mspro hat in seinem Blog Mymspro einen lesenswerten Kommentar geschrieben zur Frage. Ich denke wie er, dass Faye nicht richtigherum fragt. Weil Nazismus (auch) eine moralisch wertende Kategorie ist, wirft Fayes These eigentlich die Frage auf, wie wir mit dem bösen Heidegger weiter umgehen. Ob sich die philosophische Seele beschmutzt, wer Heidegger liest.
Aber vielleicht ist es eher umgekehrt mit Heidegger und den Nazis. Vielleicht hat Heideggers etwas verschwiemeltes Denken, mehr auf Tiefe denn auf Klarheit zielend, in seiner Sorglosigkeit einen Denkstil des Raunens salonfähig gemacht, der sich leicht missbrauchen ließ. Vielleicht trägt Heideggers Irrationalismus zur Hochzeit des Irrationalen in den dreißiger Jahren bei. (Dieser Gedanke geht auf mehrere Äußerungen Ingeborg Bachmanns zurück, die das ein wenig schärfer formuliert.)
Gerechtigkeitshalber muss man feststellen, wie wenig 'Rationalität' vor politischer Dummheit (und schließlich Unmoral) schützt. Dass der Urvater der Analytischen Philosophie, Gottlob Frege, auch Sympathien für Hitler und die Nazis gehabt hat, weiß man seit 1994 (Jg. 42 der Deutschen Zeitschrift für Philosophie), als sein "politisches Tagebuch" aus den zwanziger Jahren bekannt wurde.
13 November 2005
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