Der Wissenschaftsrat, die obersten Wächter des Wissenschaftsstandorts, hat 2007 eine Untersuchung vorgelegt zu den Abschlussnoten an deutschen Unis und Fachhochschulen (hier
pdf). Da gibts natürlich auch ein paar Seiten zur Philosophie, zum Beispiel eine Statistik über die an deutschen Hochschulen abgelegten Examina und die durchschnittliche Abschlussnote.
Da stellt man dann fest, dass es mehrere Hochschulen gibt, wo 4 von 5 Absolventen 2005 mit der Note "sehr gut" entlassen wurden. Den besten Schnitt haben die Uni Trier und die Uni Stuttgart: dort wird seltsamerweise angegeben, man habe einen Schnitt von 1,13 erreichen können, wiewohl nur 4 bzw. 5 Leute geprüft wurden. Wie haben die das gemacht?
Von den großen Seminaren ist, negativ ausgedrückt, Tübingen dasjenige, wo am meisten "sehr guts" vergeben werden; positiv ausgedrückt, haben die Schwaben die besten Studierenden. Der Notendurchschnitt ist dort 1,37, bei 17 Abschlüssen. Die Durchschnittsnote für die 478 Magisterprüfungen deutschlandweit ist 1,67, für die 76 Bachelor 1,91.
Da fragt man sich, ob die Bachelor-Studierenden immer schlechter abschneiden: nein, aber oft. Deutliche Unterschiede gibt es in der Evangelischen Theologie, wo die Bachelor durchschnittlich mit 1,44 benotet wurden, die mit dem ersten kirchlichen Examen aber mit 2,23. (Allerdings gab es da nur 8 Bachelor-Prüfungen, also ist die Zahl wohl zu klein, um wirklich aussagekräftig zu sein.) In der Romanistik haben die Magistres durchschnittlich eine 1,85, während die 65 Bachelor-Studierenden sich mit einer durchschnittlichen 2,2 zufrieden geben mussten: das scheint mir signifikant schlechter zu sein!
Die meisten Philosophie-Absolventen im Magisterstudiengang gab es 2005 in:
FU Berlin: 41
Hu Berlin: 41
Uni München: 35
Düsseldorf: 21
Freiburg: 21
Hamburg: 21
Köln: 20
Hochschule für Philosophie München: 20
Die meisten Bachelor in Philosophie gab es in Bayreuth, dort haben 40 Studierende ihren abschluss gemacht, mit einem SChnitt von 2,04. Kein einziges sehr gut wurde vergeben!
Zu viele "Sehr gut"?
Der Wissenschaftsrat findet -- natürlich --, dass der Notenspielraum nicht ausgeschöpft wird und damit die guten Noten keine Orientierung böten. Tja, das stimmt wohl. Von den Sprach- und Kulturwissenschaftlichen Fächern, die der WR in der Tabelle S. 44 in eine Rubrik gepackt hat, ist allerdings die Philosophie kein Sonderfall. Der gesamte Bereich (abgesehen von der oben erwähnten Ev. Theologie) ist mit Noten diesseits des "gut" gesegnet, und die 3.318 Psychologie-Studierenden mit einem Durchschnitt von 1,59 tragen natürlich zum "sehr guten" Durchschnitt bei. Aber auch die Ingenieurwissenschaften als ebenfalls eigens abgetrennte Gruppe in der Tabelle, haben nur 1 von 7 Fächern aufzuweisen, das einen Schnitt schlechter als "gut" hat. Das Fach mit dem schlechtesten Durchschnitt ist, erwartungsgemäß, die Rechtswissenschaft, mit einem Schnitt von 3,06 bei 9.037 Staatsexamina, dann die Pharmazie mit einem Schnitt von 2,34 bei 1.722 Staatsexamina.
wahrgenommen durch Information Philosophie, Ausgabe 1/2008.