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13 August 2008

Der Sinn nach Harmanus

[Entwurf vom 13.8.; wurde nicht zu Ende geschrieben]

Hat die "Existenz" einen "logischen Sinn"? Fabian Harmanus ist überzeugt davon und hat darum ein Buch geschrieben. Was qualifiziert den inzwischen 33jährigen Diplom-Kommunikationsdesigner dazu, die Frage zu beantworten? Dass er schon im Alter von 4 anfing, sich tiefe Fragen zu stellen, und seitdem nicht aufgehört hat, darüber nachzudenken?

Irgendwie ist das sympathisch: dass sich jemand hinsetzt und 30 Jahre nachdenkt ohne sich dabei Rat zu holen bei den Profi-Nachdenkern. Und dann, natürlich, von seinem System so überzeugt ist, dass er es publizieren muss: denn es könnte ja den andern helfen. Harmanus findet, dass "viele existenzielle Fragen des Menschen nur aufgrund von Vermutungen behandelt werden", dabei könnte man doch von Tatsachen ausgehen! Es gibt nämlich nur: "Wissen, das logisch gefolgert wird, gleich einer mathematischen Formel; Reine Logik, die keinen Spielraum für Relativierungen lässt". Harmanus wird daher nicht nur verraten, worin der Sinn besteht, sondern auch, warum alle andern bisher daran scheiterten, ihn zu finden!

Wie denkt er so? Auf S. 14 definiert er "absolute Erkenntnis". Sein Beispiel ist die "absolute Erkenntnis" eines Pferdes, und da er abstrakt definiert hat, dass eine absolute Erkenntnis von etwas darin besteht, "alle maßgebenden Faktoren und Informationen zu wissen (...), jede noch so schier belanglose Information zu wissen". Über ein Pferd müsste man, von seinem Äußeren abgesehen, auch über sein Inneres und schließlich darüber Bescheid wissen, wie es sich anfühlt, ein Pferd zu sein. "Das mag sich absurd anhören, ist aber in dieser vorerst abstrakte Form logisch". Philosophen, die nach Erkenntnis streben, müssten also, folgert er eine Seite weiter, auch die Erkenntnis sein oder jede andere "übernatürliche Kraft", um die es ihnen geht.

6 Kommentare:

  1. Anonym13/1/09

    Das ist halbwegs amüsant, was man so nach einem halben Jahr zufällig im Internet entdeckt. Eventuell wäre es interessant zu erfahren, was ich selbst über so solche falschen Aussagen als Autor des oben genannten Buches denke.
    Nun, erst einmal zum wichtigsten Punkt, nämlich dass eine Textstelle hier derart falsch wiedergegeben wurde, dass der Sinninhalt in gänzlich falschem Licht erscheint. Auf Seite 14 in meinem Buch ist nicht die Rede von der "...absoluten Erkenntnis eines Pferdes" (Ihrer Worte nach), sondern von der absoluten Erkenntnis exemplarisch >über< ein Pferd. Das ist ein signifikanter Unterschied. Da Tiere rational weniger erkennen können als Menschen, wäre es natürlich unsinnig, von einer absoluten Erkenntnis eines Tieres, wie einem Pferd, als agierendes Subjekt zu sprechen, was ich aber auch keineswegs getan habe. Ich frage mich, wie einem ein so ein gravierender Zitat-Fehler unterlaufen kann.

    Auch das Beispiel über Philosophen wurde falsch wiedergegeben: Erst einmal ist generell nicht von allen Philosophen die Rede, sondern nur von denen, die eine übernatürliche Kraft "absolut" erkennen wollten. Wer das nicht will oder nicht anstrebt, auf den trifft dieses Kapitel also ohnhin schon einmal nicht zu (und muss sich deshalb auch nicht kritisiert fühlen). In meinem Buch heißt es: "Erkennt eine philosophische Betrachtung ein übernatürliches Ziel beziehungsweise eine übersinnliche Methode, setzt sie aber nicht um, ist der Weg inkonsequent und >hilft nur bis zu einer gewissen Grenze innerhalb der Gedanken<". (Seite 15, Unterkapitel Philosophie)
    Das heißt im Umkehrschluss, Philosophie "kann" durchaus helfen und erkennen - eben bis zu einer gewissen Grenze. Ich habe nirgendwo etwas anderes geschrieben. Aber dass ein Philosoph auf rein rationalem Weg nicht absolute Erkenntnis besitzen kann, haben bereits früher schon bekannte Philosophen abgeleitet.

    Wer sich den Versuch einer Buchkritik vornimmt, sollte er wenigstens richtig zitieren können oder zumindest soweit aus einem Buch richtig abschreiben können, dass der Sinninhalt nicht komplett verändert wird. Dass hier nicht einmal diese Grundlage in dieser ironisch durchzogenen Kritik gegeben ist, sollte nun deutlich geworden sein. Wer möchte, kann das ja gerne mit dem "Originaltext" abgleichen.

    Dass ich mich 30 Jahre hingestetzt haben soll, ohne sich dabei Rat bei den (sogenannten) "Profi-Nachdenkern" (ein ziemliches Unwort) zu holen, würde ich schon fast als Polemik bezeichnen, da das mit keiner Quelle belegt werden kann und tatsächlich auch der Unwahrheit entspricht. So sind zum Beispiel das erste und das letzte Überkapitel ("Methoden der Wahrheitssuche" und "Assoziation durch Wertschätzung") von Professoren (Philospophie) komplett begutachtet. Dieser Hintergrund ist in meinem Buch nicht erwähnt, weil ich die Abhandlungen alleine geschrieben habe und kleine, aber wichtige Änderungen vorgenommen habe, um es dem Kerninhalt der restlichen Abhandlung anzupassen, womit korrigierende Anmerkungen der Professoren ohnehin hinfällig wurden. Das ist wohl war.
    Man sollte also keine Behauptungen über eine Person aufstellen, wenn man sich nicht gewiss sein kann. Denn das macht voreingenommen und schränkt rationale Erkenntnisfähigkeit ein - nicht erst bezüglich absoluter Erkenntnis, sondern schon auf der Ebene ganz banaler Zusammenhänge ...

    Mfg

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  2. Vielen Dank für Ihre Anmerkung. Prinzipiell finde ich es fein, dass Sie als Autor sich zu Wort melden. Zumal Sie ja meinem Posting entnommen haben, dass mich Ihre Veröffentlichung nicht überzeugt hat.

    Wenn Sie sich in meinem Blog umsehen, dann sehen Sie, dass ich hier eher selten den Versuch einer Buchkritik unternehme, sondern sehr viel mehr einfach auf Veröffentlichungen hinweise, die ich für lesenswert oder eben nicht halte, und zwar meistens, weil irgendetwas beim Durchblättern meine Aufmerksamkeit geweckt hat.

    Sie haben recht, man sollte immer genau lesen und sich Mühe geben, einen Text so zu verstehen, wie er gemeint ist. Das habe ich auch getan mit Ihrem Abschnitt über die Erkenntnis eines Pferdes. Dabei ist hier, bitte, der Genitiv "eines Pferdes" als Objectivus zu verstehen, d.h. ich gebe hier wieder, wie ich Sie verstanden habe, dass man, um zu erkennen, was ein Pferd für ein Ding ist,
    "alle maßgebenden Faktoren und Informationen zu wissen (...), jede noch so schier belanglose Information zu wissen" [habe]. Über ein Pferd müsste man, von seinem Äußeren abgesehen, auch über sein Inneres und schließlich darüber Bescheid wissen, wie es sich anfühlt, ein Pferd zu sein.

    Ich habe jetzt ihr Buch nicht vorliegen, aber ich erinnere mich, dass ich es interessant fand, dass Sie als nicht akademisch trainierter Selbstnachdenker zu einer Denkfigur nahekommen, die ich aus Thomas Nagels berühmtem Aufsatz "What is it like to be a bat" kenne. Nagel kommt da u.a. zu dem Schluss, dass der "objektive" Blick nicht alles Wissbare wissen könne, weil er nicht wissen könne, wie es ich anfühlt, eine Fledermaus zu sein. -- Sie sehen, ich habe ganz etwas anderes gemeint, als sie herausgelesen haben. Und mir scheint, ebenso wie Sie das über sich selbst denken, dass ich mich einigermaßen deutlich ausgedrückt habe.

