Pascals Wette (
Pascal's Wager) ist sicher eines der bekanntesten "Argumente" für den Glauben, und ebenso zahlreich sind die Analysen und Widerlegungen. Pascal hatte gemeint, einen rationalen Grund für den Glauben angeben zu können: es sei rational zu glauben, weil man im Falle von Gottes Existenz "unendlich viel" gewinne, nämlich ewige Glückseligkeit, während man im Falle seiner Nichtexistenz nichts verliere. Ein Ungläubiger hingegen käme im Falle von Gottes Existenz in die Hölle. Man möge also lieber auf die Existenz Gottes setzen. Dagegen ist eingewandt worden, dass immerhin ein paar Religionen miteinander im Wettbewerb stehen, man also auf den falschen Gott setzen könnte; gewichtiger aber noch der Einwand, dass man sich nicht entscheiden kann zu glauben (und dass Gott womöglich keine Gläubigen will, die nur vom Kopf her glauben).
Ich schaue immer mal in einen Aufsatz oder ein Buch, um zu sehen, ob da noch was mir Neues drinsteht. In W. Donald Hudsons
A philosophical approach to religion (Macmillan 1974) ist auch ein Kapitel über Religion und Rationalität. Hudson hält es für möglich, dass "one can put oneself in the way of acquiring religious belief", um Pascals Wette einzugehen. Ein aristotelischer Gedanke: der Übung der religiösen Praxis würde irgendwann auch der Glaube folgen: Gewöhnung macht den Charakter. Glaube unterläge zwar so nicht der rationalen Kontrolle, aber den Weg dahin einzuschlagen, schon. Hudson fragt dann:
"But the question arises, in the light of what has just been said: is it morally right to put oneself in the way of belief, if one thinks that there is a low degree of probability that such a belief is true?"
Interessanter Begriff von Moral: objektivistisch, als Maßstab könnte so etwas wie "sich selber treu sein" im Hintergrund stehen. Die Frage beantwortet Hudson dann selbst, indem er implizit einen
anderen Begriff von Moral anbietet: es könne nichts unmoralisch daran sein, sich in einer Frage zu entscheiden, deren Für und Wider man nicht entscheiden kann: jede Antwort sei erlaubt. Ich denke, diese Antwort verkennt die Frage. Die Frage lautet ja eigentlich: soll man sich verbiegen?