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24 Juli 2006

Die Unzuverlässigkeit von Rezepten zum Glücklichsein

Hin und wieder landen Bücher auf dem Schreibtisch wie: Glücklichsein : Spirituelle Kraft für das Abenteuer des Lebens, von Sri Chinmoy. Es ist im Verlag The Golden Shore erschienen, ein Name, der hält, was er verspricht. Das Buch erklärt, dass Glücklichsein etwas ist, das von einem selbst abhängt: "spirituelles Glücklichsein, das durch Streben und Selbsthingabe entsteht" (S. 18). Ohne Zweifel gibt es Leute, die mit solchen Rezepten wirklich glücklich werden, denen "Streben" und "Selbsthingabe" genügen. Der Mehrzahl dürfte es aber so gehen wie mir. Für mich hat der Gedanke, dass Glück nur von mir allein abhängen soll, etwas zutiefst deprimierendes. Denn ich kann ja daran messen, ob ich glücklich bin oder nicht, ob ich es geschafft habe. Wer nicht glücklich ist, ist demnach außerdem noch ein Versager. Heinrich von Kleist, den ähnliches beschäftigte, dachte, das sei mit Selbstdisziplin zu erreichen (eine Vorwegnahme der protestantischen Arbeitsethik, sozusagen). Ich tendiere mehr zu Aristoteles: Glück braucht auch günstige äußere Umstände! Das diese auf eine innere Disposition treffen müssen, die mit ihnen etwas anzufangen weiß, versteht sich von selbst.

Wesentlich besser gefällt mir das neue Buch von Al Gini: Why it's hard to be good (New York : Routledge, 2006). Gini beschäftigt sich mit der Frage welche Charakteristika von Moral (moralischen Pflichten, Tugendkonzepten etc.) dazu angetan sind, die Moral am menschlichen Faktor scheitern zu lassen. Das heißt, er buchstabiert die Erkenntnis aus, dass Moral dazu da ist, uns dazu zu bringen, etwas zu tun, was wir eigentlich nicht tun wollen. Hier eine Kurzrezension von Brendon Breen.

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