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16 August 2008

Kunst und Moral

Dass es moralische Gesichtspunkte für die Beurteilung von Kunst (Malerei, Literatur, Film etc.) gibt, scheint mir kaum bestreitbar. Und dabei braucht man nicht mal die Verletzung religiöser Empfindlichkeiten heranzuziehen, für die regelmäßig Rücksichtsnahme eingefordert wahlweise die Freiheit der Kunst in den Ring geworfen wird. Aber muss man mit solchen Meldungen nur rechnen, wo Kunst zugleich politisch sein will (Karikaturenstreit) oder die historische "Wahrheit" im Blick hat (Wilkomirski-Fall)? Meine Argumentation würde ungefähr so laufen: Kunstwerke sind kommunikative Akte. Wie jeder weiß, hat Kommunikation neben anderen Funktionen auch eine Appell-Funktion, die in jedem Akt vorhanden und mehr oder weniger ausgeprägt ist. Dieses Appellative kann jederzeit dem moralischen Urteil unterworfen werden. Und da es im Auge des Betrachters liegt, wie stark der Appell wirkt, hängt es auch von ihm ab, wie stark er urteilt. So könnte, wer will, auch noch einem meditativen Mondrian vorwerfen, dass er eben welt-fremd ist, statt sich zu engagieren.

Der neue Sammelband Art and ethical criticism (hg. von Gerry L. Hagberry, Blackwell 2008) untersucht den Zusammenhang von Kunst und Moral. Ein Teil der Beiträge beschäftigt sich damit, wie Kunst moralische Inhalte vermitteln kann. Das ist natürlich auch ein Aspekt der Frage der moralischen Beurteilung von Kunst, denn immer lässt sich fragen, ob die Kunst denn diesen oder jenen Inhalt vermitteln sollte. Interessanter finde ich aber die paar Beiträge über die "ethical dimensions of photography" (David Davies) oder "Ethical judgements in museums" (Ivan Gaskell).

2 Kommentare:

  1. Anonym27/8/08

    Wenn Sie die Kunst und die Moral in einen Zusammenhang stellen, so sprechen Sie, nehme ich an, von schlechter Kunst entweder, oder von echter, guter Kunst! Alles was dazwischen ist - alles Mittelmaß - was kann es anderes sein, als die Vorraussetzung von der Kunst und der Moral ungeachtet des Resentiments, welches beide gegeneinander bilden?

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  2. Nein, ich spreche davon, dass wir Kunstwerke nicht allein nach ästhetischen Kriterien beurteilen. Das fällt uns leicht bei schlechter Kunst, und bei guter Kunst ist das schwierig. Da kommt einem immer die Intuition in den Weg, dass gute Kunst nur ihren eigenen Gesetzen, und also nicht äußeren, moralischen, gehorche.
    Ist man ein Vertreter einer seltsamen ästhetischen Theorie, wie z.B. des "realen sozialistischen Realismus", dann hat man kein Problem damit, weil das ästhetische ohnehin dem moralischen untersteht bzw. die Kunst außerästhetischen Zielen dient, also ohnehin nicht autonom ist. Aber alle anderen?

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