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02 April 2006

Das große Ganze

In letzter Zeit fallen mir vermehrt Bücher auf, deren Autoren das große Ganze im Blick haben. Weil es uns nach Hegel schwer fällt, noch an Gesamtentwürfe zu glauben, begegne ich solchen Werken von vornherein mit Misstrauen. Allerdings hat dieses Misstrauen zur Folge, dass ich den Büchern auch weiter keine Zeit widme und darum noch unentschieden bin, ob Ken Wilbers Integrale Philosophie nun Humbug, ein bisschen Lebenskunst oder doch Philosophie ist. Die Klappentexte sprechen jedenfalls immer davon, dass man es mit einem der "ganz großen Denker unserer Zeit" zu tun habe. Wikipedia ist sich sicher, dass man sich im Grenzbereich von Esoterik und Philosophie befinde.
Roy Bhaskar ist auch so ein Fall. Der Umschlag seines Werkes meta-Reality kommt im Lebenshilfe-Wolkenblau daher. Der Klappentext sagt, es handle sich um "this new, long awaited study":
the first and defining volume in which Roy Bhaskar, originator of the increasingly influential, interdisciplinary and international philosophy of critical realism, systematically presents and expounds the prinzicples of his new philosophy of meta-Reality, a philosophy which is already the subject of worldwide attention and debate.

Soso. Ich hatte gedacht, der Kritische Realismus sei schon etwas älter. Google bietet auf den ersten Seiten einer Suche gleich eine Vielzahl von Möglichkeiten, in welchem Sinne der Begriff verstanden werden könnte, als Kunststil z.B. Ich hatte an etwas in Richtung Nicolai Hartmann gedacht (vgl. auch den Wikipedia-Artikel). Roy Bhaskar kommt da gar nicht vor. Aber:
Internationale Philosophie!!! Interdisziplinär!!!!!! Neu!!!!!!!!!!!!!!!!! Weltweit beachtet!!!!!!!!!!!!!!!
Mir gehen die Ausrufezeichen aus.

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