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26 August 2005

Kluges Radfahren: Wie Andreas Luckner sein Buch über Klugheit beginnt

Das ist bestimmt ein kluges Buch: Andreas Luckner widmet sich in seiner soeben erschienenen Studie "Klugheit" in der Reihe "Grundthemen der Philosophie" der Frage, was das ist, durch das eine Person "sich selbst und damit ihr Handlen und Leben vernünftigerweise zu orientieren vermag" (S. 3). Eine eminent praktische Frage also, und darum wird die Klugheit, das finde ich ganz nachvollziehbar, als Tugend verstanden und der Moralphilosophie zugeschlagen.
Als Einleitung zitiert Luckner ein Schild auf der Seebrücke zu Prerow in Pommern:
"Vernünftige Menschen fahren hier nicht mit dem Rad. Für alle anderen ist es verboten." Die Angabe klingt ein bisschen wie eine moderne Legende -- gibt es wirklich so ein Schild? --, aber interessant ist das Schild auch, wenn es nicht existiert. Es bietet eine implizite Definition von Vernunft: freiwillig das Richtige tun. Und eine ebenso implizite Definition von staatlicher "Eingriffsverwaltung": die Leute dazu bringen, das Richtige zu tun.
Wie wirkt das Schild auf den Leser? Es erinnert ihn daran, dass er klug sein möchte, denn dann zeigt er, dass er kein Verbot braucht: Man kann wählen, ob man es appellativ oder deskriptiv liest. -- Ich lese beides.

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