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07 August 2007

Beiläufig gesprochen ...

die Gegenstände sind farblos: einer meiner Lieblingssätze aus dem Tractatus (Satz 2.0231), weil er für sich genommen zwar aphoristischen Charakter hat, aber auch, so offensichtlich, ganz falsch ist. (Nicht für sich genommen, ist er zweifellos richtig, denn dann muss man ja berücksichtigen, was Wittgenstein im Tractatus "Gegenstand" nennt.)
Weil also die Gegenstände nicht farblos und weil auch Farbe nicht gegenstandslos ist, lohnt sich ein Blick in den Sammelband Farben : Betrachtungen aus Philosophie und Naturwissenschaften, den Jakob Steinbrenner und Stefan Glasauer bei Suhrkamp 2007 herausgegeben haben. Der Band gibt nicht nur ein paar Anregungen im Umgang mit den "sekundären Qualitäten" in Philosophie und Hirnforschung (und natürlich den Funktionalismus, man denke an Frank Jacksons Mary), sondern wirft auch ein paar Blicke in die Geschichte. Besonders interessant finde ich Olaf Müllers Untersuchung der Methoden Goethes in seiner Farbenlehre, die bekanntlich eine vehemente Newton-Kritik enthält. Müller meint, Goethe habe "in Newtons methodologischen Ansprüchen Mängel entdeckt, die heutzutage jedem Kenner der naturwissenschaftlichen Methode unangenehm ins Auge springen dürften. (...) Anders als oft behauptet wird, wusste Goethe sehr genau, wie empirische Wissenschaft funktioniert und was sie leistet; er hat das tiefer durchdacht als Newton." (S. 65) Diese "Ehrenrettung" könnte auch Germanisten interessieren, zumal wenn sie aus der Feder eines so gut verständlich schreibenden Wissenschaftstheoretikers und Philosophen stammt wie Müller!

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