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16 Juni 2007

"Tugend ist ihr eigner Lohn"?

Das hört sich an wie eine Eltern-Maxime: eine, die vertreten wird von Leuten, die einen dazu bringen wollen, dies und jenes zu tun. Ein leeres Versprechen vermutlich; wobei ohnehin die Frage offen bleibt, ob man den Lohn der Tugend überhaupt will. Oder wie Harry Graham dichtet:

What makes Existence really nice
Is Virtue -- with a dash of Vice.
Nun habe ich aber mit Dickens' Roman Martin Chuzzlewit ein Modell entdeckt, das mich zumindest von der Möglichkeit überzeugt, dass der Satz ein Körnchen Wahrheit enthalten könnte. Da gibt es nämlich eine Figur namens Mark Tapeley, die nichts anderes im Sinn hat, als unter den widrigsten Umständen "jolly": bester Laune zu bleiben. Das ist natürlich nur eine Herausforderung, wenn man auch in widrigsten Umständen sich befindet, also begibt er sich in solche. Dickens schildert, wie Tapeley auf der Überfahrt von England nach New York durch seine fröhliche Hilfsbereitschaft (selbst bei Seekrankheit) das ganze Unterdeck bei Laune hält. Infolgedessen ist er bei allen Mitreisenden so beliebt, dass er ins Grübeln kommt, ob diese Umstände es nicht jedem leicht machen würden, "jolly" zu sein. Dass es seine eigene Güte ist, die erst das Wohlwollen der Anderen zum Vorschein brachte, kann er nicht sehen: wohl aber natürlich der Leser.

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