Die Antwort weiß vielleicht das Bonner Kant-Korpus: In der Tat, der Satz steht in Band 16 der Akademie-Ausgabe, S. 869 (Handschriftlicher Nachlass). Er lautet aber so:
Man muß vielerley lesen und wenigstens sich zum Muster wählen."wenigstens"! Scheint mir zwar so zu verstehen wie das "weniges", aber doch ein Unterschied.
Das bloße Lesen ist genießen, ohne zu verdauen; es ist schwelgen.
Daher Helluo librorum.
Hm. Wie kann man hier "wenigstens" und "weniges" auch nur entfernt gleichstellen? SO sehr hat sich unsere Sprache nicht gewandelt. Insbesondere in Anbetracht des zweiten Absatzes des Zitates? Mir scheint er sagt: Man muß vieles lesen und zumindest im Sinne behalten - wenn man nur liest (ohne sich zu erinnern, geschweige denn zu verstehen) schwelge man lediglich. Man konsumiert, suhlt sich in den Gedanken eines anderen wie ein Schwein im Schlamm. Man soll das Gelesene mindestens zur Betrachtung einfügen in das Puzzle des eigenen Weltbildes, wenn es schon nicht voll verstanden und durchdacht wird. Mir scheint Kant kritisiert hier eine Art "Literaturkonsumerismus".
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