    Übrigens folgt das, was Sie oben als zweite Korrektur meiner Wiedergabe schreiben auch aus dem, was ich im Posting als Ihren Gedanken wiedergegeben habe. Nämlich, Ihre These: Philosophen müssen das werden, um das es Ihnen geht. Wem es um eine übernatürliche Kraft geht, der muss zu dieser Kraft werden. Wem es um ein Pferd geht, der muss zum Pferd werden. Sofern seine Erkenntnis "absolut" sein soll. So habe ich Sie verstanden, und das habe ich geschrieben, und das schreiben Sie jetzt auch noch mal im Kommentar. Da habe ich Sie doch eigentlich ganz treffend wiedergegeben.

    Das mit den 30 Jahren: ja, das ist eine Polemik. Wissen Sie, wenn man wissenschaftlich arbeitet, dann wird man mit der Zeit müde, naives, angeblich vorausssetzungsfreies, ichbezogenes Nachdenken zu lesen, weil man die Forschungsliteratur kennt und die dort publizierten Argumente für oder gegen eine Position. Ich will das übrigens nicht mit einer anderen Quelle belegen. Ich beziehe mich da auf Sie selbst. Ich habe das aus Ihrer Selbstdarstellung im Buch und auf Ihrer Webseite http://www.sinnallerexistenz.de/ gefolgert. Und übrigens auch aus dem Buchtext selbst. Hätten Sie sich etwas mehr mit dem beschäftigt, was andere geschrieben haben, dann würden Sie nicht Sätze schreiben wie (Zitat von Ihrer Webseite):

    Wie logische Perfektion ermöglicht wird

    Das Prinzip ist einfach: Jede Vermutung, selbst die mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 (Periode)Prozent, bleibt eine Vermutung und hat damit keine vollkommene Beweiskraft.
    Logisch perfekt sind nur Aussagen, die hundertprozentig stimmen. Im folgenden werde ich exemplarisch einen Satz von logischer Perfektion und vollkommener Wahrheit nennen, nämlich:

    "Irgendetwas existiert!"

    Der rationale Beweis: Wenn nicht irgendetwas existieren würde, würde gar nichts existieren, nicht einmal eine Illusion, geschweige denn, dass der Satz "Irgendetwas existiert" überhaupt wahrgenommen oder formuliert werden könnte. Folglich muss irgendetwas existieren, selbst wenn manche behaupten würden, dass alles Wahrgenomme nur eine Illusion sei (jede Illusion ist auch eine Form der Existenz!).

    Dass also irgendetwas existiert, lässt - konsequent ausformuliert - gar keine andere Möglichkeit zu als diese.


    Sie benutzen das Wort "Logik" in einem etwas privaten Sinne. "logisch" ist etwas, wenn es aus etwas anderem folgt. Eine Vermutung allein kann nicht "logisch" sein, sondern sie ist es immer in Beziehung zu etwas anderem. Daher ist in strengerem Sinne die Logik die Lehre vom Schließen. Und Ihr Begriff der "logischen Perfektion" scheint mir nichts weiter als "Wahrheit" zu meinen.
    Ihr Satz "Jede Vermutung ... bleibt eine Vermutung", ist tautologisch und damit so wahr wie "Schnaps ist Schnaps". Ich vermute, Sie wollen etwas sagen wie: Egal wieviel unterstützende Daten wir für eine Vermutung haben, wir können nie wissen, ob sie wahr ist, denn dazu bräuchten wir einen anderen Typ von Beweis, als uns zugänglich ist.
    Was Sie damit aufkochen, ist die alte Debatte um den Grund aller Erkenntnis. Und statt bei "ich denke, also bin ich", landen Sie bei "etwas existiert", aber das ist ja bloß eine andere Formulierung für denselben Denkweg. A priori vs. a posteriori.
    Ihre Fortsetzung mit dem Hinweis auf die "Existenz der Illusion" verdankt sich offenbar dem Halbwissen um die skeptische Idee, dass all unsere Erkenntnis illusorisch sein könnte. Descartes' böser Dämon, Descartes' Traum. Aber diese skeptische Idee geht nie so weit daran zu zweifeln, das irgendetwas existiert. Sondern Sie beschäftigt sich damit, ob wir über das, was existiert, etwas wissen können.

    Wenn ich das zusammenfasse, ist also das, was Sie geschrieben haben, aus meiner Leserperspektive schlecht formuliert, weil Sie ihre private Bedeutung von Begriffen benutzen (Logik) oder banal (Tautologie) oder falsch ("selbst wenn manche behaupten würden ...").

    Ich finde es witzig, das sei abschließend angemerkt, dass Sie darauf hinweisen, dass Eingangs- und Schlusskapitel von Philosophieprofessoren "komplett begutachtet" worden seien. Was bedeutet das? Sind Sie mit welchen befreundet? Und haben die das gelesen und gesagt: Fesselnd geschrieben und originell: veröffentlichen Sie das! Auch an diesem Beispiel sieht man, dass Sie nicht besonders klar schreiben. Was Sie mir andeuten wollen, ist wohl: Sie haben ein Zeugnis bekommen, und da standen gute Noten drin. Was Sie geschrieben haben, ist aber nur: Sie haben ein Zeugnis bekommen. Und jetzt frage ich mich natürlich, ob da wirklich gute Noten drin standen. Außerdem könnten Sie ja auch Ross und Reiter nennen: welche Philosophieprofs mochten denn die beiden Kapitel? Bei welcher Gelegenheit konnten Sie die denn damit bekannt machen?

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  3. Anonym15/1/09

    Vielen Dank ebenso für Ihren Post. Dass Sie mein Buch nicht überzeugen konnte, wundert mich nicht im geringsten, denn dazu müsste man es mehr als nur äußerst fragmentarisch gelesen haben, was aber in Ihrem Fall nicht zutrifft. Ich erlaube mir einfach einmal der Reihe nach durchzugehen:

    Allgemein: Bevor Sie in Ihrem Artikel anfangen zu zitieren, eröffnen Sie Ihre Kritik mit Ironie und Polemik (letzteres haben Sie ja selbst eingestanden, nicht dass beides nicht ohnehin offensichtich genug wäre). Das hat zur Folge, dass potentielle Leser schon befangen wären, noch bevor sie eines Ihrer leider unvollständigen Zitate gelesen haben. Wer vorgibt, soviel Wert auf Seriösität zu legen, sollte nicht gleichzeitig auf so unseriöse rhetorische Mittel zurückgreifen.

    Zum unvollständig genannten Beispiel zur absoluten Erkenntnis:
    Sich "einigermaßen deutlich", in Ihrem Fall mehrdeutig (das geht aus ihrer Antwort hervor) auszudrücken und Zitate unvollständig wiederzugeben, ist leider unzureichend für seriöse Kritik.
    Dass Sie es nicht einfach grammatikalisch eindeutig ausgedrückt haben (was ein leichtes gewesen wäre), aber gleichzeitig den Anspruch präziser Formulierung innehaben und auch fordern, zeigt eine Diskrepanz zwischen Ihrem Anspruch und Ihrer Kompetenz. Und nachdem ein Leser durch Ihre "netten" einleitenden Worte meinem Textinhalt negativ voreingenommen sein muss, hätte ein Leser auch keinen Grund, bei Ihrer zweideutigen Formulierung ausgerechnet die positivere Variante heraus zu interpretieren. Das müsste Ihnen eigentlich klar gewesen sein ...

