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28 August 2005

Philosophie unterrichten als DADA-Konzept?

Was hat Philosophie-Unterricht mit DADA zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel: Philosophie ist rational, argumentativ, DADA eher nicht: "Was wir DaDa nennen, ist ein Narrenspiel aus dem Nichts, in das alle höheren Fragen verwickelt sind", meint Hugo Ball (hier zitiert aus DaDa Online).
Dale Jacquette, Philosoph an der Pennsylvania State University und mit zahlreichen Publikationen für Studierende, Textsammlungen und methodische Einführungen hervorgetreten, geht in einem Editorial zum American Philosophical Quarterly 42 (2005) 1 dieser Frage, nun, nicht direkt nach. Aber er betont doch eine Eigentümlichkeit des Philosophieunterrichts, welche den Rationalitätsanspruch infragestellt und ihn in die Nähe dadaistischer Botschaften rückt: Wie bringt man den Schülern bei, dass verschiedene Theorien ganz verschiedene Standpunkte zu einzelnen Fragen vertreten, ohne dass die eigene, die Lieblingstheorie am Ende als die Richtige dasteht, und ohne dass totes Lexikonwissen verwaltet wird?
Und sollte einem das gelingen, wie schafft man es, dass die Belehrten danach nicht verwirrter sind als vorher? Das sokratische Gespräch, gern als Beispiel für den erfolgreichen Philosophieunterricht verwandt, eignet sich nicht gut als Vorbild; dort geht es ja erstmal darum, vermeintliche Gewissheiten infragezustellen (jedenfalls da, wo Platon nicht mit rhetorischernTricks für die eigenen Lieblingsideen einnimmt). Jacquette meint, am besten würde von einem Team von Lehrern unterrichtet, deren Meinungsverschiedenheiten bekannt seien. Das halte ich für eine gute Idee: dann könnte zugleich der hohe Ton des höflichen und respektvollen Streits geübt werden...

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