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23 Januar 2006

Wie bringt man Philosophie unter die Leute?

Vielleicht, indem man an Inhalte anknüpft, die der Zielgruppe geläufig sind. Das scheint das Motto der Reihe Popular culture and philosophy zu sein, die William Irwin bei Open Court Books herausgibt. Ich habe mir den Band über Harry Potter genauer angesehen. Er ist von 2004 und deckt damit die Bände 1-5 ab.
Die Lektüre macht Spaß. Der Band ist als eine Art Einführung in die Philosophie gedacht. Die Beiträge sind von Leuten verfasst, die spürbar Ahnung vom Unterrichten haben und darum klar argumentieren und ihre Begriffe und Fragen nachvollziehbar entwickeln. Dabei werden natürlich hin und wieder Richtungen übersehen, in die sich der Gedankengang weiter entwickeln könnte, aber das schadet nicht.
Die Bedeutung von Beziehungen und Freundschaft wird z.B. anhand der Freundschaft von Harry, Ron und Hermione und der Beziehung zwischen Malfoy und Crabbe / Goyle diskutiert (und mithilfe von Aristoteles). Was gut und böse ausmacht, kann man natürlich an Voldemort zeigen. Ob Ehrgeiz eine Tugend ist, diskutiert ein Artikel anhand der Frage, warum die Slytherins Teil von Hogwarts sind. Ja, Rowlings Bücher bieten eine ganze Reihe von Ansatzpunkten.
Hermiones SPEW ist Gegenstand einer Untersuchung zum Thema Diskriminierung. Hier begegnet die interessante Frage, ob Rons Argument -- Hauselfen wollen unterdrückt werden -- sticht oder nicht. Steven W. Patterson, der sich dieser Frage annimmt, verweist auf das bekannte Phänomen, dass sich das Selbstbild von Unterdrückten dem Bild annähert, das Unterdrücker von ihnen haben. Ihre Befreiung ist dann erst die Voraussetzung dafür, dass sie den Wunsch haben können, befreit zu werden.
Könnte man einwenden: Sind Hauselfen nicht eher wie Fledermäuse? Wir können nicht wissen, wie es ist, eine Fledermaus zu sein (Nagel's Aufsatz für Leute mit JStor-Zugang, für solche ohne)! Also auch nicht, ob sie frei zu sein wünscht oder überhaupt ein Konzept von Freiheit hat.

Erreichen die Bücher ihre Zielgruppe? Weitere Bände versprechen zB Philosophie mit U2 oder mit Hiphop. Wer liest das? Ist das nicht am ehesten was für Philosophiestudenten, die sich außerdem für Harry Potter oder U2 interessieren? Für Lehrer jedenfalls könnten die Aufsätze hilfreich sein, weil sie zeigen, welches Textmaterial mit welchen Fragen im Unterricht präsentiert werden kann.

1 Kommentar:

  1. Wie bringt man Philosophie unter die Leute?

    Die beste Möglichkeit ist immer noch die sokratische. In Sandalen durch die Fußgängerzonen der Polis schreiten und die Leute ins Gespäch verwickeln.
    Die Polis ist natürlich heute das Internet und Sokrates wäre ein Blogger ;-)

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