    Das Beispiel von Nagel ist mir bereits bekannt. Und dass bei meinem Beispiel so mancher eine gewisse Parallele zu Nagel erkennen würde, war mir auch schon lange vor Veröffentlichung bewusst. Aber dass Sie von mir schreiben: "Nämlich, Ihre These: Philosophen müssen das werden, um was es Ihnen geht." zeigt, dass Sie mein Buch nur überflogen haben können. Denn ansonsten wäre Ihnen der letzte und entscheidende Satz dieses Kapitels aufgefallen, der lautet: "Etwas absolut zu erkennen, heißt, es >gleichzeitig< zu sein, >zusammen< mit allen anderen Formen der Erkenntnis". "Gleichzeitig" und "zusammen" bedeutet nicht nur, z.B. beim Pferd oder einer Fledermaus eben diese(s) zu werden, sondern z.B. auch parallel der Außenbetrachter zu bleiben sowie jede weitere Perspektive über das Pferd. Würde man einfach nur ein Pferd oder eine Fledermaus werden, besäße man schließlich auch nur deren Intelligenz und Sichtweise, da man seine vorherige ja dann verloren hat. Dass dies natürlich nichts mit absoluter Erkenntnis zu tun hätte, da sind wir uns wohl einig. Sie haben mich also alles andere als treffend wiedergegeben.

    Sie haben geschrieben: "Sie benutzen das Wort Logik in einem etwas privaten Sinne. logisch ist etwas, wenn es aus etwas anderem folgt. Eine Vermutung allein kann nicht logisch sein, sondern sie ist es immer in Beziehung zu etwas anderem. Daher ist in strengerem Sinne die Logik die Lehre vom Schließen."

    Wenn Sie meine Definition von Logik im Buch auf Seite 23, 1. Absatz, 2. Satz im Kapitel "Die Sprache als Mittel", gelesen hätten, die lautet: "Wenn hier von Logik die Rede ist, definiere ich diesen Begriff als ein anderes Wort für Folgerichtigkeit beziehungsweise Schlüssigkeit.", hätten Sie sich diese Belehrung sparen können.
    Folgerichtigkeit impliziert, dass "es aus etwas anderem folgt", wie Sie selbst schreiben und "Schlüssigkeit" impliziert die "... Lehre vom Schließen" (wie Sie ebenfalls sagen). Ein weiterer Hinweis darauf, dass Sie nur vorgeben, mein Buch gelesen zu haben.

    Meine Überschrift im Homepage-Thread "Wie logische Perfektion ermöglicht wird" schließt mitein, dass es an dieser Stelle weder um die Definition von Logik, noch um die von Perfektion oder von "logische Perfektion" geht, sondern in Kurzform ausschließlich, >wie man zu dieser gelangt<. Ich werde Ihnen diesen relevanten Unterschied nicht auseinanderkauen, den >hätten< Sie mit Ihrem akademischen Anspruch bereits kennen sollen.

    Bei meiner Definition "Jede Vermutung, selbst die mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 (Periode)Prozent, bleibt eine Vermutung und hat damit keine vollkommene Beweiskraft." ist Ihnen das Ausmaß der Bedeutung des Nebensatzes leider nicht im geringsten klar. Aus diesem Grund lassen Sie ihn beim folgenden Rezitieren auch einfach aus. Diese Definition impliziert in einfachen Fällen z.B., dass (die von Ihnen eingestandene) Polemik ein Indiz für Unseriösigkeit und der Bereitschaft zu unfairen rhetorischen Tricks ist. In wirklich schweren Fällen ist sie aber z.B. für - oder besser gesagt gegen - Thesen zu vielen schlechten Gottesbeweisen ausschlaggebend, wie zum Beispiel zu modernen Varianten kosmologischer Gottesbeweise, die zu meinem oberen Standpunkt zu logischer Perfektion ja keine sein können. Es gibt jedoch leider ein großes Lager von Menschen, die bei einer >nahezu< hundertprozentigen Wahrscheinlichkeit dies mit einem eindeutigen Beweis gleichsetzen, was nach mir aber ein grober Denkfehler ist, da er zu sehr verfälschten, logischen Ergebnissen führen kann und auch tut.

    Sie haben geschrieben: "Und statt bei "ich denke, also bin ich", landen Sie bei "etwas existiert", aber das ist ja bloß eine andere Formulierung für denselben Denkweg."
    Dass das für Sie derselbe Denkweg ist, finde ich bedauerlich. Descartes' "Ich denke also bin ich" setzt bereits soviel unbewiesene Implikationen voraus, dass sie als Basis für Wahrheitsfindung bzw. irgendeinen logischen Beweis vollkommen nutzlos ist. Wenn Ihnen dieser Unterschied nicht einleuchtet, liegt das daran, dass Sie Seite 29, "Die grundsätzliche Frage nach Ursache und Wirkung" nicht gelesen haben, bei dem ich statt von "etwas existiert" von "etwas geschieht" abgeleitet habe, was aber für das Prinzip unerheblich ist.

    Sie haben geschrieben: "Ihre Fortsetzung mit dem Hinweis auf die "Existenz der Illusion" verdanken sich offenbar dem Halbwissen um die skeptische Idee, dass all unsere Erkenntnis illusorisch sein könnte."
    Wieder ein gravierender Denkfehler: Denn zwar ist jede Illusion eine Form von Existenz, aber nicht jede Existenz ist eine Form von Illusion. Ihre Schublade mit "Descartes´ böser Traum" können Sie also getrost wieder schließen, weil sie auf meine Definitionen nicht zutrifft und meinem Buch nach meine Einstellung nicht wiedergibt.

    Dass Sie schreiben "Ich vermute, Sie wollen etwas sagen wie: Egal wieviel unterstützende Daten wir für eine Vermutung haben, wir können nie wissen, ob sie wahr ist, denn dazu bräuchten wir einen anderen Typ von Beweis, als uns zugänglich ist." zeigt, dass Sie nicht einmal das erste große Kapitel "Methoden der Wahrheitssuche" durchgelesen haben können und das Kapitel "Das Mittel der Logik: Die Abstraktion:" auf Seite 25, in denen gegen Ende nahezu das Gegenteil geschrieben wird.

    Sie haben geschrieben: "Aber diese skeptische Idee geht nie so weit daran zu zweifeln, das irgendetwas existiert."
    Weil das logisch ausgeschlossen ist, da die Summe aller Möglichkeiten in meiner Betrachtung abgedeckt ist (siehe Seite 25): Wenn der Umkehrschluss, nämlich "nichts existiere", zuträfe, gäbe es keine Aktion, ganz gleich welche. Wenn Sie also wahrnehmen hier zu posten, geschieht "irgendetwas". Ob Sie tatsächlich posten oder etwas ganz anderes vonstatten geht/besteht, ist dafür vollkommen irrelevant.

    Bezüglich meiner ehemaligen Professoren habe ich absichtlich das herunterspielende Wort "begutachtet" verwendet und keine Namen und Zensuren genannt. Mit Titeln, Zensuren oder Zitaten dritter zu prahlen würde nämlich nur zeigen, dass mir ein Bote (also z.B. ich selbst) wichtiger sei als die Botschaft an sich (mein Buch), und dass das von Selbsteingenommenheit zeugen würde und von Voreingenommenheit anderen gegenüber. Das würde weiterehin auch bedeuten, dass der Urheber von seiner für sich stehenden Argumentation nicht überzeugt genug wäre. Denken Sie einmal auch sich selbst gegenüber über diese Worte nach. Das wäre zudem das genaue Gegenteil von dem, zu was ich in meinem Buch motivieren will - wenn man es denn gelesen hätte, was in Ihrem Fall nicht zutreffen kann. "Begutachtet" heisst - möglichst neutral ausgedrückt - dass ich zwei Hausarbeiten für zwei Studien-Seminare geschrieben habe, diese vollständig durchgelesen von den betreffenden Professoren und zensiert wurden und es eine Nachbesprechung gab. Wenn Sie das so brennend interessiert, können Sie ja selbst nachforschen. Genügend offenkundige Informationen dürften Ihnen ja nun bekannt sein. Ich werde mich aber nicht auf Ihr gefordertes Niveau von Titel- oder Zensurprahlerei herabbegeben.

