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18 März 2009

Descartes vs. Google

Bin krank. Nach zwei Tag apathischem Herumliegen hatte ich gestern wieder Lust auf Lektüre und verbrachte den Tag mit Fritz Sterns Fünf Deutschland und ein Leben; am Abend dann Russell Shorto's Descartes Bones (ja, hin und wieder lese ich eines der Bücher, die ich hier anpreise). Danach legte ich mich ins Bett, mit einer großen Wärmflasche auf der Brust, um den Schüttelfrost zu bekämpfen. Welches ist wohl die beste Stelle, eine Wärmflasche hinzulegen, um am ganzen Körper warm zu werden? Ich nahm an, am besten läge sie auf dem Herzen und würde das Blut wärmen, das dann von dort in die Extremitäten gepumpt wird. Hat aber in der Praxis nicht sehr gut funktioniert; es dauerte mehr als 20 Minuten, bis meine Hände halbwegs warm waren -- und die lagen auf der kochend heißen Wärmflasche drauf! Neu ist mir auch, dass man auch mit einer solchen Wärmequelle immer noch vom Frost geschüttelt werden kann: eine Erfahrung, für die ich nicht unbedingt eine Wiederholung brauche.
Bei Shorto habe ich gelernt, dass Descartes vielleicht in einer Weise für einen wissenschaftlichen Paradigmenwechselt steht wie Galilei. Aber während Galilei in der Bewegung der Sterne das Buch der Natur las, wandte Descartes sich der Medizin zu. Offenbar war er sich auch der neuentdeckten Bedeutung des Blutkreislaufs bewusst, wenn er sich auch darin irrte, welche Rolle das Herz darin spielt. Er dachte, es würde das Blut anheizen.
(Shortos Buch hat mir auch ein paar genau datierbare "Ereignisse" aus Descartes Leben nähergebracht, die ich woanders eintrage.)
Descartes ist mit seinem "Denke selbst, traue nix überliefertem" eine extreme Position der Vernunft. Vorgestern, beim Arzt, begegnete mir eine andere. Dort hatte ich zur Lektüre die Wahl zwischen Schöner wohnen, Lisa, Bild der Frau und Auto Motor und Sport -- und einer Zeitschrift namens Welt der Wunder, die auf den ersten Blick für mich aussah wie ein kleiner greller Bruder zu PM. Die gab auf den ersten Seiten damit an, dass ein Spieler der TSG Hoffenheim sie lese. Der Spieler werde von seinen Kollegen wegen seiner Intelligenz "Google" und "Professor" genannt. (Bild online entnehme ich heute, dass er so genannt wird, weil er alles über Fußball weiß.) Da fragt man sich doch, inwiefern Google eine Metapher für Intelligenz sein kann!? Klarerweise geht es bei dem Spitznamen nicht um Intelligenz im Sinne von Problemlösen, sondern um Wissen, und seltsamerweise ist die Suchmaschine, die einem keine Auskunft darüber gibt, ob das, was man da gefunden hat, auch stimmt, für einige offenbar der Inbegriff des Wissens. Sozusagen das Gegenteil von Descartes.

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