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22 November 2005

Was läuft philosophisch in anderen europäischen Ländern?

Gestern habe ich auf das Buch eines spanischen Philosophen hingewiesen. Sicher hätte man es hier nicht wahrgenommen oder der Übersetzung für wert befunden, wenn es kein Bestseller gewesen wäre. Und das ist doch schade, denn aus dem philosophischen Spanien dringt nicht viel zu uns, genausowenig wie aus Italien -- von Agamben und Eco mal abgesehen --, aus den Niederlanden und Belgien, aus den skandinavischen Ländern, von Osteuropa ganz zu schweigen. So ist man häufig darauf angewiesen: entweder die Sprache zu sprechen, oder sich mit dem zu begnügen, was auf englisch erscheint. Aber selbst wenn man das tut, bleibt noch die Schwierigkeit, auf entsprechende Veröffentlichungen aufmerksam zu werden.

Gerade ist auf meinem Schreibtisch ein englischer Proceedings-Band einer Konferenz in Genua 2001, erschienen 2004: Logic and metaphysics, hg. von Michele Marsonet und Margherita Benzi. Darin kann man erahnen, dass es eine kleine Szene analytischer Philosophie in Italien gibt, und was sie beschäftigt. Daneben enthält das Bändchen einen bislang anderswo nicht veröffentlichten Aufsatz von Michael Dummett, Relative truth sowie Aufsätze von Anthony Grayling und Michael Devitt.

Aus Italien kommen Evandro Agazzi, Paolo Parrini, Ettore Casari und Michele Marsonet zu Wort. Parrini z.B. widmet sich der Frage, ob man gut fünfzig Jahre nach Quines Attacke auf die analytisch-synthetisch-Unterscheidung wirklich darauf verzichten kann. Agazzi geht es um den Zusammenhang von Logik und Metaphysik; Casari untersucht die Logik von ontologischen Relationen; Marsonet versucht einen pragmatischen Blickwinkel auf das Thema zu eröffnen.

Parrini verweist übrigens gleich anfangs auf einen Vortrag eines polnischen Logikers, der über 60 verschiedene Bedeutungen von "analytisch" unterscheidet: J. Wolenski, Kinds of analytical sentences, vorgetragen in Pittsburgh 2000. Vielleicht gibt es ja so viele Bedeutungen auf polnisch?

1 Kommentar:

  1. Heute las ich das wieder, was ich vorgestern schrieb, und musste herzlich lachen: "Entweder die Sprache zu sprechen, oder sich mit dem zu begnügen, was auf englisch erscheint". Jaja, liebe Logiker, die Schlussfolgerung ist, dass Englisch keine Sprache ist, oder dass man Englisch nicht sprechen zu können braucht, um ein englisches Buch zu lesen (was aber sicher von anderen Sprachen auch gilt).

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