.
- Georges Kalinowski: La logique juridique de Leibniz. In: Studia Leibnitiana 9 (1977) 2, 168-189.
- Hanina Ben-Menahem: Leibniz on hard cases. In: Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie. 79 (1993) 2, 198-215.
- André Robinet: Loi naturelle et loi positive dans l’architectonique archaique de l’oeuvre de Leibniz. In: La notion de nature chez Leibniz, hg. von Martine de Gaudemar, Stuttgart : Steiner, 1995 (ISBN 3515066314) (Studia leibnitiana Sonderhefte ; 24). 159-170.
- Höck, J[ohann] K[arl]: Ein Bonmot von Leibnitz. In: Neuer literar. Anzeiger. München. 2 (1807), S. 253-254. (Auch in: Höck, Miscellen. Gmünd: Ritter, 1815, S. 61.)
- Hans Peter Schneider: Justitia Universalis : Quellenstudien zur Geschichte des ‘christlichen Naturrechts’ bei Gottfried Wilhelm Leibniz. S. 348f.
- Markku Roinila: Leibniz on rational decision making (Philosophical studies from the University of Helsinki ; 16) Vantaa 2007, S. 237ff. (hier pdf)
- Marcelo Dascal: Leibniz’ two-pronged dialectic, S. 37-72 in : Leibniz: What kind of rationalist, hg. von Dascal, Springer 2008
ebenda: Pol Boucher: Leibniz: What kind of legal rationalism?, S. 231-249.
- Bayart, A.: Leibniz et les antinomies en droit. In: Revue internationale de philosophie 20 1966 (H. 67-77) 257-263
- Berlioz, Dominique: Jurisprudence, résolution des controverses et philosophie. In: Nihil sine ratione: Mensch, Natur und Technik im Wirken von G. W. Leibniz ; Vorträge ; Berlin, 10. - 14. September 2001 / VII. Internationaler Leibniz-Kongreß. Hrsg. von Hans Poser ; Nachtr.-Bd. - Hannover: Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft, 2002. - S. 150 - 157. - ISBN 3-9808167-0-2
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Bibliographie,
Datensammeln,
Leibniz
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