    Noch ein kleiner Denkanstoß zu Ihrem Anspruch. Wenn Sie sagen, "Wissen Sie, wenn man wissenschaftlich arbeitet, ..." meinen Sie damit:
    - Polemik
    - fehlerhafte, entscheidend unvollständige, Zitate
    - den Versuch einer Buchkritik zu einem Buch, das man - wenn überhaupt - nur sehr fragmentarisch gelesen hat
    - unnötig zweideutige Formulierung mit der nachträglichen Aufforderung, wie man es doch bitte interpretieren solle
    - gewollte Seriösität in Ironie förmlich zu ertränken
    - eventuelle Leser vor dem eigentlichen Inhalt einer Sache zur Voreingenommenheit verleiten zu wollen
    - nichts verstanden zu haben, von dem wenigen, was man vorgibt denn tatsächlich gelesen zu haben
    - der bloße Versuch, philosophische Parallelen durch Mutmaßungen erkennen zu wollen
    - dilettantische Unwörter/Formulierungen wie "Profi-Nachdenker" oder "nicht akademisch trainierter Selbstnachdenker" zu verwenden

    -> die Liste könnte ich noch lange fortführen, aber lassen wir das.

    Bei allem, worin wir uns widersprechen, sind wir uns mit Sicherheit in einem einig:
    Wir haben beide eine sehr unterschiedliche Vorstellung von wissenschaftlicher Methodik auf akademischem Niveau. Dass Sie mich durch polemische Provokationen dazu verleiten wollten, dass ich mit Aussagen dritter Personen leichtfertig und prahlerisch umzugehe, gibt mir, wie vieles andere auch, ein klares Profil über Ihre charakterlichen Ambitionen in dieser Diskussion. Mit akademischem Niveau hat Ihr Sprachstil und Ihr unseriöser Umgang mit Informationen hier jedenfalls nichts zu tun. Hier erkenne ich ganz andere, rein emotionale Ursachen in einem uneigenständigen, zu groben Schubladensystem, weswegen ich keinen Sinn mehr sehe, diese Diskussion fortzusetzen. Sie könnte in Ihrem Fall wohl niemals beendet werden.

    Trotz unserer Differenzen weiterhin alles Gute

    Mfg

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  4. Bitte kein ad hominem
    Danke für Ihre Antwort. Bitte unterlassen Sie doch in Zukunft Äußerungen wie „gibt mir ein klares Profil ihrer charakterlichen Ambitionen“. Ich empfinde das als unfair, weil ich keinesfalls Vermutungen über Ihre Persönlichkeit in dieses Blog reinschreiben werde. Das tue ich schon darum nicht, weil ich überzeugt bin, dass man nur dann zu Argumenten ad hominem greift, wenn einem sonst nichts bleibt. – Da Sie überzeugt sind, dass Sie viele Argumente haben, haben Sie doch die Rhetorik der Beleidung nicht nötig.

    Keine wissenschaftliche Auseinandersetzung
    Ehrlich, Sie irren sich in dem, was mein Blog ist und sein soll. Es ist ganz sicher in den allermeisten Postings kein Ort wissenschaftlicher Auseinandersetzung. Ich schreibe in der Regel Hinweise, Kuriosa, Gedankensplitter, Warnungen; selten mehr als das. Sie könnten natürlich verlangen, dass man auf Ihr Buch nur hinweisen dürfte im Modus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung, aber das würde mir lächerlich erscheinen, also tun Sie’s lieber nicht. Das Splitterhafte meines Originalpostings erkennen Sie in der ersten Zeile, nämlich daran, dass dort steht, es sei „nicht zu Ende geschrieben“.
    Ich habe nie die Absicht gehabt, den Eindruck zu erwecken, ich hätte Ihr Buch vollständig gelesen. Ich gebe dies auch nicht vor: das liegt mir fern! Ich will Ihr Buch nicht lesen, und zwar weil ich denke, dass es sich nicht lohnt. Um diesen Eindruck zu bekommen, musste ich es auch nicht lesen. In einer Buchhandlung, wenn ich mir das Angebot ansehe, entscheide ich ja auch nicht, welches Buch ich kaufe erst dann, wenn ich es gelesen habe. Sondern vorher, an bestimmten Indizien.
    Nun werden Sie fragen, wie ich auf die Idee kommen kann, dass es sich nicht lohnt, wo Sie doch in dem Buch nach bestem Wissen und Gewissen das geschrieben haben, was Sie für das Wahre halten, und außerdem nebenbei im Handstreich die Probleme, die Philosophen seit 2600 Jahren beschäftigen, gelöst zu haben meinen. Sollte sich das nicht für jeden lohnen? Die Antwort ist: nein. Das lohnt sich für Wissenschaftler nicht, weil Sie sich nicht an die wissenschaftlichen Standards halten.
    Wissen Sie, wissenschaftliches Arbeiten besteht nicht darin, dass man das hinschreibt, was man denkt. Es besteht darin, dass man seine Position entwickelt in Auseinandersetzung mit anderen Forschungsmeinungen. Wenn Sie bloß Ihre eigene Position hinschreiben, ist das zu wenig. Außerdem besteht es darin, dass man sich der überkommenen Terminologie bedient oder deutlich macht, warum man davon abweicht, damit die Leser an Ihre Kenntnisse anknüpfen können. Drittens besteht es in einer gewissen Sorgfalt der Argumentation. Und viertens, schließlich, darin, dass man sich der Begutachtung aussetzt. Das tut man nicht, indem man seine Meinung selbst veröffentlicht., wie Sie es aber mit dem Buch getan haben.

    Über die absolute Erkenntnis von Pferden -- immer noch kein Missverständnis
    Aber ich denke, dass ich meine Beobachtung über die Fragwürdigkeit Ihrer Argumentation auch an Ihrer Antwort zeigen kann. Doch zunächst möchte ich da auch noch einmal (erneut) klar sagen, dass ich erstaunt bin über Ihre Argumentation. Sie meinen, dass Sie aus meinem Originalposting ein Missverständnis herauslesen können. Sie haben in ihrem Buch gemeint, um ein Pferd zu erkennen, muss ein Erkennender auch zum Pferd werden, schreibe ich.
    Sie schreiben, Ich hätte dies verstanden als Diskussion der Frage, wie ein Pferd etwas absolut erkennen könne, und dies sei ein Missverständnis.
    Ich erläutere, dass ich dies weder gemeint habe noch auch denke, dass ein solches Verständnis dessen, was ich geschrieben habe, aus meinen Sätzen hervorgeht.
    Sie beharren darauf, dass dies hervorgeht und dass meine Formulierung „mehrdeutig“ sei, und Sie scheinen zu glauben, dass ich diese Mehrdeutigkeit absichtlich hineingelegt hätte. Ich halte das für Quatsch, und zwar darum, weil der ganze Abschnitt meines Posts deutlich macht, dass dem nicht so ist. Oder können Sie meinen Satz „Über ein Pferd müsste man ... auch über sein Inneres ... Bescheid wissen“ anders verstehen? Ich muss gestehen, ich finde es seltsam, dass Sie nicht den ganzen Absatz beurteilen, sondern den einzelnen Satz. Natürlich, wer den Satz „Sein Beispiel ist die absolute Erkenntnis eines Pferdes“ ohne den Kontext liest, indem er geschrieben steht, könnte auf die Idee kommen, dass es darin um das Erkenntnisvermögen des Pferdes geht. Muss ich noch dazu schreiben, dass man jeden Satz, der kontextfrei betrachtet wird, falsch verstehen kann? Aber er steht eben in seinem Kontext, der die von Ihnen beobachtete ‚grammatische Mehrdeutigkeit’ vereindeutigt.
    Ich finde es außerdem seltsam, dass Sie darauf beharren, ich hätte Sie falsch verstanden bzw. falsch dargestellt, auch nachdem ich das in meiner vorigen Antwort schon klargestellt hatte, und das zeigt sich an Ihrer Anmerkung in der letzten Antwort, die absolute Erkenntnis bestünde nach Ihnen darin, nicht nur das zu sein, was man erkennen will, sondern eben dies „zusammen mit allen anderen Formen der Erkenntnis“. Hhm, ich schreibe doch, als Referat Ihrer Ansicht, in meinem Posting: „Über ein Pferd müsste man, von seinem Äußeren abgesehen, auch über sein Inneres und schließlich darüber Bescheid wissen, wie es sich anfühlt, ein Pferd zu sein.“ Das scheint mir unmissverständlich darin, dass ich nicht der Meinung bin, Sie hätten geschrieben, die absolute Erkenntnis eines Pferdes bestünde ausschließlich darin zu wissen, wie es sich anfühlt ein Pferd zu sein. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass irgendjemand das so verstehen könnte, halte also Ihr Verständnis meines Satzes für eine fernliegende Interpretation. Sie hätten mein Verständnis übrigens auch an meiner Nagel-Referenz erkennen können, denn Nagel geht es darin ja auch nicht darum, dass man sein Erkenntnisvermögen auf das einer Fledermaus reduziert, sondern umgekehrt darum, dass man das, was die Fledermaus erfährt, nicht in sein eigenes Erkennen aufnehmen kann, es aber müsste, um darin vollständig zu sein.

