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03 Juni 2008

Offenkundig falsch

Manchmal treffe ich auf selbstverständlich vorgetragene Sätze, die so offensichtlich falsch sind, dass ich mich immer frage, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann. Susanne May leitet ihr Vorwort zu Philosophisch leben -- Leben der Philosophen (hg. von Hermann Schlüter und maria Schwartz, Berlin : Lit, 2007) ein mit einem Pseudozitat:
"Nur wenn man sich bewusst ist, dass man etwas noch nicht kann, kann man es lernen. Die Einsicht des Nichtwissens ist also notwendige Voraussetzung dafür, etwas lernen zu können".

Diese These schreibt sie Sokrates zu. Träfe sie zu, könnten wir z.B. schlecht bei Tieren von Lernen reden. Wir könnten nicht mehr sagen, dass Kleinkinder sprechen lernen. Und die These geht auch völlig an meiner eigenen Erfahrung vorbei. Ein Teil des Lernens hat mit dem Besserwerden bei dem zu tun, was man ohnehin macht: Lernen durch Üben. Dieses Üben funktioniert, erstaunlicherweise, ohne dass ich mir bewusst bin, was ich da noch nicht kann. (Das Üben zeigt ja erst, dass ich vorher etwas noch nicht konnte.)
Natürlich gibt es auch die Volkshochschul-Fälle: Ah, ich kann noch kein Spanisch. Na dann nehm ich doch mal einen Kurs.

1 Kommentar:

  1. Anonym11/6/08

    Natürlich kann man auch unbewußt lernen. Die ganze Werbeindustrie lebt davon. Die Psychologie nennt das inzidentelles Lernen - Lernen ohne Lernabsicht.

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