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07 Juni 2007

Gottesfrage, von den Anfängen bis 1972

Falls man mal einen Überblick braucht, welche Argumente für und gegen die Existenz Gottes im Laufe der Philosophiegeschichte schon gebracht wurden, nützt einem vielleicht Michelle Federico Sciaccas zweibändige Sammlung Con Dio e contro Dio (Mailand 1972). Der Untertitel verspricht eine "raccolta sistematica degli argomenti pro e contro l'esistenza di dio"; tatsächlich fängt der Überblick bei den Vorsokratikern an. Mich würde interessieren, ob es nicht auch schon in den früheren Hochkulturen derlei Argumente gegeben hat.

4 Kommentare:

  1. Anonym8/6/07

    Nujo, die Vorsokratiker sind ja gerade dafür bekannt, angefangen zu haben, natürliche Phänomene unabhängig von den Göttern zu betrachten.
    Wenn man noch glaubt, dass da oben ein Gott einen Sonnenwagen steuert, dann ist es reichlich unwahrscheinlich, sich Argumente gegen Götter zu überlegen.
    Sicher mag es einen frühbabylonischen Heraklit gegeben haben, der meinte, die Leute hätten doch alle Macke von wegen Sonnenwagen.
    Das dürfte aber dann beim Sonderling geblieben sein und nicht zu einer Schule werden, die Aufzeichnungen hinterlässt.

    Mal ganz davon abgesehen, dass die Griechen (bis auf einige unangenheme Perioden in Athen - die aber auch nciht gerade aus religiöser Überzeugung) in solchen Fragen recht liberal war. In anderen Kulturen gab es mächtige Priesterschaften, die einem Religionskritiker das Leben nicht nur schwer, sondern auch kurz machen konnten.

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  2. Keine Ketzer vor den alten Griechen? Das mag ich kaum glauben. Und was ist mit dem Zweifel der einen Gottesanhänger an dem Gott der andern?

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  3. Anonym12/6/07

    Ich denke der der Zweifel der Gottesanhänger gegeneinander drückt letztlich den Überlegenheitsanspruch der eigenen Gruppe aus, gegenüber der anderen aus. Daraus lassen sich wiederum knallharte Realitäten ableiten, wie z.B. den Missionsimpuls, der letztlich in einer Kolonialisierung bis hin zur Zerstörung der anderen Ordnungsstruktur (Glaube) führt.

    Zur Philosophie oder den Philosophen Griechenlands entwickle ich mal den blassen Schimmer, dass mit dem philosophischen Denken ein säkularer Prozess der Weltdeutung begonnen hat. Noch nicht ein Aufklärungsimpuls, wohl aber das Primat des Denkens und der Argumente sich dem Glauben an Götter gegenüber stellte. Philosophiert wurde in einer elitären Gruppe innerhalb der griechischen Gesellschaft.

    Gab es Ketzer in anderen Hochkulturen? Sicherlich und vorstellbar. Mir erscheint das Handeln der Menschen, sobald es gesellschaftlich relevante Auswirkungen zeigt, immer gesteuert von Überzeugungen, die sich auf einen übergeordneten (behaupteten) Ethos/Tugend berufen. Und Hochkulturen entstehen aus der Vielfältigkeit und Komplexität ihrer gesellschaftlichen Glieder (sag ich jetzt mal so).

    so oder ähnlich

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  4. Ich glaube, ich muss präzisieren, dass die beiden Bände nur abendländische Argumente enthalten. Das fällt mir auf, weil ich denke, dass z.B. ein Angehöriger einer Kultur mit Menschenopfern (z.B. Inka), sofern er das Opfer ist, eine starke Motivation haben könnte, die Existenz eines Gottes zu bezweifeln: die nichts mit "übergeordneten" Tugenden zu tun hätte. Letztere wären die Impulse in ihm, die ihm den Zweifel verbieten.

    Tja, was die alten Griechen angeht, so hängt die Argumentation auch mit dem Gottesbegriff zusammen. Wenn die Götter so menschenähnlich sind wie bei Homer beschrieben, dann sehe ich keinen rechten Grund am Zweifel: weil das "Gott" genannte ja einfach eine andere Art von WEsenheit sein kann. Erst die "All-"Behauptungen, wie Allwissenheit, Allgegenwart, Allmacht, taugen zur rein analytischen Auseinandersetzung (im Unterschied zur persönlichen, s.o.)

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