    Fasse ich das zusammen, dann habe ich sie, auch wenn sie das hartnäckig wiederholen, a) in dieser These nicht missverstanden, b) Ihre These nicht absichtlich mehrdeutig dargestellt, um mich so über Sie lustig zu machen oder damit meine Leser Sie missverstehen. Sie sind ärgerlich, weil Sie denken, wenn man Sie nur richtig versteht, würde man Ihnen zustimmen. Ich denke, dass ich Sie richtig verstehe und es aus wissenschaftlicher Perspektive trotzdem uninteressant, unwissenschaftlich, schlecht argumentiert finde, was Sie schreiben.

    Zur „logischen Perfektion“
    Schauen wir uns doch Ihre Definition von „Logik“ an, von der Sie meinen, dass ich Sie überlesen habe, und von der Sie außerdem anscheinend meinen, dass es etwas ändert an meinem Eindruck, wenn ich das berücksichtige. Sie zeigt nur, dass es einen Widerspruch gibt zwischen dem, wie Sie Logik definieren (das haben Sie zitiert), und dem, wie Sie das Buch verwenden. Logik ist ein Werkzeug oder eine Methode. Wenn eine Argumentation logisch einwandfrei ist, dann bedeutet das, dass eine vorgetragene Schlussfolgerung aus den ihr vorangestellten Prämissen folgt. Daraus folgt weder, dass die Schlussfolgerung wahr ist, noch dass eine der Prämissen wahr ist. Verstehe ich Ihre Rede von der „logischen Perfektion“ so, dass ein Satz logische Perfektion besitzt, wenn er von vorherigen Sätzen korrekt (=“perfekt“) abgeleitet wurde, dann ist der Satz „etwas existiert“ nicht logisch perfekt, weil Sie Ihn gar nicht ableiten. Verstehe ich „logische Perfektion“ so, dass ein Satz diese besitzt, wenn er für sich betrachtet zweifelsfrei wahr ist, dann kann ich weiter darüber grübeln, welchen Charakter Sie für die Zweifelsfreiheit ins Auge fassen. Vermutlich den der Tautologie: dann würde ich Ihren Begriff „logische Perfektion“ erklären: Ein Satz ist „logisch perfekt“, wenn er analytisch wahr ist. Wenn Sie meinen, dass „etwas existiert“ „logisch perfekt“ ist in dem Sinne, dass er a) zweifelsfrei wahr und b) keine Tautologie ist, dann würde ich das ausbuchstabieren zu: Sie meinen, dass „etwas existiert“ eine synthetische Wahrheit a priori ist. Was auch immer Sie von den letzten beiden Möglichkeiten meinen (oder gibt es noch eine weitere Möglichkeit?): niemand, der die Fachsprache der Philosophie beherrscht, würde diese Sachverhalte mit den Worten „logische Perfektion“ benennen, weil es ja schon andere etablierte Worte gibt, die dasselbe meinen, und weil außerdem die Bestandteile des Ausdrucks, nämlich „logisch“ und „Perfektion“, die ja eigentlich für sich bedeutungstragend sind, nicht erkennen lassen, dass sie so verstanden werden wollen.

    Über Vermutungen und ihre Wahrscheinlichkeit
    Mir geht es so, dass Ihre Sätze, wenn Sie sie wiederholen, nicht verständlicher werden. Also der Satz „Jede Vermutung, selbst die mit einer Wahrscheinlichkeit von 99,99 (Periode) Prozent, bleibt eine Vermutung und hat damit keine vollkommene Beweiskraft“, ist auch mit dem Nachsatz über die unvollkommene Beweiskraft nicht sinnvoll. Eine Vermutung ist schließlich einfach eine Annahme, dass sich etwas so oder so verhält. Eine Vermutung hat, per se, nicht nur „keine vollkommene Beweiskraft“, sondern keine Beweiskraft. Aber ich will Sie mal wohlwollend lesen, so dass sich für mich ein bisschen Sinn aus Ihrem Satz ergibt. Ich verstehe Sie so, dass Sie meinen: Wenn man denkt, dass ein Sachverhalt wahrscheinlich der Fall ist, dann ist das „eine Vermutung mit einer Wahrscheinlichkeit“. Wenn man also denkt, dass etwas „mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 komma periode 9 Prozent“ der Fall ist, dann kann trotzdem nicht davon gesprochen werden, dass man etwas „weiß“ (= 100%). Und man darf nicht mit so einem Satz, der nur mit 99prozentiger Wahrscheinlichkeit wahr ist, fröhlich weiterfolgern.
    Ich hatte mal Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Schule. Das ist knapp zwanzig Jahre her, aber einer der Grundsätze, die mir im Gedächtnis geblieben ist, ist der, dass man nur Wahrscheinlichkeitsaussagen im mathematischen Sinne machen kann, wenn man die Gesamtheit der Ereignisse kennt, die man betrachtet. Der Alltagsgebrauch von „wahrscheinlich“ spiegelt das nicht wieder, weil man da keine Rücksicht auf diese Gesamtheit zu nehmen braucht. Wenn ich auf die Frage „Lesen Sie das Buch zu Ende?“ Antworte „Wahrscheinlich nicht“, dann heißt das bloß, dass ich selbst denke, ich werde das eher nicht tun. Das ist aber zu unterscheiden von der Wahrscheinlichkeit, ob man im Lotto gewinnt, wo also die eine Zahl, die getippt worden ist, bezogen werden kann auf die Gesamtheit der bei einer Ziehung möglichen Ergebnisse. Das ist etwas anderes, und Sie scheinen mir das nicht zu meinen. Am ehesten, denke ich, ist das, was Sie meinen, in der Nähe der Unterscheidung von Deduktion und Induktion. Sie wissen vielleicht, dass ein induktiver Schluss einer ist, der von der Einzelbeobachtung zum Allgemeinen fortschreitet, à la: Alle Pferde, die ich gesehen habe, sind schwarz, und ich habe eine große Anzahl von Pferden gesehen, also habe ich guten Grund anzunehmen, dass alle Pferde, die es gibt, schwarz sind. Das wäre ein Schluss bzw. der letzte Satz wäre eine Hypothese, die nicht „vollkommen bewiesen“ ist. Bitte bemerken Sie, falls Sie so etwas ähnliches gemeint haben, dass es schon ein Unterschied ist, ob man über einen Satz sagt, er habe Beweiskraft, oder er sei bewiesen. Im einen Fall ist der Satz die Rechtfertigung für etwas anderes, im andern Fall ist er das Ziel der Argumentation, wird also seinerseits durch den Verweis auf anderes gerechtfertigt. Ich könnte also auch hier feststellen, dass mir das Verständnis ihres Satzes Mühe bereitet, weil Sie wohl „Beweiskraft“ und „Bewiesensein“ verwechselt haben. (Bitte kommen Sie mir nicht wieder mit: dies zeigt, dass ich das und das in Ihrem Buch nicht gelesen habe. Richtig. Habe ich nicht.)

