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17 März 2006

Kompliment an die deutsche Sprache

Alan Badiou leitet die Übersetzung seines L'être et l'événement (1988, Das Sein und das Ereignis, Berlin : diaphanes, 2005) mit einem schönen Kompliment für das Deutsche ein:
Jeder Philosoph träumt davon, ob er es sich eingesteht oder nicht, dass seine Bücher in die deutsche Sprache übersetzt werden. Denn er weiß, wie viel die Philosophie von Leibniz bis Adorno dieser Sprache und diesem Land verdankt. Abgesehen vom Altgriechischen (doch man übersetzt heute keine Bücher mehr ins Altgriechische...) hat keine Sprache die Geschichte der philosophischen Begriffe so stark geprägt wie das Deutsche. Dieser eindruck verstärkt sich noch bei einem Buch der "fundamentalen" Philosophie. Denn es handelt sch nicht um einen polemischen essay oder einen modischen Versuch politisch-historischer Philosophie im Stile von Bernard-Henri Lévy oder Peter Sloterdijk, sondern um eine langsame, technische, tiefe Betrachtung über das Sein, über das Eins, über die wahrheiten, über das Subjekt... Es ist eine Form der Meditation, mit der die deutsche Philosophie seit ihren Ursprüngen vertraut ist. Die Worte selbst scheinen im Deutschen mehr gewicht zu besitzen als im Französischen. Sagen Sie L'être et l'événement, so fließen die Worte, ohne besondere Aufmerksamkeit zu erregen. Sagen Sie jedoch Das Sein und das Ereignis, dann erheben sch die Geister Hegels, Nietzsches und Heideggers, die Sie in den geschichtlichen Bewahrer eines wesentlichen Sagens verwandeln.
Da wird die deutsche Sprache ganz rot...

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