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25 Juni 2007

Gefühle

In den letzten Jahren gibt's mehr und mehr philosophische Publikationen zum Thema: die rationalen Forscher entdecken das 'Andere' der Vernunft. Besonders hervorzuheben ist vielleicht der Band von Simo Knuuttila, Emotions in ancient and medieval philosophy (Oxford : Clarendon, 2004), wiewohl er natürlich keinen Überblick gibt darüber, wie Gefühle jetzt betrachtet werden.
Das tut aber der gerade bei Metzler erschienene Band Philosophie der Gefühle, den Christoph Demmerling und Hilge Landweer verfasst haben. Man findet dort neben einer systematischen Einleitung eine alphabetisch geordnete Sammlung zu 'zentralen' Gefühlen wie Achtung, Angst, Ekel, Freude, Liebe, Zorn, die jeweils umfangreich diskutiert werden. Die Autoren scheinen dabei sowohl mit der eher phänomenologischen Betrachtung als auch mit der analytischen Philosophie hinreichend vertraut, widmen sogar ein paar Seiten der Reflexion der Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Interessant finde ich auch den Rückbezug der "Gefühlstheorie" eines bestimmten Autors an das paradigmatische Gefühl, an dem sie entwickelt wurde; Demmerling und Landweer mühen sich, sowohl komplexen Gefühlen (wie Liebe) als auch einfachen Empfindungen (wie Ärger) gerecht zu werden; "Gefühlsdispositionen" und "Einstellungen" ebenso zu behandeln wie "akute Gefühle". Personen- und Sachregister sowie ausführliche Bibliographie runden das Buch ab. --
Im Kapitel über "Scham und Schuld" hätte ich mir eine Rückbindung an die öffentliche Diskussion des Scham-Begriffs in der Debatte nach Walsers Friedenspreis-Rede gewünscht; hier könnte das Buch ruhig etwas weiter weg sein von der akademischen Analyse.

[Update 22.1.2008] Den Trend bestätigt auch der Sonderband 14 der Deutschen Zeitschrift für Philosophie: Gefühle - Struktur und Funktion, hg. von Hilge Landweer: und darin natürlich auch einen Aufsatz von Demmerling. Landweer stellt einleitend fest, dass es zwar einen Haufen Publikationen gebe, aber ein "Resümee der bisherigen Debatten" ebenso ausstehe wie eine "Bündelung auf die strittigen Fragen hin". Das soll das Werk nun leisten.

[Update 3.12.08] Von Landweer und Ursula Renz herausgegeben ist soeben bei de Gruyter ein Band "Klassische Emotionstheorien" erschienen.

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