Andreas Vieth hat eine, wie mir auf den ersten Blick scheint, gut lesbare Einführung in die Angewandte Ethik geschrieben (Darmstadt : WBG, 2006). Das erste Kapitel gilt der theoretischen Grundlegung, unter anderem der wichtigen Frage, was jemand mit einem moralischen Problem von einem Moralphilosophen erwarten kann. Die Kapitel zwei bis vier widmen sich bestimmten Feldern angewandter Ethik: Umweltethik, Tierethik, Medizinethik. Ein gegliedertes, wenngleich unkommentiertes Literaturverzeichnis beschließt das Buch (am Ende jeden Kapitels wird thematisch Lektüre empfohlen). Nicht ganz glücklich, dass dort zum wichtigen Handbuch von Nida-Rümelin nur die erste Auflage von 1996, nicht die aktualisierte von 2005, die immerhin gut 50 Seiten länger ist, genannt wird.
Als Einführung eignet sich das Buch durch seinen didaktischen Aufbau: wichtige Inhalte sind auch graphisch hervorgehoben; Kapitel schließen mit zusammenfassenden Fragen. Außerdem hat das Buch, WBG-Einführungs-typisch einen breiten Rand zum Selberdranschreiben, was ich nützlich finde.
Dem knappen Einführungsformat ist es wohl geschuldet, dass eine Reihe von typischen Themen angewandter Ethik keine Berücksichtigung findet: Wirtschaftsethik; politische Ethik; Forschungsethik. Das finde ich schade, weil diese Themen solche sind, die eben nicht in Ethikkommissionen verhandelt werden und darum ein methodisch verändertes Vorgehen brauchen. Denn die Einbeziehung von Philosophen in Ethikkommissionen platziert sie an einem bestimmten Ort der (politisch-gesellschaftlichen) Entscheidungsfindung, und das beeinflusst natürlich auch die Art der Empfehlungen, die da abgegeben werden können.
19 Juni 2006
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