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09 November 2005

Nazi Heidegger?

Jaja, das Fragezeichen in der Überschrift ist ein bisschen heuchlerisch, denn jeder weiß ja, dass der "versteckte König" der Philosophen (Hannah Arendt schreibt das 1978 als Erinnerung an die Zeit, da sie sich nach Freiburg zum Studium aufmachte) sogar Rektor wurde in Freiburg unter den Nazis und eine grässliche "Rektoratsrede" hielt. Alte Hüte also?
Ist wohl nicht damit getan, sondern eine interessante Frage, ob Heideggers Philosophie nazistische Elemente aufwies, und zwar a) in den dreißigern, als er nahe dran war, und b) später, nach dem Krieg. Letzteres wäre ja ein Prüfstein, an dem der "echte" Heidegger erkennbar würde (denn dass Heidegger auch ein opportunistischer und eitler Knopf, ach nee: Kopf, war, dürfte zustimmungsfähig sein). Ist Heideggers Philosophie weltanschaulich gefärbt, dann fragt sich zudem, ob diese Weltanschauung auf jene abfärbt, die sich von Heideggers Philosophie beeinflussen lassen. Das ist vermutlich der Kern, warum Emmanuel Fayes Buch Heidegger, l'introduction du nazisme dans la philosophie, in Frankreich so einen Wirbel gemacht hat, denn der Einfluss Heideggers gerade auf die Großdenker ist ja bekannt.

Ich wurde erst jetzt durch eine Zusammenfassung in Information Philosophie 4/2005 darauf aufmerksam. (Die Nummer ist übrigens auch interessant wegen eines kritischen Artikels, der "Faszination Agamben" überschrieben ist, aber eher "Deflating Agamben" heißen könnte.)
Faye hat seine Thesen auf deutsch in der ZEIT vorgetragen, wo auch eine lesenswerte kritische Antwort von Thomas Meyer erschien.

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