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17 Juli 2006

Gegen den Formalismus ...

schreibt der Leipziger Philosoph Henning Tegtmeyer in der neuen Ausgabe der AZP (31.2), S. 131-152. Formalismus, darunter versteht er in der Ästhetik, dass jemand allein die formalen Eigenschaften eines Werks ästhetisch bewertet. Eine solche Auffassung wäre von moralischen Erwägungen oder vom (kognitiven) Gehalt eines Werks unabhängig, auch von der Erlebnisqualität oder weiteren Eigenschaften. In der Ethik betrachtet Tegtmeyer als Formalismus ein "formal konsistentes System deontischer Sätze", das auf seine Erfüllungsbedingungen hin konzipiert wird, im Unterschied zu einem moralischen Denken, das den Gelingensbedingungen moralischen Handelns gilt (S. 140). Werden Ethik und Ästhetik in diesem Sinne interpretiert, dann ergibt sich eine ganze Reihe fruchtbarer Berührungen: so lasse sich der ästhetische Wert von Kunstwerken nicht in Abstraktion von ihrem ethischen Gehalt beschreiben, so stünden die klassischen Moraltheorien der Neuzeit einem angemessenen Verständnis tragischer Konflikte im Wege, um nur zwei der aufgeführten Beispiel zu nennen. Das letzteres richtig ist, sieht man leicht, wenn man einen Blick auf die Diskussion moralischer Dilemmata wirft. Dort werden die klassischen Tragödien gern als Beispiel gebraucht. Ich erinnere mich an einen Aufsatz von Bernard Williams, in dem dieser feststellt, dass die tragischen Konflikte eben auf einem Fehler der zugrundeliegenden Moraltheorie der Figuren beruhten. Damit ist der Gordische Knoten zerhauen statt aufgelöst...

Im wesentlichen geht es Tegtmeyer aber um die Ästhetik und die Frage, wie sie jenseits des skizzierten Formalismus aussehen könnte bzw. welchen Gewinn die Ästhetik davon hat. Lesenswert für alle, die sich für die Gemeinsamkeiten zwischen Ethik und Ästhetik interessieren!

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