blogoscoop

02 September 2006

Poggi über den jungen Heidegger

Was hat Heidegger eigentlich vor 1927, vor dem Erscheinen von Sein und Zeit, getrieben? Dass er von Jesuiten erzogen wurde, sich über Duns Scotus habilitierte und ein begnadeter Vortragender in Marburg war (Hannah Arendts Wort vom "Versteckten König" der Philosophen stammt ja aus den zwanziger Jahren), das weiß man so ungefähr. Nun gibt schon seit einiger Zeit die Gesamtausgabe im Klostermann-Verlag die Möglichkeit, die frühen Vorlesungen und damit die Entwicklung des Heideggerschen Denkens zu studieren. Für mich waren die Vorlesungen um 1922 ein Aha-Erlebnis, weil ich viel deutlicher sehen konnte, wieviel Heidegger bei Husserl gelernt hat. Sein und Zeit sieht ja mehr nach einer Absetzbewegung aus.
Jedenfalls erscheinen auch immer mehr Bücher mit dem "jungen Heidegger" im Titel. John van Buren schrieb schon 1995 über "The young Heidegger" (1912-1927), auch Jürgen Stolzenbergs Studie über den Neukantianismus' Natorps und Cohens im Vergleich mit dem frühen Heidegger, Ursprung und System, erschien in diesem Jahr. Nun legt Stefano Poggi La logica, la mistica, il nulla : una interpretatione del giovane Heidegger vor und schreitet dabei das Werk ab 1914, ab Heideggers Dissertation über Die Lehre vom Urteil im Psychologismus, bis 1922 ab. Ich bin kein Heidegger-Kenner: mich macht hier das Wort "Mystik" im Titel neugierig.

1 Kommentar:

  1. Update vom 27.9.: Gerade fällt mir auch Gisbert Hoffmanns Heideggers Phänomenologie : Bewusstsein - Reflexion - Selbst (Ich) und Zeit im Frühwerk in die Hände. Das ist bei Königshausen und Neumann in Würzburg 2005 erschienen und behandelt Vorlesungen von 1919 bis 1925. Das besondere: Hoffmann durchquert sein Feld systematisch, d.h. an den genannten Konzepten orientiert, und chronologisch, an Heideggers Vorlesungen orientiert: also insgesamt zweimal. Der Titel deutet dabei auf die oben angesprochene Nähe zwischen Husserls philosophischem Projekt und dem frühen Heidegger.

    AntwortenLöschen