    Ist „Etwas geschieht“ oder „etwas existiert“ dem „ich denke“ logisch überlegen?
    Ihre Antwort, natürlich, ist: ja. Ihre Begründung dafür finde ich aber erstaunlich. Descartes’ Satz setzt, so schreiben Sie „unbewiesene Implikationen voraus, so dass sie als Basis für die Wahrheitsfindung bzw. irgendeinen logischen Beweis vollkommen nutzlos ist“. (Halten wir uns nicht damit auf, dass jeder beliebige Satz als Basis für einen „logischen Beweis“ taugt. Hier zeigt sich wieder deutlich, dass sie „logisch“ sagen, wo sie „wahr“ meinen.) In ihrem deduktiven Projekt brauchen Sie einen unbezweifelbaren Satz am Anfang: das wollte Descartes auch. „Ich denke“ enthalte Prämissen, „etwas existiert“ aber nicht, schreiben Sie. Wie das? Welche Prämissen enthält denn „ich denke“, die „etwas existiert“ oder „etwas geschieht“ nicht enthält?
    Ihre Argumentation so wie ich Sie aus Ihrer Wiedergabe verstehe, scheint mir daraus hinauszulaufen, dass die Äußerung des Satzes „Etwas existiert“ immer wahr ist. Da gibt es auch andere Sätze, für die das gilt, und zwar z.B. „Ich bin jetzt hier“, was auch für jeden Zeitpunkt, jeden Ort und jeden Sprecher immer wahr ist. Und natürlich folgt aus der Tatsache, dass es eine Äußerung gibt, auch, dass es überhaupt etwas gibt. Nun bin ich aber nicht ohne weiteres überzeugt, dass ich mir Sätze jederzeit als geäußerte vorstellen muss. So ist z.B. „Es regnet“ jetzt wahr oder nicht, unabhängig davon, ob das gerade jemand ausspricht oder denkt. Daher müsste man wohl, denke ich, entweder die Wahrheit des Satzes „etwas existiert“ unabhängig davon betrachten, ob er geäußert wird. Oder, wenn sie das nicht tun, werden Sie zum Ergebnis kommen, dass es gleichwertige Sätze anderen Inhalts gibt, die die gleiche „Sicherheit“ für sich haben.
    Vermutlich widerstrebt Ihnen meine Aufforderung, darüber nachzudenken, ob der Satz „etwas existiert“ wahr oder falsch sein könnte, unabhängig von seiner Äußerung. Ich denke dass der Satz „Etwas existiert“ genau dann wahr ist, wenn etwas existiert, dass aber sehr wohl vorstellbar ist, dass nichts existiert. Trivialerweise existiert etwas in der Welt, in der wir leben, nämlich Sie, ich etc. Dafür brauche ich aber keinen Beweis, denn das weiß ich so schon.

    Denkfehler bei der Existenz der Illusion?
    Das pfriemle ich Ihnen jetzt auch noch auseinander, wo ich schon dabei bin.
    Sie hatten geschrieben:
    Wenn nicht irgendetwas existieren würde, würde gar nichts existieren, nicht einmal eine Illusion, geschweige denn, dass der Satz "Irgendetwas existiert" überhaupt wahrgenommen oder formuliert werden könnte. Folglich muss irgendetwas existieren, selbst wenn manche behaupten würden, dass alles Wahrgenomme nur eine Illusion sei (jede Illusion ist auch eine Form der Existenz!).
    Dazu hatte ich geschrieben:
    Ihre Fortsetzung mit dem Hinweis auf die "Existenz der Illusion" verdankt sich offenbar dem Halbwissen um die skeptische Idee, dass all unsere Erkenntnis illusorisch sein könnte. Descartes' böser Dämon, Descartes' Traum. Aber diese skeptische Idee geht nie so weit daran zu zweifeln, das irgendetwas existiert. Sondern Sie beschäftigt sich damit, ob wir über das, was existiert, etwas wissen können.
    Damit beziehe ich mich auf Ihren Gedanken „Folglich muss etwas existieren, selbst wenn ...“. Mir geht gerade auf, dass ich Sie hier in der Tat vielleicht missverstanden habe, einfach weil ich angenommen habe, dass Sie mit „selbst wenn“ sich auf das „existieren“ vorher beziehen. Ich habe Sie also verstanden, als meinten Sie:
    (1) Etwas existiert, und das gilt auch dann, wenn es Leute gibt, die das bestreiten, indem sie behaupten, dass alles wahrgenommene nur Illusion ist. Denn selbst wenn die Recht hätten und alles wahrgenommene Illusion ist, existieren diese Illusionen und damit etwas.
    Aber Sie meinen stattdessen vielleicht:
    (2) Etwas existiert, auch wenn wir möglicherweise über das Existierende nichts wissen, weil wir ja, wie die Skeptiker meinen, möglicherweise Illusionen unterliegen.
    (2) gefällt mir persönlich besser als (1), weil man aus (1) folgern könnte, sie dächten, es wäre möglich, dass es nichts anderes als Illusionen gäbe. Dagegen wenden Sie sich wohl mit Ihrer Antwort, nicht jede Form der Existenz sei eine Form der Illusion. Aus (2) folgt das nicht. Aber das scheint mir erst recht in Descartes’ Richtung zu deuten, weil ja auch Descartes zu dem Schluss gekommen ist, dass er sich eben nicht in allem täuschen kann. Naja.

    Begutachtung etc.
    Ihr Wort „begutachten“ ist übrigens nicht herunterspielend, es sei denn, sie hätten stattdessen das Wort „loben“ benutzen wollen. „Begutachten“ bezeichnet stattdessen eine ziemlich genau umrissene wissenschaftliche Tätigkeit, die in der Tat auch die Bewertung einschließt. Aber ich sehe nicht, inwiefern Sie mit „Titeln, Zensuren oder Zitaten dritter“ prahlen würden, wenn sie sie hier wiedergäben, nachdem ich Sie darum gebeten habe. Stattdessen deuten Sie hier mit dem Wort „prahlen“ an, dass es was zum Prahlen gäbe. Na wenn das keine Prahlerei ist! (Oh, Mist, das war Ironie, die wollte ich eigentlich vermeiden.)
    Übrigens haben Sie mich neugierig gemacht. Sie schreiben jetzt, dass sie zwei Hausarbeiten für zwei Studienseminare geschrieben haben, die von Professoren gelesen und zitiert worden sind. Sie haben vorher geschrieben, dass das erste und das letzte Überkapitel ("Methoden der Wahrheitssuche" und "Assoziation durch Wertschätzung") von Professoren (Philosophie) komplett begutachtet worden seien. Sie halten diese Formulierung für bescheiden. Auf mich wirkt sie eher irreführend. Ich habe im Studium auch Hausarbeiten geschrieben, die zensiert worden sind. Aber ich hätte den Umstand, dass ich Hausarbeiten in ein Buch einbaue, eher so genannt: „Ich habe Hausarbeiten in mein Buch eingebaut“. Es muss Ihnen doch klar sein, dass für einen Wissenschaftler eine akademische Hausarbeit nicht denselben Status hat wie, z.B., eine Veröffentlichung in einer Zeitschrift. Dass Sie in einer Hausarbeit mal ne gute Note bekommen haben, ist ja schön für Sie. Aber das ist doch nicht dasselbe, wie wenn Sie ein Buch schreiben, das Manuskript einem Prof schicken, und der dann, in der Kenntnis, dass daraus ein Buch werden soll, Ihnen Lob und Ermunterung schickt. Ich schreibe Ihnen das so deutlich, damit Sie sehen können, wie das auf mich wirkt und warum.
    Aus Ihrer Vita auf Ihrer Webseite weiß ich, dass Sie Architektur an der TU Darmstadt und Kommunikationsdesign an der FH Darmstadt studiert haben. Soll ich jetzt daraus folgern, dass Sie ihre beiden philosophischen (!) Studienarbeiten in einem dieser Studiengänge geschrieben haben? Was für ein Qualitätsnachweis wäre das denn? Das bedeutet für mich auch nur, dass Sie vermutlich das, was wissenschaftliches Arbeiten (in einer Geisteswissenschaft) ausmacht, dort nicht wirklich trainieren konnten.

    Anspruch und Methode
    Verstehen Sie mich recht: Ich habe nichts dagegen, dass Sie Ihr Buch veröffentlichen. Und das soll lesen, wer will. Mir ging es hier in meinem ersten Post nur um den Hinweis auf ein Kuriosum (aus der Perspektive der akademischen Philosophie); und nach ihrer Antwort geht es mir darum zu zeigen, warum ich meine, dass sich eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Ihrem Buch nicht lohnt. Aber das bedeutet ja nicht, dass es nicht jemand aus anderen Gründen mit Gewinn lesen könnte. Außerdem denke ich, dass Sie Ihre Leser ohnehin nicht in der akademischen Philosophie suchen, d.h. Sie setzen sich selbst nicht mit anderen Philosophen auseinander, und sie wollen auch keine anderen Philosophen als Leser. Diese meine Feststellung würde Ihnen dann nicht gefallen, wenn Sie das Philosophieren als Stufenleiter sehen, wo die universitäre Philosophie ganz oben steht. Aber das tun sie vermutlich nicht: gut so!

