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16 Juli 2006

Bewusstsein, historisch

Den Versuch einer echten Geistes-Geschichte macht Vwadek P. Marciniak in seinem 500-Seiten-Wälzer Towards a history of consciousness : space, time, and death (New York : Lang, 2006). Es handle sich, meint Marciniak selbstbewusst, um den in der Ideengeschichte am meisten vernachlässigten Gegenstand, außerdem sei Bewusstsein "the most ambiguous of terms". Entsprechend ist die Ideen- zugleich Begriffsgeschichte.
Die muss man aber gegen etwas halten: zum Beispiel gegen das eigene Verständnis des gemeinten Phänomens. Nützlich wäre also zu wissen, bei dem Thema, was Bewusstsein eigentlich ist. Da greift Marciniak sinnvollerweise über die Grenzen seiner Disziplin hinaus, dabei zugleich die Entwicklung der zeitgenössischen Diskussion reflektierend.
Das Buch folgt der interpretierbaren Quellenüberlieferung, beginnt also vor der europäischen Antike, und endet, im Prinzip, in der Gegenwart. Das ist für sich schon eine eindrucksvolle Leistung, finde ich. Marciniaks These: Neben der Reflexion von Erkenntnisvorgängen spielt die Angst vor dem Tod eine wichtige Rolle bei der Entstehung des "inneren Lebens".
Das eigentliche Ende des Buches ist aber eine Reihe von Fragen, die Marciniak stimuliert zu haben hofft, von denen ein Teil sich so zusammenfassen lässt: sind höhere Formen von Bewusstsein möglich als die von uns erreichten? Wie sähen die aus?

Das ist eine bemerkenswerte Frage, finde ich, weil sie einen Schritt über Grenzen versucht, die wir noch gar nicht sehen können und die möglicherweise gar nicht da sind. Anscheinend träumt Marciniak von einem "poly-conscious state of mind". Naja, der Klappentext verspricht ja auch "provocative directions" für den "serious student and thinker".

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