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27 April 2008

Was ist ein Achilles?

Thomas M. Lennon und Robert J. Stainton haben bei Springer (2008) ein Buch herausgegeben: The Achilles of rational psychology. Was ist dieser Achilles? Da der erste Aufsatz darin fragt, ob Plato das Achilles-Argument erfunden habe, weiß man schon mal, dass es sich um ein Argument handelt. Dummerweise gibt Wikipedia nichts her, weder auf deutsch noch auf englisch.
Hier ist die Einführung von Lennon und Stainton als pdf. Da steht immerhin drin, dass ein Achilles-Argument von einer Beobachtung der Einheit des Denkens oder Bewusstseins zur These führt, dass auch der Geist (oder die Seele) "einfach" sein müsse. Und das daraus in einem zweiten Schritt Philosophen auch die Unsterblichkeit der Seele haben ableiten wollen.

Wieso heißt sowas "Achilles"?
Am Philosophie-Department der Uni von Western Ontario gab es ein Achilles-Project, dessen Frucht das Buch ist. Es hat auch eine Webseite, aber nicht diese hier, sondern diese hier. Dort wird auf Kant verwiesen; auf diese Stelle der KrV (A, 221):

Dies ist der Achilles aller dialektischen Schlüsse der reinen Seelenlehre, nicht etwa blos ein sophistisches Spiel, welches ein Dogmatiker erkünstelt, um seinen Behauptungen einen flüchtigen Schein zu geben, sondern ein Schluß, der sogar die schärfste Prüfung und die größte Bedenklichkeit des Nachforschens auszuhalten scheint. Hier ist er.


Heißt das Argument also "Achilles", weil Kant es als erster so genannt hat? Aber was bewog ihn dazu? Kant verwendet den Ausdruck "Achilles" im Sinne des "der Achilles von etwas" öfter, wie die Suche in seinen Werken zeigt. Pierer's Universal-Lexikon von 1857 kennt den Ausdruck "Achilles" als den Namen eines "Trugschlusses", allerdings eines bestimmten: eben der Zenoschen Bewegungsparadoxie. Hat Kant also die spezifische Bedeutung zu der allgemeinen "Trugschluss" verbreitert?

2 Kommentare:

  1. Anonym28/4/08

    Was ihn dazu bewog weiß ich nicht.
    Vll wird es klarer, wenn man Achilles um "-Ferse" ergänzt - der Achilles eines jeden Arguments ist dann also der Punkt, an dem es angreifbar wird?

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  2. An die Ferse habe ich auch schon gedacht, aber das scheint mir nicht recht dazu zu passen, dass sowohl Kant als auch die neuere Verwendung eben von dem ganzen Schluss / Argument spricht, nicht von einem (schwachen) Bestandteil. Daher tippe ich eben auf die Verallgemeinerung der Bedeutung 'Trugschluss'.

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