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11 Oktober 2005

Wie Scruton Foucault liest

Roger Scruton, der streitbare -- und in einem wohlverstandenen Sinne konservative -- englische Philosoph, hat eine Abneigung gegen Michel Foucault, oder besser: gegen dessen Philosophie. In Scrutons Einführung An Intelligent Person's Guide to Philosophy, 1996 zuerst und dann in mehreren Auflagen als Taschenbuch erschienen, wird Foucault schon im Vorwort ein "fraud" genannt. Im Ganzen geht es aber mehr um Foucaults Einfluss und die Verwechslung seiner Leser -- und manch dekonstruktivistisch orientierter Philosophen -- von Tatsachen und Dingen mit den sie beschreibenden Ausdrücken.
Foucault tells us (in Les Mots et les choses (1966)) that man is a recent invention, and we are understandably startled. Does he mean there were no men around in the Middle Ages? No; he means that the concept: man -- as opposed to gentleman, soldier, serf, judge, or merchant -- has been current only since the Enlightenment. The implication, however, is that the concept creates what it describes, and that the theories of human nature which burst upon the world in the eighteenth century were theories which created the thing over which they disagreed. Until that time, there was no such thing as human nature.
Das kann natürlich nicht sein. Natürlich meint auch Scruton, dass die Unterscheidung zwischen den Dingen selbst und dem, wie sie begrifflich gefasst werden, wichtig ist. Er unterscheidet zwei Formen von Konzepten oder Begriffen, nämlich solche, die die Welt erklären, und solche, die sich auf unsere Reaktion auf die Welt konzentrieren. "Fisch" z.B. ist ein erklärendes Konzept, "Ornament" ist von der zweiten Art. Mit "Fisch" klassifizieren wir Gegenstände, die aus bestimmten Gründen zusammengehören; und die Entdeckung ist möglich, dass wir uns in der Verwendung des Begriffs irren -- etwa als Wale als Säugetiere erkannt wurden. Ornamente hingegen, meint Scruton, haben vor allem gemeinsam, dass wir sie als solche gebrauchen; sie werden erst zu solchen, indem wir sie als solche begreifen. Das kann man von Fischen nicht sagen -- und ebensowenig von Menschen.

Scrutons Einführung ist auf ihre Weise ebenso lesenswert wie die von Thomas Nagel, Was bedeutet das alles? Und Scruton beschäftigt sich auch mit Themen, die bei Nagel außen vor bleiben, z.B. Gott, Sex und Liebe, Zeit. Sein Ziel ist, Philosophie interessant zu machen, indem er zeigt, was er an ihr interessant findet. Das gelingt -- man wünscht sich eine deutsche Übersetzung!

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