    Sie haben Recht, dass wir uns darin einig sind, dass wir eine unterschiedliche Vorstellung von wissenschaftlicher Methodik haben. Allerdings sind wir uns auch darin einig, dass meine „Methodik“ im ersten Post nicht „wissenschaftlich“ war. In demPost steckte ja nicht mal ein Argument, und nur ein Bruchstück eines Referates. In meinen beiden Antworten habe ich mich jetzt allerdings bemüht, mich klar auszudrücken und nachvollziehbar zu begründen, warum ich was denke. Außerdem habe ich, so deutlich wie ich kann, versucht zu sagen, wo ich die Defizite in Ihrer Argumentationsweise sehe. Ich habe den Eindruck, dass Sie Ihrerseits meinen Post gerne so lesen wollen, als ob ich Sie missverstünde oder absichtlich falsch wiedergäbe. Mir scheint dies insgesamt der Meinung geschuldet, man könne nur dann das, was Sie geschrieben haben, für schlecht geschrieben halten, wenn man es nicht verstanden hat. Da kann ich also abschließend nur den Appell an Sie richten, dass Sie es bitte für möglich halten mögen, dass es auch andere Gründe dafür geben könnte. Dies lege ich Ihnen auch in Zukunft im Umgang mit anderen Lesern ans Herz.

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  5. Anonym19/1/09

    Zum Umgang:
    Sie haben geschrieben: "Ich empfinde das als unfair, weil ich >>keinesfalls<< Vermutungen über Ihre Persönlichkeit in dieses Blog reinschreiben werde. Das tue ich schon darum nicht, weil ich überzeugt bin, dass man nur dann zu Argumenten ad hominem greift, wenn einem sonst nichts bleibt."

    "... keinesfalls ..."? Ich zitiere Sie:
    "Wissen Sie, wenn man wissenschaftlich arbeitet, dann wird man mit der Zeit müde, >naives, angeblich vorausssetzungsfreies, ichbezogenes Nachdenken< zu lesen ..."
    "... naives ..." bedeutet nicht dem geistigen Zustand eines Erwachsenen entsprechend
    "... ichbezogenes ..." bedeutet selbstgefällig, i.w.S. egoistisch (eine >persönliche< Beleidigung schlechthin). "... ichbezogen ..." bedeutet auch etwas ganz anderes als zum Beispiel "subjektiv"
    "... Nachdenken ..." -> Es geht hier also nicht um eine fachspezifische Kompetenz, sondern ums Denken generell.

    Allein die Einleitung Ihres ersten Posts ist Argumentum ad hominem, denn Sie macht mich selbst als Person zum Gegenstand Ihrer Betrachtung bzw. mitttlerweile des Streitgespräches und zwar in einer lächerlich machenden Art, also auch hier alles andere als unpersönlich.

    Das ist nur die Spitze des Eisberges von weiteren beleidigenden Forumlierungen und Stilmitteln, die Sie verwenden, was Sie auch in Ihrem letzten Post nicht unterlassen haben. Und damit meine ich nicht die Stellen, in denen Sie die Ironie kennzeichen. Sie stellen Aussagen zum Beispiel in Form von Fragen auf, die mir >nebenbei< eine konkrete Unzulänglichkeit im Denken auf eine spezifische Aussage bezogen unterstellt, obwohl ein dafür notwendiger Beweis Ihnen überhaupt nicht vorliegt, weil Sie die Ihnen bereits zur Verfügung stehenden Informationen, eben mein Buch, überhaupt nicht überprüft haben. Nicht ohne Grund mache ich auch in meinem Buch über diese Form von (bewusster ODER unbewusster) Irreführung aufmerksam.

    Sie möchten sich hier in der Opferrolle sehen lassen, obwohl Sie schließlich einen Artikel ins Netz gestellt haben, der meine Person und meinen (Ihnen nicht bekannten) Buchinhalt in einer polemischen, beleidigenden (Stil-)Form angreift.

    Zur Kompetenz eines Buchkritikers:
    Eine Buchkritik anzufangen von einem Buch, dass man fragmentarisch gelesen hat, ist unseriös.
    Jeder Versuch, dies beschönigen zu wollen, macht die Sache nicht besser.
    Nun schreiben Sie, dass Sie nie den Eindruck erwecken wollten, dass Sie mein Buch vollständig gelesen hätten. Das ist aber eine notwendige Voraussetzung für die Bezeichung "Buchkritik" (die Sie ja selbst später verwenden), die jeder Leser erwartet und von der er ausgeht. Das würden Sie doch als Leser einer Buchkritik sicher selbst erwarten.
    Des Weiteren betrachtet man grundsätzlich nicht ein Buch unter einem Aspekt, unter dem der Autor oder der Textinhalt nie behauptet hat, gesehen werden zu wollen. Dass mein Buch keine wissenschaftliche Arbeit ist, weiß ich selbst. Der Punkt ist, dass ich selbst nie etwas anderes behauptet habe. Ich habe nur den Begriff "Abhandlung" verwendet, aus dem man aber nicht automatisch eine streng-wissenschaftliche Abhandlung folgern kann. Sie haben also keinen Grund, mein Buch unter dem Aspekt streng-wissenschaftlicher Methodik zu beurteilen. Wenn Sie das dennoch tun, ist das - für eventuelle dritte - in der Tat irreführend, auch wenn von Ihnen ausgehend nicht beabsichtigt.

    Zur Terminologie: Wie Sie fordern, habe ich auch in meinem Buch deutlich gemacht, warum ich mich generell nicht bestehender Terminologie der Philosophie bediene und davon abweiche, und zwar sogar wiederholend. Kann man aber, wie immer, nur wissen und beurteilen, wenn man das Buch gelesen hat. Ihre bloße Forderung und die damit angenommenen Implikationen über meinen Buchinhalt schließen somit folgende Aussage von Ihnen aus: "Ich habe nie die Absicht gehabt, den Eindruck zu erwecken, ich hätte Ihr Buch vollständig gelesen. Ich gebe dies auch nicht vor: das liegt mir fern!"

    Dass Sie Nagels These irgendwie mit meiner über Absolute Erkenntnis gleichzusetzen versuchen, nur weil Sie Ähnlichkeiten sehen, oder dass Sie meine Aussage "Etwas existiert" als denselben Denkvorgang wie Descartes´ "Ich denke, also bin ich" bezeichnen, zeigt mir, dass Sie die Verfasser nicht gänzlich verstanden haben können, weil Sie sie in konkreten Vergleichen, zumindest hier, aus meiner Sicht nicht korrekt anwenden. Wiederverwendete oder umfomulierte Aussagen sind ohne weitere, eigenständige Verwendung also grundsätzlich für mich mehrdeutig, und so habe ich das auch bei der Erkenntnis über ein Pferd angewandt.
    Und dass Sie nach wie vor die Schublade Nagels These auf meine hier ohnehin unvollständig wiedergegebene Aussage anwenden wollen, zeigt mir, dass und warum Sie es immer noch nicht verstanden haben. Denn Sie haben bisher den Fall überhaupt nicht mitberücksichtigt, dass ein Mensch in der Lage sein könnte, eben doch zu erfahren, was eine Fledermaus, Pferd, etc. erfährt, etwas, dass also Ihrer Worte nach Nagel ebenfalls ablehne. Diese Möglichkeit habe ich in meinem Kapitel "Was heißt und was impliziert absolute Erkenntnis" für den Menschen aber überhaupt nicht ausgeschlossen. Und auf diese Möglichkeit (nämlich der über den eigenen physischen Körper hinausgehenden Wahrnehmung) gehe ich im Buch noch genauer ein, wobei u.a. auch der Begriff Spiritualität seine Erwähnung findet. Das zeigt, dass Sie - als Besitzer meines Buches - unnötigerweise mir nur Worte in den Mund gelegt haben.

