Der Moment, da eine Sache benannt wird, da sich die Vorstellung und der Begriff ihrer bemächtigen, ist eben jener Moment, da sie beginnt, ihre Energie einzubüßen -- auf die Gefahr hin, zu einer Wahrheit zu werden oder sich als Ideologie aufzuzwingen. Dasselbe lässt sich auch vom Unbewussten und seiner Entdeckung durch Freud sagen. Der Begriff tritt in Erscheinung, wenn etwas zu verschwinden beginnt. (...) Globalisierung: Vielleicht spricht man deshalb so viel von ihr -- als einer Evidenz oder einer unbestreitbaren Realität --, weil sie den Gipfelpunkt ihrer Bewegung schon überschritten hat und wir bereits unter dem Einfluss von etwas anderem stehen.
So verflüchtigt sich das Reale im Begriff.
Jean Baudrillard: Warum ist nicht alles schon verschwunden? (Berlin : Matthes und Seitz, 2008, S. 8-9)
Aber auch im Zusammenhang kann ich dem nichts abgewinnen. Unbestreitbar war das Unbewusste schon vorher da, bevor Freud es erkannt hat. Aber danach ist es ja nicht weg. (Keine Kausalität zwischen Erkennen und Erkanntem) Und wenn ich Baudrillard so verstehe, dass die Erzeugung von Begriffen dazu dient, das Begriffene erkenntnismäßig einzuordnen, so dass es in der Einordnung verschwindet, wenn er also über unseren Umgang mit Begriffen redet statt über deren Inhalt, dann scheint mir das Behauptete schlicht falsch zu sein. Oder meint er etwas ganz anderes? Liest hier ein Baudrillard-Kenner mit?
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