    Sie haben geschrieben: "Vermutlich widerstrebt Ihnen meine Aufforderung, darüber nachzudenken, ob der Satz „etwas existiert“ wahr oder falsch sein könnte, unabhängig von seiner Äußerung."

    ... was die bloße Unterstellung impliziert, ich hätte bisher noch nie darüber nachgedacht. Da Sie aber bereits 170 Seiten meiner Gedanken haben, sind wir wieder beim Begriff Polemik, wobei jeder Leser meines Buches weiterhin wüsste, dass Sie hier wieder die Unwahrheit geschrieben haben.

    Fair hätte Ihre Aufforderung in der Form lauten müssen: "Haben Sie denn im Buch darüber nachgedacht, ob der Satz "Etwas existiert" wahr oder falsch sein könnte, unabhängig von seiner Äußerung?" Das haben Sie aber nicht, aber meine Antwort auf diese Frage wäre gewesen: Ja, das habe ich. Aber Sie können von keinem Autor der Welt erwarten, dass er alles, was er in seinem Buch bereits veröffentlicht hat, in einem Web-Blog ein zweites Mal veröffentlicht, nur weil der Fragensteller sagt, dass er das betreffende Buch, das er zudem besitzt, nicht lesen will.

    Kurz gesagt verdeutliche ich in meinem Buch die Methodik, über sich selbst ausschließende Aussagen zur Konkretisierung von Wahrheit im übrigen Möglichkeitsraum zu gelangen.

    Grob zusammengefasst aus meinem Buch (erstreckt sich dort über Seiten):
    Die Aussage "Etwas existiert" wird zur grundlegenden Wahrheit, wenn der übrige Möglichkeitraum "Nichts existiert" nach o.g. Vorgehensweise als unwahr herausgestellt werden kann, was ich in meinem Buch getan habe. Da eine Unwahrheit (eben "Nichts existiert") aber keine Basis für Wahrheit sein kann, definiere ich eben den übrigen Möglichkeitraum der Gesamtheit (also "Etwas existiert") als wahre verbale Ausgangsbasis, obwohl "Etwas existiert" erst aus der Widerlegung von "Nichts existiert" gefolgert wird.

    Ich werde die gesamte Ableitung dieser Gedankengänge hier aber aus o.g. Gründen nicht wiedergeben!

    Aufgrund Ihrer Ausbildung wundern mich u.a. folgende Ihrer Aussagen:

    - Ihre Aussage "Dafür brauche ich aber keinen Beweis, denn das weiß ich schon" ist eine in sich widersprüchliche, also unwahre Aussage. Denn Wissen ohne Beweis ist eben nur eine Vermutung. Das entspricht sinngemäß der unwahren Aussage: "Ich habe keinen Beweis, aber ich weiß es."

    - Bei Descartes Zitat "Ich denke, also bin ich" im Vergleich zu "Etwas existiert" nicht zu berücksichtigen, dass allein schon das Wort "Ich" Voraussetzungen benötigt, die das Wort "Etwas" in "Etwas existiert" nicht benötigt. "Ich" als ein Personal-pronomina setzt per Definition des generelle Bestehen einer Person (mit den Eigenschaften und Fähigkeiten, die der Begriff Person innehaben muss) voraus. Von mir aus müsste eine "Person" noch nicht einmal eine biologische Lebensform sein. Aber eines ist sicher: Der Begriff "Person" ist keine notwendige Voraussetzung für den Begriff "Etwas". Damit besitzt natürlich die Aussage "Ich denke, also bin ich" schon einmal eine Prämisse, die "Etwas existiert" oder "Etwas geschieht" nicht besitzt. Und bei dem Vergleich der beiden Aussagen habe ich ja noch nicht einmal alle Beispiele aufgeführt. Da Sie hier nicht differenziert haben, bin ich auch keineswegs über folgendes verwundert:

    - Ihre laxe Aussage "Trivialerweise existiert etwas in der Welt, in der wir leben, nämlich Sie, ich etc. " schenkt eine der Grundsatzdiskussionen in der bisherigen Philosphiegeschichte überhaupt keine Beachtung. Das, was Sie da geschrieben haben, können Sie nur vermuten, mehr nicht. Das heißt auch nicht, dass Ihre Aussage unwahr ist, sie ist einfach nur unbewiesen. Dann sollte man es aber nicht wie eine unabdingare Wahrheit formulieren, die Sie sogar als so selbstverständlich hinnehmen, dass Sie sie als trivial bezeichnen.

    - Sie wollten mich allen ernstes über die Aussagelosigkeit einer Tautologie aufklären und kommen mir dann mit sowas: "Ich denke dass der Satz „Etwas existiert“ genau dann wahr ist, wenn etwas existiert, dass aber sehr wohl vorstellbar ist, dass nichts existiert." ?

    Bitte unterliegen Sie nicht der eventuellen Versuchung es als stillschweigendes Einverständnis meinerseits zu verstehen, dass ich nicht auf alle Ihre angebrachten Punkte in Ihrem Post eingehe.

    Mfg

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  6. Ich finde es nett, dass Sie mit "freundlichen" Grüßen schließen.

    Kurz zum Unterschied zwischen personenbezogener und sachbezogener Kommunikation. Ich beziehe mich auf das, was Sie geschrieben haben. Ihr Buch halte ich für "ichbezogen" und "naiv", also das, was ich gelesen habe. Und ich halte es für möglich, dass Sie nicht so sind bzw. ich halte es für einigermaßen wahrscheinlich, dass es viele Kontexte gibt, in denen Sie sich nicht so äußern. Ich schreibe nur über Ihr Buch und wie Sie sich darin äußern. Wirklich. Sollte ich einen andern Eindruck erweckt haben, bitte ich Sie um Entschuldigung. -- Ich wundere mich, dass Sie mein Wort "Nachdenken" zitieren, denn das können Sie doch nicht abwertend verstehen? Ich dachte, da wären Sie gerade stolz drauf?

    Sie können das mit der Seriosität sooft wiederholen wie Sie wollen. Und nein: Ich bin doch kein Opfer!

    Hhm, das Wort "Buchkritik" kommt bei mir nur in meiner ersten Antwort vor, wo ich Sie darauf aufmerksam mache, dass Sie die Absicht meines Posts auch aus seinem Kontext in diesem Blog erschließen können, in dem ich nämlich selten den Versuch einer Buchkritik unternehme. Und auch nicht in ihrem Fall.

    Des Weiteren betrachtet man grundsätzlich nicht ein Buch unter einem Aspekt, unter dem der Autor oder der Textinhalt nie behauptet hat, gesehen werden zu wollen. Dass mein Buch keine wissenschaftliche Arbeit ist, weiß ich selbst. Der Punkt ist, dass ich selbst nie etwas anderes behauptet habe. Ich habe nur den Begriff "Abhandlung" verwendet, aus dem man aber nicht automatisch eine streng-wissenschaftliche Abhandlung folgern kann. Sie haben also keinen Grund, mein Buch unter dem Aspekt streng-wissenschaftlicher Methodik zu beurteilen.
    Das ist mein Blog hier, und ich betrachte Bücher unter mir gefälligen Gesichtspunkten. Das nur mal so grundsätzlich.
    Sie nennen Ihr Buch "der logische Sinn aller Existenz" und heben dort und hier in Kommentaren darauf ab, wie sorgfältig methodisch sie vorzugehen meinen. Im Klappentext Ihres Buches schreiben Sie, dass "Pfade wie zum Beispiel Philosophie, Wissenschaft oder auch Glaube" "Irrtümer" 'aufweisen'. Für mich klingt das schon ein bisschen so, als dächten Sie, wo angekommen zu sein, wo 'die Philosophie' noch nie war. Da wird man Sie doch wohl dran messen können?

    Und am sprachlichen Ausdruck Ihrer Gedanken doch wohl auch? Und an der -- von Ihnen so betonten -- Logik doch wohl auch?
    Sie haben vielleicht darin Recht, dass ich nicht von Ihrem Buch eine umfassende Auseinandersetzung mit der Literatur verlangen sollte. (Ihr Literaturverzeichnis gefällt mir ohnehin nicht, weil es darin so aussieht, als sei Luther der Verfasser der Bibel und Paret der des Korans. Auch die Titel der Verfasser sollten Sie weglassen.)

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